Hallo liebe Community.
Zuerst wollte ich ranten, aber dann bin ich doch auf eine Diskussion rund um das Thema neugierig geworden:
Vorab: Mit ROLLENspiel ist soetwas wie "erweitertes Charakterspiel" gemeint. Also nicht nur punktuelle Charakterdarstellung und Spieltisch-Theater, sondern auch die Charakterprogression als Akteur in der Spielwelt auf langfristigeren Blick.
Das eigentliche Problem:Immer wenn ich in meinem Bekanntenkreis mit Systemen wie SaWo, DnD oder ähnlichem aufschlage, werden die Systeme als "gamistisch und nicht ROLLENspiel-tauglich" abgetan. Dem entgegen stehen WoD, Cthuluh und vor allem DSA, die demhingegen als "gut für ROLLENspiel geeignet" verstanden werden.
Und ich frage mich (und mein Gegenüber) immer:
Warum? Aber ich habe noch nie eine Antwort erhalten, die ich für gut begründet halte.
Ich kann ohne den regelseitigen Spielfluss zu brechen auch in DnD die klassischen charakter-darstellenden Situationen bieten: literarische Beschreibungen, Monologe und Dialoge. Daran kann es also erstmal nicht liegen.
Wann findet noch Rollenspiel statt: Wenn Charaktere/Spieler sich für oder gegen Dinge entscheiden müssen. Entscheidungen zeigen Prioritäten und erzeugen dadurch, oder referieren auf, Charaktereigenheiten und kommunizieren diese nicht nur an den Spieltisch, sondern auch in die Spielwelt und den Plot.
Auch das geht in DnD nicht weniger gut, als in DSA-WOD-CTHULUH (?)
Zuletzt gibt es Player-Empowerment.
Und das wäre meiner Meinung nach ein sehr gutes Argument gegen die ROLLENspiel-Tauglichkeit von DnD. Denn dort, wo ich die Spielwelt aus meinem eigenen Ideenschatz heraus ein bischen Richtung Charakterdramaturgie schubsen kann, habe ich natürlich andere Möglichkeiten, Charaktere darzustellen (ob "mehr" sei mal dahingestellt, schließlich büßt man an anderer Stelle durch PE ja auch wieder ein, Stichpunkt Reliablität der Spielwelt).
Aber! Niemand der Wald-Und-Wiesen-Rollenspieler (Damit meine ich Nicht-Tanlornies (logisches) oder Nicht-Fate-und-Konsorten-Fans), die üblicherweise vorwerfen, DnD tauge nicht für Charakterspiel, mag oder betreibt Player-Empowerment. Und obwohl sie es kennen, führen sie es nicht als Begründung auf.
Vielmehr habe ich das Gefühl, dass die genannten Systeme (DSA, WoD, Cthuluh) gerade deshalb als "Charakterspiel-Freundlicher" verstanden werden,
weil sie dazu missbraucht werden können, das Charakterspiel auf platte Klischees zu reduzieren ("WIE EXOTISCH DARFS DENN SEIN?", "DAS LETZTE WORT HAT DER SPIELLEITER"), wodurch man garkein Charakter-Rollenspiel mehr betreiben muss, sondern nur noch literarische Figuren über ein literarisches Schachbrett zieht. Nach festen Regeln, die wahlweise den Bloodline/Kultur-Beschreibungen, oder der Regionalband-Exegese spielerfahrenerer Pseudo-Gurus entspringen.
Als Fachbegriff schlage ich hiermit das Wort KASTRATENROLLENSPIEL (in Zornhau'scher Großschreibung) vor, um die Überlegenheit quasi aller anderen Spielarten zu unterstreichen. Und jetzt fühlt euch gefälligst schlecht, ihr Pseudo-Charakterspieler. lol. Sorry, wurde doch zum Rant