Ich habe gerade Teil 1 und Teil 2 gesehen. Mein Fazit: Eine gute, aber keine überragende Serie. Den Plot auf weniger Folgen zu kondensieren, hätte mir besser gefallen. (Aber gut, ich mag Filme auch wesentlich lieber als Serien.)
Ein paar Probleme, die ich mit Haus des Geldes habe:
- Diese Serie hat die mit Abstand nervigsten Charaktere, die ich ich kenne. Arturo nimmt für mich Platz 1 ein, dicht gefolgt von Tokio mit ihrem irrationalen Hitzkopf. Jede Szene mit einem der beiden strapaziert meine Nerven. Arturos Gimmick mit dem Aufwiegeln der Geiseln gegen die Geiselnehmer wird schnell nervig und ich habe keine Ahnung, warum die Geiselnehmer diese gefährliche Handlung nur mit einem Schulterzucken registrieren, wenn überhaupt, und außer vielleicht einer schnell abnutzenden Gewaltandrohung nichts dagegen unternehmen (Einzelhaft? Freilassung? Nicht-letales Exempel statuieren?). Der Umgang mit ihm als Störfaktor ist für mich absolut nicht nachvollziehbar.
- Die Liebessubplots sind für mich zu zahlreich und nehmen einen zu großen Teil der Laufzeit ein. Warum muss eine Heist-Serie so viel Liebesdrama haben?
- Inflationäre Anwendung von Flashbacks.
- Der Plot von Staffel 1 und 2 hätte locker auf die Hälfte der Folgen eingedampft werden können. Insgesamt wirkt die Serie auf mich sehr langatmig (vielleicht wegen der Flashbacks und Liebesgeschichten).
Dem kann ich mich anschließen bis auf die Flashbacks. Ich fand nur die Gefühlsdusel-Flachbacks nervig, die Palnungsflashpacks hingegen toll. Monika fand ich übrigens ebenfalls extrem nervig. Arturo bleibt aber der Obernervenarsch. Bei den Bankräubern habe ich mich häufig gefragt, warum so ein inteligenter und emotional stabiler Charakter wie der Professor mit solchen tickenden Zeitbomben zusammenarbeitet. Ja, bei Berlin klärt sich das auf, aber bei den anderen sind die Begründungen "weil sie gut sind" (wo sieht man das, außer ein wenig bei Rio und Moskau?) und "weil sie nichts zu verlieren haben" zumindest weit hergeholt.
Ich finde die Serie hatte insbesondere in Teil 1 eine große Stärke: Die metaphorische Schachpartie zwischen der Inspectora und dem Professor. Ich liebe es, wenn intelligente Charaktere gegen intelligente Charaktere arbeiten. Dagegen finde ich so ermüdend, dumme Charaktere gegen intelligente Charaktere agieren und scheitern zu sehen. Daher fand ich die Szenen mit dem Professor und der Inspectora am besten. Gegen Ende werden viele Dinge aber immer hanebüchener: Die ganze Liebesgeschichte zwischen Inspectora und Professor wirkt schon sehr konstruiert. Außerdem verändert sich die Serie schleichend und gibt ihren verhältnismäßig "realistischen Stil" zugunsten von mehr Action auf. Dabei mehren sich aber Kleinigkeiten, die zumindest nerven. Da gibt es beispielsweise jede Menge dummes Polizeiverhalten; "Hey, wir stellen uns alle im Kreis um die Frau, die wir festnehmen sollen. Wenn sie dumme Sachen macht, erschießen wir nicht nur sie, sondern auch noch uns gegenseitig." In der letzten Folge hätte es mehr Tote durch
friendly fire und durch Querschläger geben müssen, als Tote in allen anderen Folgen zusammen genommen.
Auch die politischen Untertöne fand ich meh. "Die Zentralbank ist viel pöhser als wie wir, weil nämlich die drucken Geld und geben es den reichen Banken, hurr durr". Ja, nee, das ist nunmal die Aufgabe einer Zentralbank. Ebenso wurde die Skrupellosigkeit von Geheimdienst/Polizei dem Zuschauer wirklich mit der Brechstange vor Augen geführt, und ich hasse es, wenn mir als Zuschauer ewas mit der Brechstange vorgeführt werden soll. Nach allem, was ich von Teil 3 und 4 weiß, wird das da noch schlimmer, deswegen werde ich diese nicht schauen.
Film-Empfehlung für alle, die die Serie oder die Prämisse der Serie mochten:
Inside Man. Mein Lieblings-Heist-Film, in dem ebenfalls intelligente Charaktere gegen anderen intelligente Charaktere agieren. Das ganze dauert allerdings nur 2 Stunden. Außerdem bringt der Film seine politischen Untertöne wesentlich besser zur Geltung.