Autor Thema: Erzählwortschatz erweitern  (Gelesen 5084 mal)

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Offline Gilgeam

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Erzählwortschatz erweitern
« am: 25.01.2018 | 01:15 »
Ave, liebe DM-Kollegen!

Wie viele andere bin auch ich begeistert von actual plays a la Critical Role und musste mir leider eingestehen, dass verglichen mit Meistern wie Matt Mercer mein Erzählsprachschatz unterirdisch ist. Also dachte ich, wenn jemand weiß, was man dagegen tun kann, findet er oder sie sich hier irgendwo! Mein erster Gedanke ging Richtung Bücher über kreatives schreiben, wollte aber mal hören, ob ihr eine Idee habt oder was konkretes empfehlen könnt.

Tipps? Ideen? Her damit!

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Offline Huhn

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Re: Erzählwortschatz erweitern
« Antwort #1 am: 25.01.2018 | 07:39 »
Auf lange Sicht ist es vermutlich am effektivsten, wenn du dir Romane in dem Stil suchst, in dem du gerne sprechen würdest und dann fleißig und viel liest. :)

Ansonsten sind Synonymwörterbücher oder Stilwörterbücher Gold wert. Einfach mal deine Spielrunde bitten, dir zu sagen, was so typische Wörter oder Phrasen sind, die du dauernd benutzt und gezielt nach Alternativen suchen.
« Letzte Änderung: 25.01.2018 | 07:41 von Huhn »

Offline Weltengeist

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Re: Erzählwortschatz erweitern
« Antwort #2 am: 25.01.2018 | 08:34 »
Also "nur lesen" funktioniert bei mir nicht, das bleibt rein passives Wissen. Nur weil ich Goethe gelesen habe, kann ich noch lange nicht wie Goethe reden.

Ein bisschen besser ist schon aktives Schreiben von Geschichten in dem Stil, den du anstrebst. Dabei muss es keine echte Story geben, und es muss auch nichts fertig werden. Es ist völlig okay, nur Fragmente zu schreiben, da es ja nur ums Üben geht. Mir selbst hilft das zumindest, ein Gefühl für bestimmte Redewendungen einer Spielwelt zu entwickeln.

Noch besser wäre natürlich, laut vor dem Spiegel zu üben, aber ich gebe zu, dass ich selbst mich dazu nicht aufraffen kann - dafür ist mir persönlich die Sache nicht wichtig genug (zumal die Spieler da ohnehin meist nicht mitziehen und am Spieltisch weiter "Cool", "Okay" usw. sagen und alle zwei Minuten einen schönen OOC-Witz reißen ;)).
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Offline KhornedBeef

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Re: Erzählwortschatz erweitern
« Antwort #3 am: 25.01.2018 | 08:40 »
Lesen, lesen, lesen. Ist die Basis für alles andere bei mir. Lies verschiedene Sachen, lies lange Sachen, lies Sachen die du kaum verstehst. Als ich Joseph Hellers Catch 22 gelesen habe, hatte ich das Gefühl ich kenne jedes zweite Adjektiv nicht.
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Offline unicum

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Re: Erzählwortschatz erweitern
« Antwort #4 am: 25.01.2018 | 09:31 »
Bücher lesen erweitert den passiven Wortschatz - der ist natürlich wichtig, aber danach muss man die Wörter auch in den aktiven Wortschatz übernehmen - und das geht meiner Meinung nach - nur durch "üben" und ggf Selbstkontrolle.(*)
Also: viel Sprechen. ggf mal Aufnahmen davon machen und danach reflektieren wie es rüberkahm. In dieser Sache also - wie man ggf in der Schule es schon macht: Laut lesen um auch ein gefühl für das Wort zu bekommen.
Wenn Du wirklich viel Zeit investieren willst: versuch es mal mit Retorikseminaren oder vieleicht Improvisationstheater.
Alternativ - eben auch schreiben,... da kann man dann auch leich sehen welche Wörter man meint zu oft zu benutzen.

Schlussenlich muss aber auch jeder selbst seinen Weg finden wie er das am besten lernt.

(*) und ja ich hab es schon erlebt das jemand beim Rollenspiel ein Ditkiergeräht hat mitlaufen lassen, wenn auch aus anderen Gründen (Anstelle eines Mitschriebes).

Offline 1of3

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Re: Erzählwortschatz erweitern
« Antwort #5 am: 25.01.2018 | 10:18 »
Ist wirklich der Wortschatz das Problem oder dass du spontan erzählen willst? Wie bereitest du Erzählpassagen vor, von denen du weißt, dass sie an dem Spielabend passieren werden?

Offline angband

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Re: Erzählwortschatz erweitern
« Antwort #6 am: 25.01.2018 | 10:33 »
Mir hilft es wenn ich mir im Kopf sehr bildlich die Szene vorstelle. Dann kann ich anschaulicher und bildlicher beschreiben. Manchmal lohnt es sich auch wenn ich mich gleichzeitig in einen SC hineinversetze und mir vorstelle wie die Szene auf dieses SC wirken könnte: "du nimmst einen Geruch war: blühende Blumen auf einem Hügel." keine Ahnung, ist schwer zu erklären, aber ich habe den Eindruck dass meine solche Beschreibungen in meiner Gruppe gut ankommen.

Dioto

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Re: Erzählwortschatz erweitern
« Antwort #7 am: 25.01.2018 | 10:53 »
Wie viele andere bin auch ich begeistert von actual plays a la Critical Role und musste mir leider eingestehen, dass verglichen mit Meistern wie Matt Mercer mein Erzählsprachschatz unterirdisch ist.
Man sollte die Actual Plays auf YouTube nicht als Vergleich zu sich oder der eigenen Gruppe heranziehen. Die dort anwesenden Spieler haben meist eine (teils langjährige) schauspielerische Ausbildung hinter sich, sodass sie natürlich besser schauspielern können und einen größeren Wortschatz in diesem Bereich aufweisen. Dass die Spielrunden manchmal nach einem Script laufen und langweilige Passagen herausgeschnitten werden fördert zwar den Unterhaltungswert dieser Videos, zeigt aber nicht die Normalsituation.

Wie meine Vorredner schon vorgeschlagen haben, kann man sich mit einem Buch aus dem jeweiligen Genre vor einen Spiegel stellen und laut vorlesen, um den aktiven Wortschatz zu trainieren. Das von dir genannte kreative Schreiben ist aber auch ganz sinnvoll.

Offline KhornedBeef

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Re: Erzählwortschatz erweitern
« Antwort #8 am: 25.01.2018 | 11:05 »
Man sollte die Actual Plays auf YouTube nicht als Vergleich zu sich oder der eigenen Gruppe heranziehen. Die dort anwesenden Spieler haben meist eine (teils langjährige) schauspielerische Ausbildung hinter sich, sodass sie natürlich besser schauspielern können und einen größeren Wortschatz in diesem Bereich aufweisen. Dass die Spielrunden manchmal nach einem Script laufen und langweilige Passagen herausgeschnitten werden fördert zwar den Unterhaltungswert dieser Videos, zeigt aber nicht die Normalsituation.

Wie meine Vorredner schon vorgeschlagen haben, kann man sich mit einem Buch aus dem jeweiligen Genre vor einen Spiegel stellen und laut vorlesen, um den aktiven Wortschatz zu trainieren. Das von dir genannte kreative Schreiben ist aber auch ganz sinnvoll.
Oh ja, guter Hinweis, Matt und seine Spieler sind doch glaube ich alles professionelle Synchronsprecher, oder? Mehr Übung mit konkretem Feedback bekommt wohl kaum jemand.
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Offline Issi

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Re: Erzählwortschatz erweitern
« Antwort #9 am: 25.01.2018 | 12:29 »
Zum Üben?

LARP
Impro Theater
Krimi-Dinner

Beim freien Sprechen und Improvisieren hilft Dir das, was Du unterbewusst abrufen kannst.
Und das ist mehr als man glaubt, solange man sich nicht selbst blockiert, z.B. durch störende Gedanken .
Darum...
-"Vergiss Dich selbst"- während des Spiels.
-"Denk nicht soviel nach- wie es bei anderen ankommt."
- "Konzentriere dich darauf Spaß zu haben."


Ich zitiere nochmal  die Weisheit des Narren: "Bin nichts, kann nichts, macht auch nichts." ~;D
Oder "die Ärzte": "Du bist immer dann am Besten, wenns Dir eigentlich egal ist."

Edit: Erzählwortschatz im Rollenspiel ist besser kein schwaffelnder. Das wirkt sonst u.U. übertrieben und zu "gewollt."
Besser direkt die fünf Sinne der Figuren ansprechen. Was sehen sie? Hören sie? Riechen sie ? usw.
 -Dann bleibt noch genug Zeit für das Kopfkino der Spieler Bzw. das "Nachempfinden in Rolle.".
Daher nur das Beschreiben was da wahrzunehmen  ist.
Sag ihnen was sie sehen,hören etc. Aber sag ihnen nicht was sie dabei fühlen. Das wollen die Spieler idR. selbst.
Weniger ist manchmal mehr.
Ein Rollenspiel Abenteuer ist kein Hörbuch.
Und von "Wortakrobatik" zum Zweck einer "Selbst -Präsentation", hat keiner was.
« Letzte Änderung: 25.01.2018 | 13:22 von Issi »

Lord Kagrenac

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Re: Erzählwortschatz erweitern
« Antwort #10 am: 25.01.2018 | 12:38 »
Oh ja, guter Hinweis, Matt und seine Spieler sind doch glaube ich alles professionelle Synchronsprecher, oder? Mehr Übung mit konkretem Feedback bekommt wohl kaum jemand.

Sind sie - und sich daran zu messen ist Unsinn. Man kann dem entgegen streben, aber die haben alle eine entsprechende Ausbildung und professionelles Training hinter sich. Das hindert sie zwar nicht daran, ab und ein ein wenig zu overacten (gehört zur Synchro auch zum Teil dazu), erzeugt aber natürlich viel mehr Dynamik. Zum professionellen Sprechen gehört ein Gefühl für Timing, Intonation, vielleicht sogar die ein- oder andere gekonnte Imitation. Da muss man für seine Hausrunde nicht unbedingt hin, finde ich.

Viel erstrebenswerter finde ich, sich speziell von Mercers Enthusiasmus inspirieren zu lassen. Das hat nämlich wenig mit seiner Ausbildung zu tun und mehr damit, dass er einfach ein dorkiger Welcher ist, der voll in seiner Rolle aufgeht und gerne ne Show abliefert.  ~;D

@Topic
Ich würde auch dazu raten, viel zu lesen. Freisprechen üben hilft auch, genauso wie zu versuchen drauf zu achten, zu welchen Formulierungen man beim Beschreiben neigt. Es kommt natürlich auch ganz auf die Gruppe an, wie die Kommunikation funktioniert.

Offline Lord Verminaard

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Re: Erzählwortschatz erweitern
« Antwort #11 am: 25.01.2018 | 12:52 »
Lesen? Schreiben! Und dann redigieren. Beste Übung wo gibt, und macht auch Spaß. Und das Beste, wenn du einen aktiven Nutzen für P&P daraus ziehst, musst du dich nicht mal ärgern, wenn deine Werke unvollendet bleiben.

Dann als nächster Schritt Trockenübungen: In der leeren Wohnung, unter der Dusche, auf dem Weg zum Bus, eine Szene beschreiben. Und dann noch mal von vorn, und noch mal.
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Offline ghoul

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Re: Erzählwortschatz erweitern
« Antwort #12 am: 25.01.2018 | 18:20 »
Natürlich ist es löblich, sich um gute Formulierungen Gedanken zu machen, und ums Besserwerden.
Aber essentiel ist es nicht.
Wichtiger: Klar formulieren (einfach Worte tun ihren Zweck auch), so dass die Spieler wissen, was Sache ist. Den Rest erledigen die Spieler dann per Kopfkino.

Aber um Deine Frage zu beantworten:
Für Schlüsselszenen könntest Du Dir ein paar Notizen machen mit Adjektiven und Substantiven für Beschreibungen der Szenerie oder für Aussagen der NSCe.

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Offline Gilgeam

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Re: Erzählwortschatz erweitern
« Antwort #13 am: 26.01.2018 | 02:20 »
Erstmal ein riesiges Danke für die Unmengen richtig kluger und aufbauender Ratschläge. Ihr rockt, allesamt!

Für mich persönlich hab ich vor allem die Tipps zu schreiben und sprechen mitgenommen. Mein passiver Wortschatz ist ganz gut, zig Fantasybücher sei dank, leidet aber sicher darunter, dass ich mittlerweile fiktives eigentlich nur noch auf Englisch konsumiere, weil ich bei deutschen Übersetzungen immer das Gefühl habe, der Stoff verliert viel Charakter (gutes Beispiel wäre der Name des Windes). Gute Fantasy aus deutscher Feder hab ich bisher kaum gefunden (würde mich da aber über Empfehlungen freuen). Schreiben und sprechen heißt also die Devise, ich wünschte nur, es gäbe eine gute Methode, all die schönen, ausdrucksreichen deskriptiven Worte zu lernen, die man noch nicht kennt (sowas wie englisch 'obsidian' oder 'funkeln' oder 'flirren' in Deutsch). Da kommt dann wohl das kreative Schreiben hinzu.

Und was die APs als Rollenmodell angeht, habt ihr natürlich recht - das sind Profis und damit das alles so wird wie da braucht man auch die entsprechenden perfekten Spieler. Das Niveau werden wir in meinen Runden sicher nicht erreichen, aber zumindest hilfreich find ich CR insofern, dass es die Art meistern ganz gut darstellt, die ich mag - narrative first, rules second, and fun above all. Das trifft den Punkt mit Matts Enthusiasmus ganz gut. Danke für den total guten Hinweis, dass Enthusiasmus auch eine eigene wichtige Qualität ist, die man zumindest auch selbst in der Hand hat! Und nebenbei - Matt selbst empfiehlt tatsächlich Improtheater, das ich voll gern mal probieren würde, als frischer Zwillingsvater aber erstmal zurückstellen muss.. Hat da jemand Erfahrung gemacht, ob das für seine Runden geholfen hat?

Last but not least - nochmal ein riesiges Danke! Ihr seid die Wucht in Tüten, allesamt!
« Letzte Änderung: 26.01.2018 | 02:22 von Gilgeam »

Lord Kagrenac

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Re: Erzählwortschatz erweitern
« Antwort #14 am: 26.01.2018 | 08:27 »
Mein passiver Wortschatz ist ganz gut, zig Fantasybücher sei dank, leidet aber sicher darunter, dass ich mittlerweile fiktives eigentlich nur noch auf Englisch konsumiere

Das ist leider einer der Nachteile unserer gesamtgesellschaftlichen Fixierung auf englischsprachige Medien, ja. Das Englische kann aufgrund seiner Natur den Eindruck vermitteln, dass es Sachverhalte einfacher und kompakter vermitteln kann und wenn man mit Deutsch größtenteils nur noch im Alltag/Beruf/akademisch zu tun hat, ist es schwierig ein gewisses Sprachgefühl aufzubauen. Tatsächlich finde ich, dass es dabei hilfreich sein kann, deutschen Übersetzungen und Synchronisationen dafür zum Teil eine etwas größere Chance zu geben - die können einen manchmal überraschen.

Die verschiedenen Hinweise auf das Lesen hier haben schon Hand und Fuß, auch wenn man glaubt, dass der passive Wortschatz schon gut ausgebildet ist. Vor allem wenn du (wie viele andere, unter anderem auch ich) das Meiste auf englisch konsumierst, wird dein passiver Wortschatz vor allem auch damit gefüllt. Da wird es unter Umständen auch schwer fallen, mit kreativem Schreiben allein deine Sprachvielfalt zu verbessern.

Erzählen und Narration baut automatisch auf einem sehr passiv-instinktiven Wortschatz auf. Je mehr Formulierungen man kennt, desto leichter kann man sie spontan hervorholen und benutzen. Deswegen ist es auch immer hilfreich, über den Tellerrand zu blicken und nicht nur Fantasy-Literatur zu lesen. Wenns um das freie Sprechen geht, hilft es auch ins Theater zu gehen, Hörbücher/-spiele zu hören oder anderen Leuten zuzuhören (Lesungen, Vorträge, Poetry Slams (kein Scheiß)). Einige große Namen in der deutschen Synchro- und Sprecherszene machen auch immer wieder live-Auftritte/Lesungen, bei denen man viel lernen kann, da sie eben auch größtenteils eine professionelle Schauspiel- und Sprechausbildung mitbringen.

Zitat
Hat da jemand Erfahrung gemacht, ob das für seine Runden geholfen hat?

Es hilft einerseits der eigenen Spontaneität auf die Sprünge und trainiert Reaktion und sprachliche Schlagfertigkeit. Es kann aber auch einfach für die Dynamik am Tisch Gold wert sein. Man bekommt ein wenig was von Timing mit (sprachliche Dynamik lesen, Marker erkennen um mitzureden/einzugreifen, Redefluss etc.) und mit der "yes, and"-Philosophie entwickelt man ein gutes Gefühl, die Vorstellungswelt und Partizipation von Mitspielern zu respektieren und aktiv mitzufördern. Es schult quasi auch die soziale Kompetenz am Tisch und das kann helfen, das Spiel zu vereinfachen. Ein bisschen wie bei einem Chor, der lernt, zusammenzusingen, aufeinander zu achten und nicht durcheinander zu trällern.

Das ist aber alles wie gesagt kein Muss und je nach Spielstil mal mehr und mal weniger nützlich.
« Letzte Änderung: 26.01.2018 | 08:33 von Lord Kagrenac »

Offline Issi

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Re: Erzählwortschatz erweitern
« Antwort #15 am: 26.01.2018 | 08:53 »
- Matt selbst empfiehlt tatsächlich Improtheater, das ich voll gern mal probieren würde, als frischer Zwillingsvater aber erstmal zurückstellen muss.. Hat da jemand Erfahrung gemacht, ob das für seine Runden geholfen hat?

In meiner Runde standen einige Spieler schon auf Bühnen und auch vor Kameras.
Hilft das der Übung?  Das kann es sicher.
Aber wenn man so will ist jede Rollenspiel Gruppe im Prinzip auch eine Art "Improtheater Gruppe"  - Figuren werden frei gesprochen ohne Text und Drehbuch.
Wenn man dabei mal die Angst der Erwachsenen verliert "sich möglicherweise zum Affen zu machen, weil man in eine andere Rolle schlüpft", dann ist mMn.  schon viel geschafft.
(Beim Spielen von SC/NSC.)

Einem Erzähler oder Beschreiber (Spielleiter der gerade nicht NSC spielt )wuerde ich dagegen empfehlen beim "Erzählen " einfach er selbst zu bleiben.- Und die Bilder in seinem Kopf zu der Situation zu beschreiben. Das wirkt mMn. authentischer und kommt direkter bei den Mitspielern an. (Alle stehen hier gemeinsam auf der Bühne und sind gleichzeitig Schauspieler und Publikum)Der Spielleiter braucht hier kein "extra Podest" als Erzähler . Das kommt eher komisch.
« Letzte Änderung: 26.01.2018 | 10:13 von Issi »

Offline Lord Verminaard

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Re: Erzählwortschatz erweitern
« Antwort #16 am: 26.01.2018 | 13:45 »
Zitat
Gute Fantasy aus deutscher Feder hab ich bisher kaum gefunden (würde mich da aber über Empfehlungen freuen)

Ja, ich lese auch fast nur noch auf Englisch. Wenn es dir um Sprache geht, bist du sicherlich bei Bernhard Hennen nicht ganz falsch, der kann schon schreiben. Leider fand ich aber zumindest bei seinen "Elfen" die Handlung und die Charaktere blöd... ;)
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Offline Gilgeam

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Re: Erzählwortschatz erweitern
« Antwort #17 am: 26.01.2018 | 14:53 »
Erstmal - wow.. vielen Dank für die tollen Beiträge! Ich hätte nie gedacht, daß meine kleine Anfrage dermaßen Resonanz findet. Super!

Die verschiedenen Hinweise auf das Lesen hier haben schon Hand und Fuß, auch wenn man glaubt, dass der passive Wortschatz schon gut ausgebildet ist. Vor allem wenn du (wie viele andere, unter anderem auch ich) das Meiste auf englisch konsumierst, wird dein passiver Wortschatz vor allem auch damit gefüllt. Da wird es unter Umständen auch schwer fallen, mit kreativem Schreiben allein deine Sprachvielfalt zu verbessern.

Danke, ich glaube, der Rüffel war dringend nötig! Du / ihr habt natürlich völlig Recht, und eigentlich wusste ich das schon, irgendwie. Ich hab mir tatsächlich vor einiger Zeit schon überlegt, ich müsste mehr wieder auf Deutsch konsumieren, hatte aber das Problem, daß ich an einer gescheiten Selektion gescheitert bin. Mein erster Gedanke war "Der Name des Windes", weil Rothfuss ein genialer Autoren mit einer wunderschönen, nuancierten und lyrischen Sprache ist, wurde dann aber von der Übersetzung abgeschreckt und konnte primär keine tollen deutschen Autoren ausmachen, deren Bücher mich tatsächlich gereizt hätten - mich durch die Handlung von "Die Zwerge" oder "Die Elfen" zu kämpfen, obwohl sie mich nicht interessiert, nur um die Sprache zu verbessern, hab ich dann doch nicht geschafft.

Zeit zur Besserung! Die vielleicht naheliegende Frage ist wahrscheinlich: Gibt es Bücher oder Autoren, die euch sprachlich oder erzählerisch so beeindruckt haben, daß ihr sie im Hinblick auf Sprachentwicklung empfehlen könnt? Meine ersten Gedanken waren besagter Rothfuss, Ursula K. Le Guin und (hier bin ich weniger sicher, da lange her) die Schwerter-Bücher von Tad Williams. Ich bin sicher, ihr kennt mehr. Für Tipps wär ich total dankbar!

Zitat
Wenn man dabei mal die Angst der Erwachsenen verliert "sich möglicherweise zum Affen zu machen, weil man in eine andere Rolle schlüpft", dann ist mMn.  schon viel geschafft.

Stellvertretend zum Thema Impro und "Yes, and" - ich höre mit Begeisterung den "Campaign"-Podcast von Kat Kuhl, in der eine Chicago-Impro-Komikergruppe "Abenteuer" im Star Wars Setting von Fantasy Flight Games erlebt. Wer das noch nicht kennt, dem sei es dringend empfohlen, zumal die sowohl das "zum Affen machen" wie auch das "Yes, and" zur Perfektion verfeinert haben. Mit ersterem Tue ich mir, ehrlich gesagt, noch schwer. Spontan musste ich daran denken, daß Matt, aber auch mehrere der Forenbesucher auf Reddit berichtet haben, daß sie normalerweise stehend Spiele leiten. Tatsächlich habe ich in meinen 20+ Jahren Rollenspielerfahrung nicht einen Meister gesehen, der stehend leitet, aufspringt oder routinemäßig mit Gestiken arbeitet, auch wenn das in vielen Spielleiterhandbüchern empfohlen wird. HIer würde mich mal interessieren, wie ihr das so handhabt. Habt ihr andere Erfahrungen gemacht?

---

Last but not least, wenn auch etwas OT, wollte ich noch einmal zum Thema Actual Plays als Zielvorstellung kommen. Das habe ich mir nochmal durch den Kopf gehen lassen und gestern die Chance verpasst, hier Gold zu heben. Tatsächlich leide ich vermutlich unter einer guten Dosis Perfektionismus, was die Spielerfahrung am Tisch angeht (zum Glück nicht die Vorbereitung). Ich glaube, daß liegt zum guten Teil an meiner Persönlichkeit, die eher leistungsorientiert ist, ich vermute allerdings stark, daß ich hiermit nicht allein bin. Sprich: Ich bin nach einer Runde selten wirklich zufrieden mit der eigenen Leistung und dem, was wir an dem Abend geschafft haben, weil ich immer hoffe, das mehr drin sein wird. Ein Faktor ist, daß wir episodisch seit Ewigkeiten eine unendliche Kampagne spielen (Horror on the Orient-Express), das ging mit ähnlich aber vor kurzem auch mit einem D&D5 one shot.

Darum: Habt ihr ähnliche Probleme, oder hattet ihr sie mal? Wenn ja, wie habt ihr sie gelöst? Habt ihr Tipps, wie man dieser Art Perfektionismus begegnen könnte?

Offline Issi

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Re: Erzählwortschatz erweitern
« Antwort #18 am: 26.01.2018 | 16:51 »
@
Gilgeam

Im Stehen leiten ist mEn. nicht nötig.
Das meiste holt man mMn. über Stimme und Ausdruck raus.
Geht genauso gut im Sitzen.

Abgesehen davon ist es mMn. besser auf Augenhöhe mit den Spielern zu sein,  weil sie das so am besten mitbekommen.

Ps. Ich als Spieler möchte z. B. nicht zu meinem SL aufschauen müssen.

 
« Letzte Änderung: 26.01.2018 | 16:56 von Issi »

Offline felixs

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Re: Erzählwortschatz erweitern
« Antwort #19 am: 26.01.2018 | 17:37 »
Nur mal fürs Protokoll:
Rollenspiel macht mir Spass, aber Impro-Theater finde ich total schlimm. Das war bisher jedesmal sowohl beim Zusehen als auch beim Mitmachen sehr peinlich. Liegt wahrscheinlich an den Leuten und wäre mit anderer Besetzung anders. Es sind dort aber immer die Leute, bei denen es so ist.
(Bitte cum grano salis verstehen).
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Lord Kagrenac

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Re: Erzählwortschatz erweitern
« Antwort #20 am: 26.01.2018 | 18:03 »
Danke, ich glaube, der Rüffel war dringend nötig! Du / ihr habt natürlich völlig Recht, und eigentlich wusste ich das schon, irgendwie.

War gar nicht als Rüffel gedacht, eher als Bekundung des geteilten Leidens  ~;D

Zitat
Gibt es Bücher oder Autoren, die euch sprachlich oder erzählerisch so beeindruckt haben, daß ihr sie im Hinblick auf Sprachentwicklung empfehlen könnt?

Alles kein Fantasy, aber wie gesagt, für die sprachliche Bildung muss das auch nicht unbedingt sein: E. T. A. Hoffmanns Stil hat mir immer zugesagt. Ist natürlich alt/anachronistisch aber sprachlich top. Es gibt auch einige sehr gute deutsche Übersetzungen von Stephen King, dessen einzigartiger, sprachlicher Stil auch auf Deutsch noch sehr gut transportiert werden kann (sehr zu empfehlen auch die von David Nathan gesprochenen Hörbücher, z. B. "Es"). King ist auch sehr gut dafür, prägnante Beschreibungen zu verinnerlichen, die mit wenig Schnörkel und ohne große ausladende Details auskommen und trotzdem extrem effektiv sind.

Adolf Muschg kann so Einiges und hat auch ein paar richtige Perlen aus historischer Sicht. Der Rote Ritter ist ziemlich genial. Daniel Kehlmann schreibt richtig gut.

Zitat
HIer würde mich mal interessieren, wie ihr das so handhabt. Habt ihr andere Erfahrungen gemacht?

Ich glaube ich könnte nicht stehend leiten, da würde einiges an Gemütlichkeit flöten gehen, die für mich dazu gehört. Gestikulieren und der ganze Kram? Ja. Stimme verstellen, wenns nicht zu aufgesetzt oder übertrieben ist und der Charakterisierung hilft. Lustige quirks einbauen, emotional werden. Je nach Rahmen, Spielsituation und Laune. Hauptsache man hat Spaß dabei und kann diesen Spaß transportieren.


Zitat
Darum: Habt ihr ähnliche Probleme, oder hattet ihr sie mal? Wenn ja, wie habt ihr sie gelöst? Habt ihr Tipps, wie man dieser Art Perfektionismus begegnen könnte?

Ich hatte in den letzten Jahren immer mal wieder Probleme damit, regelmäßig zu leiten. Es kamen Dinge dazwischen, ich musste gesundheitlich oft abbrechen usw. Dadurch sind teilweise große Lücken und Pausen entstanden und ich bin ein gutes Stück rausgekommen. Wieder reinzufinden fällt schwer. Ich hatte zu Anfang auch so meine Schwierigkeiten mit der Sprachfindung, mit Formulierungen und dem Gefühl, eine gute "Leistung" abgeliefert zu haben. Obwohl mir von Spielerseite gesagt wurde, dass man davon nicht viel merken würde kenne ich das Gefühl also. Bin auch gerade dabei, für mich Wege zu finden, aber ich glaube der erste Durchbruch kam, als ich diesen "Perfektionismus" einfach ein ganzes Stück abgelegt und mich mehr darauf konzentriert habe, einfach nur Spaß zu haben. Es improvisiert sich leichter, wenn man locker ist und vor allem nicht während des Spielens über die eigene Leistung nachdenkt. Man kann immer noch Sachen verbessern - man sich dafür nur nicht wirklich selbst durch die Mangel drehen.
« Letzte Änderung: 26.01.2018 | 18:05 von Lord Kagrenac »

Offline felixs

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Re: Erzählwortschatz erweitern
« Antwort #21 am: 26.01.2018 | 18:18 »
Wenn man sich in andere Sprecharten einarbeiten will, ist es auch gut, Textpassagen der gewünschten Art zu Sprechen auswendig zu lernen. So, als ob man sich für eine Rezitation oder für ein Theaterstück vorbereiten würde.
(Wäre mir aber viel zu viel Aufwand).
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Offline Gilgeam

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Re: Erzählwortschatz erweitern
« Antwort #22 am: 27.01.2018 | 12:03 »
Ich hatte in den letzten Jahren immer mal wieder Probleme damit, regelmäßig zu leiten. Es kamen Dinge dazwischen, ich musste gesundheitlich oft abbrechen usw. Dadurch sind teilweise große Lücken und Pausen entstanden und ich bin ein gutes Stück rausgekommen. Wieder reinzufinden fällt schwer. Ich hatte zu Anfang auch so meine Schwierigkeiten mit der Sprachfindung, mit Formulierungen und dem Gefühl, eine gute "Leistung" abgeliefert zu haben. Obwohl mir von Spielerseite gesagt wurde, dass man davon nicht viel merken würde kenne ich das Gefühl also. Bin auch gerade dabei, für mich Wege zu finden, aber ich glaube der erste Durchbruch kam, als ich diesen "Perfektionismus" einfach ein ganzes Stück abgelegt und mich mehr darauf konzentriert habe, einfach nur Spaß zu haben. Es improvisiert sich leichter, wenn man locker ist und vor allem nicht während des Spielens über die eigene Leistung nachdenkt. Man kann immer noch Sachen verbessern - man sich dafür nur nicht wirklich selbst durch die Mangel drehen.

Da kann ich tatsächlich einiges von mir wiederfinden - in unserer Runde gabs und gibts leider noch regelmäßig lange Aussetzer durch Krankheiten und vielleicht ist gerade das Teil des Problems, weil quasi als Kompensation dafür die selteneren gespielten Runden gefühlt einfach brillant werden müssen. Totaler Blödsinn eigentlich - ich glaube auch, daß sowohl der Spaß als auch die "Leistung" (wie auch immer definiert) besser ist, wenn der Meister entspannt und mit Spaß dran ist. Vielleicht sollte ich da mal dran arbeiten. Danke für die persönliche Geschichte!

Und bei der Gelegenheit noch einmal ein großes Dankeschön an alle für die klugen Gedanken und durchweg tollen Tipps! Ich kann mich nicht erinnern, jemals so viel nette Unterstützung über ein Forum bekommen zu haben. Ihr seid echt einmalig!

Pyromancer

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Re: Erzählwortschatz erweitern
« Antwort #23 am: 27.01.2018 | 19:44 »
Gute Fantasy aus deutscher Feder hab ich bisher kaum gefunden (würde mich da aber über Empfehlungen freuen).

Gute Fantasy steht oft nicht bei "Fantasy" im Regal, sondern bei den "richtigen Büchern". Sprachlich auf höchstem Niveau ist z.B. das uralte "Auf den Marmorklippen" von Ernst Jünger. Und wenn du Fantasy so weit fasst, dass da auch Alternativwelt-Romane darunter fallen: "Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten" von Christian Kracht.

Elfen und Orks gibt's da halt keine.

Offline winterknight

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Re: Erzählwortschatz erweitern
« Antwort #24 am: 29.01.2018 | 22:37 »
Dann als nächster Schritt Trockenübungen: In der leeren Wohnung, unter der Dusche, auf dem Weg zum Bus, eine Szene beschreiben. Und dann noch mal von vorn, und noch mal.
Das halte ich für das beste. Überlege dir beim Autofahren/Duschen/... eine Szene und feile rum wie du sie erzählst. Beschreibe sie.
Das lesen bringt bei mir nichts, weil ich alles auf Englisch lese weil die meisten Bücher gar nicht auf Deutsch übersetzt werden und wenn dann zu spät und ich den Kiesowschen Stil nicht abkann.
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