Autor Thema: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.  (Gelesen 28447 mal)

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Offline Rhylthar

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Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
« Antwort #100 am: 30.01.2018 | 17:16 »
Cool. Altime-Sales 183.487 - das ist doch mal konkret. Würde mich dennoch mehr als wundern, wenn Mr.Mearls hier die "Wahrheit" (TM) getwittered hätte ... das würde dann - bedenkt man die Zahlen von 3E - ja bedeuten, dass amazon weltweit höchstens 10% der Verkäufe ausmacht ...
Bezüglich der anderen Editionen? Nö, warum?

Er splittet geschickt 3.0 und 3.5 auf, obwohl 3.5 ein einziger Convenience-Kauf war, denn man konnte 3.0 locker mittels der SRD upgraden.  Und: In der SRD waren im Gegensatz zur jetzigen 99 % aller Inhalte enthalten (abgesehen einiger ikonischer Monster). Wenn man beide zusammenzählen würde, wären sie evtl. über 5E.

4E hat sich zu Beginn afaik gut verkauft, waren auch durchaus günstig.

Also das 5E, gerade nach der Durststrecke 4E, mehr verkauft wurde, halte ich durchaus für möglich.

Sagt mir aber nichts darüber aus, wie viel mehr diese Edition gekauft wird. An den Verkaufszahlen des ersten (in den Editionen vergleichbaren) Nachfolgeprodukts könnte ich zumindest eher erkennen, wieviele Leute dabei geblieben sind.

@ CrimsonKing:
Schwierig zu sagen. ICv2 führt aber seine Charts u. a. auf Befragungen von Händlern zurück, sie müssen also relevant sein.
“Never allow someone to be your priority while allowing yourself to be their option.” - Mark Twain

"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

Für alle, die Probleme mit meinem Nickname haben, hier eine Kopiervorlage: Rhylthar.

Chiungalla

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Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
« Antwort #101 am: 30.01.2018 | 17:55 »
Die Verhältnisse der Amazon-Domänen kommt mir komisch vor. Amazon.uk mag ja ganz Europa beliefern, aber sind die Verkäufe von Amazon.ca und Amazon.de nicht zu groß im Vergleich zu Amazon.com?

Amazon.com ist ja hauptsächlich für die USA zuständig. Und die USA hat ganz grob dreimal soviele Bewohner wie Deutschland... passt also so ganz grob.

Wobei man auch schauen sollte, dass gerade in den USA die Konkurrenz bezüglich englischer Rollenspielprodukte auch größer sein dürfte als in Deutschland, also der Marktanteil unter Umständen geringer ausfallen könnte.

Offline winterknight

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Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
« Antwort #102 am: 30.01.2018 | 22:56 »
Wir prominent sind denn in den USA klassische Rollenspielläden gegenüber dem Onlinegeschäft? Und wieviel wird in den USA ggf. über andere Online-Plattformen gekauft?
Ansonsten versuche ich ein Stück weit, international agierende klassisch kapitalistisch agierende Konzerne zu Gunsten lokaler Produzenten und Anbieter zu meiden, wenn sich dies ohne Verrenkungen meinerseits gewährleisten lässt. Bei Amazon bestelle ich eigentlich nur Sachen, die ich auf anderen Wegen nur schwierig kriege.
In jeder größeren Stadt ist mindestens ein wenn nicht zwei Rollenspielläden. In Minneapolis ist einer so groß wie ein Mittlerer REWE  (Spielfläche nicht mitgerechnet, allerdings inkl. Comics)
In allen Barnes& Nobles ( Vergleichbar mit Thalia) gibt es eine kleine Rollenspiel Ecke mit den gängisten Produkten (ca. ein Regal 1mx1,50) und B&N gibt es überall.
Ich denke (keine Zahlen), dass es so ist wie hier. (Die meisten) Rollenspieler versuchen in FLGS zu kaufen und nicht bei Amazon.
Was man in echte Zahlen messen kann sind die Tickets für den GenCon. Die steigen seit jahren. (wie bei der SPIEL).
Also gehts doch aufwärts mit dem Hobby.
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Offline Scimi

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Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
« Antwort #103 am: 30.01.2018 | 23:56 »
Okay, unter dem Link kann man das PHB bei Amazon wohl tracken.

Zitat von: https://www.novelrank.com/faq
Book sales estimates are still estimates, and for books selling a low volume ( less than 100 copies a month for instance ) the estimates are most likely accurate within 1%. In the end, it is all based on sales rank changes rather than sales numbers, and NovelRank should not be used to dispute hard sales figures from publishers or Amazon.

Außerdem steht da: "Due to high popularity, this sales estimate is low; actual sales are much higher." Was auch immer "much higher" dann konkret bedeutet. Vergleiche die Daten für PHB 3.0 und PHB 3.5… Außerdem sind verschiedene Produkte unterschiedlich gelistet und werden dann getrennt gezählt:
https://www.novelrank.com/asin/0786941928
https://www.novelrank.com/asin/0786962461
https://www.novelrank.com/asin/0786962461

Ich würde die Zahlen allerhöchstens als untere Grenze nehmen…

Und mit anderen Zahlen kommt man auch auf andere Zahlen…

Chiungalla

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Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
« Antwort #104 am: 31.01.2018 | 05:58 »
Die Werte für 3.0 und 3.5 kannst Du mal völlig knicken, weil da ganz offensichtlich die Blütezeiten noch gar nicht in der Statistik erfasst sind.

Offline Archoangel

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Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
« Antwort #105 am: 31.01.2018 | 07:13 »
Jo ... erstens gibt es die Seite erst seit 2014 und zweitens hast du da nicht die Amazon-Verkäufe verlinkt, sondern zufällig gewählte Drittanbieter. Das bringt recht wenig.
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Offline Archoangel

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Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
« Antwort #106 am: 31.01.2018 | 07:16 »
Und mit anderen Zahlen kommt man auch auf andere Zahlen…

Das wiederum ist schon wieder Kaffeesatzleserei. Ich kann doch nicht einfach mal einen mir genehmen Verkaufsrang nehmen und den dann großzügig mit einer geschätzend Zahl verkaufter Bücher mal der letzten paar Jahre nehmen ... Statistik ist ein paar Jahre her, aber ich höre deutlich meinen verstorbenen Prof im Grab rotieren.
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Chiungalla

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Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
« Antwort #107 am: 31.01.2018 | 08:11 »
Was wir aber wohl trotzdem festhalten können:
Wenn alleine Amazon knappe 200.000 Exemplare eines Rollenspielsystems verkauft, dann hatte unser Hobby wohl noch keine Begegnung mit dem Sensenmann.

Offline Talwyn

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Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
« Antwort #108 am: 31.01.2018 | 08:46 »
Mir reicht es ehrlich gesagt völlig, wenn ich mir ansehen, wie viel Rollenspielmaterial in den unterschiedlichsten Genres und Sparten gegenwärtig veröffentlicht um sagen zu können, dass das Hobby vermutlich nie lebendiger war.
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Offline Grubentroll

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Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
« Antwort #109 am: 31.01.2018 | 10:19 »
Interessant für die Diskussion wäre mal überhaupt die Definition wann unser Hobby denn eigentlich "tot" wäre.


Offline KhornedBeef

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Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
« Antwort #110 am: 31.01.2018 | 10:23 »
Interessant für die Diskussion wäre mal überhaupt die Definition wann unser Hobby denn eigentlich "tot" wäre.
Wenn nur noch die gleichen alten Leute die gleichen alten Spiele bespielen, würde ich sagen.
Bei Musik- und Stil-Subkulturen kann man das ja beobachten, wenns nicht Retro wird.
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Offline Faras Damion

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Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
« Antwort #111 am: 31.01.2018 | 10:32 »
Interessant für die Diskussion wäre mal überhaupt die Definition wann unser Hobby denn eigentlich "tot" wäre.

Rollenspiel wäre tot, ...
- wenn ICH keine neuen Mitspieler finde.
- wenn Verlage keine neuen Publikationen mehr für MICH produzieren.
- wenn ICH in den Foren keine Hilfe bei Problemen finde.
- wenn ICH keine aufregende neue Impulse mehr bekomme.
...

Keine gute Definition, aber für mich okay. ;)

Und bei all den Punkten habe ich überhaupt keine Sorge für die nächsten 5 Jahre und eigentlich auch keine für die nächsten 10. :)
Method Actor: 92%, Storyteller: 67%, Tactician: 58%, Power Gamer: 46%, Casual Gamer: 29%, Butt-Kicker: 21%, Specialist: 13%

Offline Scimi

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Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
« Antwort #112 am: 31.01.2018 | 15:53 »
Das wiederum ist schon wieder Kaffeesatzleserei. Ich kann doch nicht einfach mal einen mir genehmen Verkaufsrang nehmen und den dann großzügig mit einer geschätzend Zahl verkaufter Bücher mal der letzten paar Jahre nehmen ... Statistik ist ein paar Jahre her, aber ich höre deutlich meinen verstorbenen Prof im Grab rotieren.

Achso, wenn das irgendwer zu Fuß macht, ist es glaskugelig, aber wenn eine Internetseite mit im Prinzip derselben Methode eine Zahl X rausbekommt, dann heißt es:

Cool. Altime-Sales 183.487 - das ist doch mal konkret.

Alle Amazon-Zahlen, die hier herumgehen, sind irgendeine Schätzung, die auf Erfahrungswerten und Änderungen im Verkaufsrang basieren, das ist bei den jeweiligen Quellen auch so angegeben. Du kannst dir doch nicht einfach die Werte herauspicken, die dir in den Kram passen.  wtf?

Offline wild dice

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Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
« Antwort #113 am: 31.01.2018 | 15:59 »
Interessant für die Diskussion wäre mal überhaupt die Definition wann unser Hobby denn eigentlich "tot" wäre.

Würden wir es denn merken, wenn das Hobby im Sterben liegen würde?
Foren wie dieses sind jedenfalls denkbar ungeeignet die Situation widerzuspiegeln.
Keine Panik, das ist nur das normale Leben - jenes, welches zwischen den Träumen der Kindheit und der Ruhe des Todes einen immer wieder auf den Boden zurückholt.

Offline Boba Fett

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Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
« Antwort #114 am: 31.01.2018 | 17:06 »
Würden wir es denn merken, wenn das Hobby im Sterben liegen würde?
Foren wie dieses sind jedenfalls denkbar ungeeignet die Situation widerzuspiegeln.

Ich denke, wenn immer weniger Geld in unserem Hobby umgesetzt werden würde, immer weniger Leute über Rollenspiel reden wollen würden,
immer weniger Leute zu Veranstaltungen fahren würden, dann würde man das durchaus merken.

Klar könnten dann noch Milliarden Chinesen und Inder im stillen Kämmerlein DSA spielen, aber wie das so ist mit dem Baum, im Wald der umfällt, wenn niemand da ist.
Wenn es keiner wahrnimmt, ist es dann ein lebendiges Hobby?
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline Megavolt

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Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
« Antwort #115 am: 31.01.2018 | 17:12 »
Wenn es keiner wahrnimmt, ist es dann ein lebendiges Hobby?

Existieren Dinge, die keine Homepage haben?
Das ist nur scheinbar eine triviale Frage. :)

Ich denke schon, dass wir hier eine schlimme Echokammer sind. Ein Grund mehr, den Gratis-Rollenspieltag und dergleichen aktiv zu unterstützen, auch wenn der Effizienzgrad vermutlich ärgerlich niedrig ist. Ich bin leider kein Facebooker, aber ihr wilden Jungs seid doch sicher welche: Wie sieht denn die Lage da aus? Gibts auf Facebook viel Rollenspiel-Aktivismus oder eher nicht? Hat sich das spürbar verändert in die eine oder andere Richtung?

Offline Kaskantor

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Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
« Antwort #116 am: 31.01.2018 | 17:24 »
Ohne Ende.
Allein auf der DnD 5th Edition Seite ist die Hölle los. Gibt auch eine deutsche Seite, die ist etwas ruhiger aber auch aktiv.
« Letzte Änderung: 31.01.2018 | 17:26 von Kaskantor »
"Da muss man realistisch sein..."

Offline Megavolt

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Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
« Antwort #117 am: 31.01.2018 | 17:28 »
Na, dann ist doch alles Wölkchen.

Ob die ganzen Rotzlöffel allerdings jemals mit uns Grognards mithalten können werden, da muss man natürlich erst mal noch ein großes Fragezeichen setzen.  ~;D

Offline D. M_Athair

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Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
« Antwort #118 am: 1.02.2018 | 21:13 »
Facebook
und
Rotzlöffel
Göttlich! Eine Kombination zum Kaputtlachen.:loll:

"Man kann Taten verurteilen, aber KEINE Menschen." - Vegard "Ihsahn" Sverre Tveitan

Offline Lichtbringer

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Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
« Antwort #119 am: 2.02.2018 | 13:23 »
So, wie so oft komme ich erst viel zu spät zum Antworten. Sonntag wurde mein zweites Kind geboren. Das hält einen beschäftigt…

Ich wollte trotzdem noch ein paar Einwürfe loswerden:

@YY: Du hast Recht, mein Vergleich mit digitalen Produkten war klar fehlerhaft. Danke, dass du einen meiner Irrtümer beseitigtest.


@winterknight: Dass ich mit Rollenspielen Geld mache, ist doch reichlich übertrieben. Ich habe zwei kommerzielle Produkte veröffentlicht, die komplett aus meiner Feder stammen, und bin ein wenig an Fate-Produkten beteiligt. Ich bewege mich schon seit Jahren im vagen Dunstkreis der Verlage, aber Experte bin ich nun auch nicht.


Daher hier meine halbwissende Einschätzung:

1) Wir haben keine exakten Zahlen, aber es sieht trotzdem deutlich so aus, als wäre die Zahl der Rollenspieler seit dem 80ern doch drastisch gefallen. Der Gewinn der Skatkartenbranche mag kein exakter Indikator für die Zahl der Skatspieler sein, aber die Zahl der verkauften Blätter korreliert vermutlich trotzdem damit.
Die DSA1-Box verkaufte sich über 100.000-mal. Wir wissen nicht, wie viele davon auch gespielt wurden, aber wenn nur jeder zweite damit auch spielte und wir annehmen, wirklich jeder Spieler in einer Runde hätte eine Box besessen (schließlich könnte man mit einer Box durchaus fünf Spieler versorgen), wären das immer noch über 50.000. Heutige Schätzungen drehen sich eher im Bereich von 10.000.

2) Wie Boba korrekt bemerkte, ist das Problem heutzutage eins der Zeit. Rollenspiele erfordern nicht nur Zeit (das hält sich tatsächlich in Grenzen, wenn man es mal umrechnet), sie sind auch mit relativ hohem Anfangsaufwand verbunden, bevor eine Belohnung eintrifft. Das gilt für Neulinge erstrecht oder für Leute, die eine Runde suchen, aber auch für jene, die schon voll etabliert sind. Wenn ich mich mit meiner Runde verabrede, dann dauert es noch bis zu diesem Treffen, bis mein Belohnungszentrum heiß läuft. Wenn ich mich dagegen an einen Rechner setze, kann ich sofortige Rückkopplung kriegen.

3) Wir schauen gerne auf Neulinge, weil (a) das Hobby sie braucht, um nicht durch Austritt oder gar Exitus der Beteiligten zu schrumpfen. Aber auch weil (b) die Faktoren, die Leute zum Rollenspiel bringen, sich in den Faktoren widerspiegeln, die sie dort halten (vor allem, wenn sich ihre Runde auflöst oder sie umziehen oder Ähnliches, was ein erneutes Aufbauen einer Runde erfordert).

4) WotC etablierte schon vor Jahren drei Kernfaktoren, die Leute zum Rollenspiel bringen und halten: (1) Mittelschicht, (2) genügend Freizeit, (3) geringe Mobilität und schwache Anbindung an urbane Zentren (bei dem Zustand der öffentlichen Verkehrsmittel in den USA heißt das Vorstand und kein Auto). Letzterer Punkt war vor allem wichtig, weil hier die Konkurrenz zu anderen Hobbys in Erscheinung tritt. Wer stattdessen die vielen Angebote eines Stadtzentrums hat, der wird nicht so leicht Rollenspieler. (Selbst wenn er selbst möchte, müssen ja noch die Mitspieler denselben Versuchungen widerstehen.) In den USA waren es daher Jugendliche in Vorstädten und Studenten, die den dicksten Batzen darstellten. Beide haben für gewöhnlich kein Auto und leben zu weit weg von bspw. Diskotheken, um statt Rollenspiel Tanzen zu gehen. Mit der zunehmenden Ausstattung von Wohnorten mit instantan zugänglicher Unterhaltung, ohne dafür fahren zu müssen, besteht hier ein Problem.

5) Hier machen sich auch größere ökonomische Faktoren bemerkbar. Die Mittelschicht wird nicht gerade größer, die Freizeit wird durch steigende Arbeitszeiten und Pendelzeiten nicht mehr, und die Urbanisierung schafft die Vorstädte langsam ab. (Und der Geburtenrückgang schafft die Jugendlichen ab.)

6) Um diesen Problemen zu begegnen gibt es verlagsseitig nur die Möglichkeit, die Aktivierungsenergien klein zu halten. Konzepte die Plot-Point-Kampagnen sind ein schönes Beispiel, der neuen Realität von wenig Zeit/Aufmerksamkeit Rechnung zu tragen. Auch das Kaufabenteuer fügt sich hier gut ein. Ende der 90er war diese Produktgattung so gut wie tot (einer der Zwecke der OGL war, dass andere Firmen Abenteuer schreiben könnten und WotC es nicht selbst machen müsste). Geld wurde mit Splatbooks verdient. Aber jene erfordern tiefes Einsteigen in ein System und viel Lesezeit. Aktuell sind es wieder mehr Abenteuer – und zunehmend kürzere Abenteuer mit geringen Vorbereitungsaufwand. Oder Zusatzprodukte wie Kartendecks, die sofort genutzt werden können.
Der zweite Punkt sind natürlich schnelle Mittel und Wege, um zu einem System zu kommen, bereitzustellen. Einsteigerboxen usw. richten sich nicht nur an völlige Neulinge, sondern sind vor allem dafür da, das erfahrene Rollenspieler sie nutzen können, um Leute zu ihrem System zu bringen (seien es Einsteiger oder jene, die bisher andere Systeme spielten).

7) Das Problem aus Sicht der Verlage ist, dass diese Produkte nicht in denselben Mengen verkauft werden. Dass Splatbooks so beliebt waren, liegt daran, dass auch die Spieler sie kauften. Abenteuer werden nur von SLs erworben. Also braucht es weniger Angestellte und weniger Produkte, um die Nachfrage zu decken.
Jemand wies zurecht darauf hin, dass Hasbro D&D einstellen würde, wäre es nicht rentabel. Aber genau das passierte zu 75 %. Die Zahl der Leute, die heute bei WotC an D&D arbeiten, ist ein Bruchteil dessen, was Anfang des Jahrtausend dort arbeitete.
Ja, das Spielerhandbuch verkauft sich sehr gut, aber das Produkt ist bereits fertig. Um Angestellte zu rechtfertigen, muss man weitere Produkte auf den Markt bringen. Und das Geld der Kunden verteilt sich heute eben auf viel mehr Optionen, so dass für Rollenspiel im Allgemeinen und ein System im Speziellen weniger bleibt.

8) Ein Ausweg aus diesem Debakel ist, die Spielerschaft mehr zu aktivieren. (Was durch das Netz heute besser geht denn je.) Es muss ein Ruck durchs Hobby gehen. Wie viele Nischenhobbys haben sich unsere Ansprüche und unsere Thementiefe immer weiter gesteigert, so dass es schwierig ist, hineinzukommen.
Deshalb kann ich jeden SL nur ermutigen, sich zu überlegen, wie es Einsteiger ins Hobby bringen könnte und wie man Hürden klein hält. Vor allem, wenn man im Verein spielt, sollte man immer einen Satz vorgefertigter SCs parat haben, falls jemand auftaucht. Und den Interessierten nicht mit einer riesigen Datenmengen abzuschrecken, ist vielleicht wichtiger, als alles andere.

9) Die neue Akzeptanz für Rollenspiel und Nerds ist ein zweischneidiges Schwert. Ich möchte nicht in einer Zeit leben, wo ich als Satanist angesehen werde, sobald ich ein Regelwerk berühre. Aber es ist auch nicht abstreitbar, dass diese Kontroversen wirklich gute Werbung war.

Offline Megavolt

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Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
« Antwort #120 am: 2.02.2018 | 13:26 »
So, wie so oft komme ich erst viel zu spät zum Antworten. Sonntag wurde mein zweites Kind geboren. Das hält einen beschäftigt…

Herzliche Gratulation! :)

Offline Lichtbringer

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Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
« Antwort #121 am: 2.02.2018 | 15:29 »
Danke. Kann ich jedem nur empfehlen.

Offline Teylen

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Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
« Antwort #122 am: 2.02.2018 | 16:00 »
Wenn es keiner wahrnimmt, ist es dann ein lebendiges Hobby?
Keiner ist relativ. Es gibt sehr viele Hobbys die ich persönlich nicht wahrnehme, die aber dennoch ausgeübt werden.
Zumal für die Lebendigkeit des Hobbys das Hobby ausgeübt werden sollte.
Das heißt das Hobby Rollenspielen besteht für mich in erster Linie aus dem Spielen.
Das Hobby sich im Internet mit Personen austauschen kann sich mit dem Rollenspiel-Hobby überschneiden, muss es aber nicht. Das heißt nur weil ich persönlich zufällig Begeisterung und Tatkraft für Bloggen aufbringe, und über Rollenspiel blogge. Macht mich das nicht unbedingt zu einem intensiveren Rollenspiel-Hobbyisten als eine Person die seit 1991 jede Woche 1-3 WoD Runden hat, sich aber nicht darüber verbreitet.
Meine Blogs:
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WoD News & Artikel

Auch im RL gebe ich mich nicht mit Axxxxxxxxxx ab #RealLifeFilterBlase

Offline borkosh

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Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
« Antwort #123 am: 2.02.2018 | 16:07 »
Der Punkt des Zeitaufwands, den Lichtbringer und andere angesprochen haben, wird auch von vielen Indie/Story Games angegangen. Besonders bei frühen Spielen, so mein Eindruck, wurde oft angesprochen, dass es Wunsch der Autor*innen ist, ein Spiel zu schreiben, dass, anders als "traditionelle Rollenspiele", sofort losgespielt werden kann und auch an einem Abend ein befriedigendes und abgeschlossenes Erlebnis liefert.
Ob das eine erfolgreiche Strategie ist, den zeitlichen Problemen, vor die Rollenspiele eine Gruppe oft stellt, entgegen zu treten, weiß ich aber auch nicht.

Offline Settembrini

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Re: Ich höre immer Rollenspiel ist tot.
« Antwort #124 am: 2.02.2018 | 16:12 »
Wenn nur noch die gleichen alten Leute die gleichen alten Spiele bespielen, würde ich sagen.
Bei Musik- und Stil-Subkulturen kann man das ja beobachten, wenns nicht Retro wird.

Ich glaube Audiophile/Hi-FI ist wirklich tot. Das liegt aber an einer Geburtskrankheit.

Modelleisenbahnen siechen, sind aber wohl immer noch nicht tot. Slot Cars inkl. Wettbewerbe hatten unglaublicherweise ein revival. Die Plastikmodellbauer stehen schlechter da, als das Rollenspiel.

So richtig tot dürfte Telephonkartensammeln sein, aber wer weiß was da im Untergrund abläuft...

...man darf nicht vergessen, daß Rollenspiele populär wurden, kurz bevor der Pluralismus im Westen zu voller Blüte gelangte: D&D, vor allem AD&D 1st Edition war noch ein nationales Phänomen in den USA (1978). Mit den 80ern und dem Kabelfernsehen und dann dem Web verschwanden die richtig großen Gesamtlinien aus dem westlichen Pop-Pluralismus der Freizeitgestaltung und der Vorlieben. Das Explodieren der Anzahl der stabilen, ausdifferenzierten Musikstile kann man da sehr gut als Beispiel nehmen.

Wir vergleichen also Hype, Verkaufszahlen und massenkulturellen Einfluß des Danish-Doom-Metal mit dem von Elvis Pressley. Also Splittermond mit AD&D1st. Tot ist also nur relativ zum allerletzten Ausläufer einer Massenkultur, die so nicht mehr existiert, jenseits weniger Großereignisse und Grundbedürfnisse. Aber selbst da machen die USA den Vorreiter: stetig sinkendes Interesse an Football, dem letzten großen Vereiniger vor den Bildschirmen. Platz 1, aber auf stetig sinkendem Gesamtniveau.

It's the pluralism, baby.

Aus Konsumsicht ging ung geht es dem deutschen Hobby gut. Mit der Eigenproduktion...naja...das mag jeder selber beurteilen. Hüstel.
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Abenteuerpunkt. das fanzine des autorenkollektivs.
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