Joah, Infinity ist schon was Feines. ☺
Und zu den Unterschieden, die ich zu Shadowrun sehe: Ich denke da an vorderster Stelle an die Geschmacksrichtung und den Flair. Shadowrun ist, obgleich das von Edition zu Edition variiert, eine nicht unwesentliche Spur dreckiger und pessimistischer. Trotz Magie und Hightech spielen gesellschaftliche Zersplitterung und Verfall eine sehr bedeutende Rolle. In Infinity ist zuerst mal auch einiges hier und da den Bach runtergegangen, aber im Großen und Ganzen hat die Menschheit sich nicht nur wieder berappelt, sondern floriert wie nie zuvor. Schmuddel-Cyberpunk ist zwar vorhanden, aber ein ziemlich fetter Löwenanteil der menschlichen Spezies lebt wirklich gut. Und wenn da jetzt nicht gewisse Aliens an die Tür klopfen würden...
Ein anderer, sich unterscheidender Aspekt ist IMHO die Perspektive auf "Das System" und Gegenkulturen. Bei Shadowrun ist die Perspektive mehr oder weniger die, dass die korrupten Megakons ein fieses Übel sind, eine Riesen Menge Leute unter ihrer Herrschaft abgehängt und ausgebeutet werden. Runner und Punks, die gegen dieses System kämpfen sind (vergleichsweise) klar die Guten. In Infinity wirkt das etwas anders: Ja, die Großmächte kochen alle ihr eigenes Süppchen und haben reichlich korrupte Dreckecken. Insgesamt kommen sie aber weniger mies rüber als die SR-Megacons, da bei ihnen unterm Strich kein so offenkundiges Dystopia bei rauskommt (selbst Yu-Jing würde ich im Vergleich eher als "minder-dystopisch" einstufen). Die offensichtlich brutalen Schmuddelstellen scheinen vor allem da zu sein, wo die "Rebellen gegen das System" das Szepter schwingen - also in irgendwelchen Atek-Favelas oder auf den Nomad-Raumschiffen. Das lässt, etwas anders als bei Shadowrun, weit mehr Platz für die Deutung, dass die "Punk-Rebellen" vielleicht doch nur ein Haufen verplanter Spinner sind.
Oder konkreter auf freischaffende Agenten bezogen: Ich glaube, bei Infinity fehlt dem Ganzen der "punkige Underdog-Aspekt", zumindest wenn man sich nicht grad unter Nomads bewegt.