Thema: Dungeon World - Wie viele Spieler verträgt es?

[Fillus]

Tach zusammen,
ich habe da eine Frage, zu der ich gerne eure Meinung lesen würde. Mir fehlt einfach noch eine längere Erfahrung mit dem System.

Wieviele Spieler vertägt DW ohne zäh oder anstrengend zu werden? Aktuell habe ich in Kürze eine Runde mit 7 Spielern und überlege was ich da leite. Habt ihr da Erfahrungen wie es bei mehr als 5 Spieler bei DW läuft? Alle 7 wären zudem Neulinge was das System angeht. Ich selbst habe DW aber schon ein paar mal mit 4 und 5 Spielern geleitet. Die Spielzeit würde auf etwa 5 Stunden hinauslaufen.

[aikar]

Ich würde DW da nicht anders einstufen als andere RPGs: 4 Perfekt, 5 OK, 6 mühsam, 7+ zäh/uninteressant.
Das Hauptproblem bei vielen Spielern ist und bleibt die Wartezeit bis alle ihr Spotlight hatten, da ist DW nicht anders.

[Achamanian]

Ich habe am Samstag zum ersten Mal DW mit 6 Spielern geleitet und fand es sehr angenehm, obwohl ich normalerweise ungern mehr als 4 Spieler nehme ... ich hatte das Gefühl, dass alle zum Zug kamen, und tatsächlich finde ich den Umstand, dass es keine feste "Handlungsökonomie" mit Kampfrunden oder daily powers gibt sogar hilfreich dabei, die Übersicht zu behalten und alle zum Zug kommen zu lassen, weil das ganze weniger von Charakterressourcen und -fähigkeiten abhängig ist und mehr davon, wen man gerade konkret anspielt.

[Fillus]

Ich würde DW da nicht anders einstufen als andere RPGs: 4 Perfekt, 5 OK, 6 mühsam, 7+ zäh/uninteressant.
Das Hauptproblem bei vielen Spielern ist und bleibt die Wartezeit bis alle ihr Spotlight hatten, da ist DW nicht anders.

Die Einstufung würde ich für mich so unterschreiben. 

Ich habe am Samstag zum ersten Mal DW mit 6 Spielern geleitet und fand es sehr angenehm, obwohl ich normalerweise ungern mehr als 4 Spieler nehme ... ich hatte das Gefühl, dass alle zum Zug kamen, und tatsächlich finde ich den Umstand, dass es keine feste "Handlungsökonomie" mit Kampfrunden oder daily powers gibt sogar hilfreich dabei, die Übersicht zu behalten und alle zum Zug kommen zu lassen, weil das ganze weniger von Charakterressourcen und -fähigkeiten abhängig ist und mehr davon, wen man gerade konkret anspielt.

Darf ich fragen wie lange du am Stück geleitet hast? Ich könnte mir vorstellen das ich bei 7 Spielern nach ein paar Stunden doch geistig sehr erschöpft bin. Mehr als ein paar Stichpunkte würde ich mir vor Beginn nicht aufschreiben und  dann sehen welche Geschichte sich im Spiel entwickelt.

[Achamanian]

Die Einstufung würde ich für mich so unterschreiben. 

Darf ich fragen wie lange du am Stück geleitet hast? Ich könnte mir vorstellen das ich bei 7 Spielern nach ein paar Stunden doch geistig sehr erschöpft bin. Mehr als ein paar Stichpunkte würde ich mir vor Beginn nicht aufschreiben und  dann sehen welche Geschichte sich im Spiel entwickelt.

Incl. Charaktererstellung (per Multiple Choice) waren es dreieinhalb Stunden, wovon etwa die ersten 45 Minuten für die SC draufgingen. in den verbliebenen knapp drei Stunden haben wir einen One-Shot, der durchaus schon ein richtiges kleines Abenteuer war, durchgekriegt (Reise zu zwei verschiedenen Schauplätzen, insgesamt sechs kleine und große Szenen). Ich musste schon ziemlich konzentriert bleiben und hätte wohl auch nicht länger durchgehalten, aber so geht es mir ab 5 Spielern aufwärts eigentlich immer.

EDIT: Ach ja, ich hatte ein grobes Szenario, Schauplätze und NSC vorbereitet, habe das dann aber noch im Laufe von Erschaffung und Spiel angepasst.

[Fillus]

Danke, das bestätigt aber auch meine Befüchtung. Ich glaube nicht das ich mich 5 Stunden lang bei so vielen Spielern konzentrieren kann.

[Duck]

Meine persönliche Erfahrung: 2 OK, 3-4 optimal, 5 OK, 6+ ohne mich. Das hängt aber auch stark von der Persönlichkeit der Spieler ab. Eine meiner besten DW-Runden lief den größten Teil mit nur zwei Spielern (gegen Ende kam noch ein Dritter hinzu), die aber beide richtige "Rampensäue" waren und kein Problem damit hatten, ständig im Fokus zu stehen.

Generell haben die meisten PbtA-Spiele die Eigenheit, dass sie wenig starre Strukturen zur Spotlightverteilung haben (z.B. Kampfrunden) und die Moderation der Spielbeiträge daher im Gespräch erfolgen muss. Ich persönlich neige als Spielleiter häufig dazu, aktive Spieler oft anzuspielen und passive Spieler zu vernachlässigen, weshalb ich mir mit großen Gruppen bei PbtA-Spielen schwer tue.

[Achamanian]

Danke, das bestätigt aber auch meine Befüchtung. Ich glaube nicht das ich mich 5 Stunden lang bei so vielen Spielern konzentrieren kann.

Das hängt natürlich ziemlich vom jeweiligen persönlichen Durchhaltevermögen ab; ich würde aber zustimmen, dass DungeonWorld schon fordernd für die Spielleitung ist, weil man sich eben sehr stark um das Pacing kümmern muss. Andererseits funkt einem dabei auch keine starre Runden-/Ressourcenökonomie dazwischen. Man kann also ganz gut machen, was man will, ohne sich allzusehr um die regelseitigen Folgen den Kopf zu zerbrechen - aber man muss halt auch dauernd aktiv was machen, weil z.B. der Kampf hier kein eigenes Mini-Spiel ist, das allein schon aus der Anwendung der Regeln heraus eine Dynamik entfaltet. Das muss alles auf der Fiktionsebene entstehen.

Jedenfalls ist mein Eindruck, dass das System prinzipiell bestens für viele Spieler geeignet ist, vor allem, weil man in den Kämpfen keine erzwungenen Wartezeiten hat, sondern nur "selbstverursachte".

[Fillus]

Ja, da stimme ich schon zu. Nur habe ich da sieben DW Anfänger sitzen, von denen einige auch bisher kaum Rollenspielerfahrung haben. Das finde ich erstmal nicht schlimm, Erfahrung wird überbewertet.

Aber, ich habe DW noch nicht so oft geleitet das ich alle Klassenspielzüge auswendig im Kopf habe. Die muss ich bei Anfängern aber öfter anspielen als bei Kennern des Systems und auch alles im Kopf behalten (zwischendurch aufschreiben) was die Spielerchars so von sich geben, um's später weiterzuverwenden. Dazu die Kreativität auf einem hohem Level halten, um bei 7-9 immer was cooles einbringen zu können. Da komme ich bei mehr als 5 Spielern nach 3-4 Stunden wahrscheinlich an meine Grenze ... je nach Tagesform. Ich liebe erzählbasiertes Rollenspiel mit leichtgängigen Regeln, Mann wird aber nicht jünger. Wenn man die 40 erstmal überschritten hat ...

[Achamanian]

Aber, ich habe DW noch nicht so oft geleitet das ich alle Klassenspielzüge auswendig im Kopf habe. Die muss ich bei Anfängern aber öfter anspielen als bei Kennern des Systems

Wobei die Klassenspielzüge am Anfang sehr überschaubar sind und man auch Anfänger sicher gut bitten kann, die selbst ein bisschen im Kopf zu behalten. Aber ja, damit hat man schon zu tun, und ich habe z.B. einen wichtigen Klassenspielzug des Barbaren auch schlicht vergessen und nicht ein einziges Mal angespielt.
Andererseits kann man auch mit den Grundspielzügen schon viel Spotlight bekommen, da ist es nicht so tragisch, wenn nicht jeder in jeder Sitzung mit seiner Spezialität glänzt.

Mein Eindruck von DW entsprach beim ersten Leiten dem, was viele mir gesagt haben: Es liest sich aufwändiger, als es ist, man kann das sehr gut nach Gefühl leiten, ohne dabei was falsch zu machen. Und wissen, was die Klassen im groben können, ist wichtiger, als die genauen Spielzüge zu kennen, die kann man dann im Anwendungsfall schnell noch mal ansehen. Ich wusste z.B., dass der Druide sich irgendwie in ein Tier verwandeln kann, das hat gereicht, um das dann anzuspielen und sich als nächstes den Move näher anzusehen.

[achlys]

Also 7 Spieler wären mir auch zuviel.
Gerade pbtA ist für mich sehr intensiv beim Leiten: aktiven Spieler beachten, gleichzeitig den Plot im Auge behalten und schließlich überlegen, wer als nächstes sein Spotlight bekommt. Immer, kein Zurücklehnen, außer in den Pausen.

Das macht mir persönlich viel Spaß, aber 5 ist da meine Obergrenze.
Vielleicht kannst du die Gruppe splitten? 3+5 Spieler hört sich funktional an.

[Fillus]

Splitten ist kein Thema, da grad auch zwei neue dazu gekommen sind, die das erste mal dabei sein werden. Ich habe aktuell 3 Gruppen die ich leite, und daher hier auf 1x pro Monat begrenzt. Mehr kann ich der Familie nicht zumuten.

[Radulf St. Germain]

Ich hätte erwartet, dass DW wegen der leichten Regeln sich auch mit großen Gruppen gut spielen lässt. Aus der ersten Erfahrung würde ich sagen: Dann muss man aber in Kämpfen eine klare Struktur reinbringen (am Besten rundum), sonst hat jeder Angst, dass er übersehen wird und fängt dann an proaktiv zu werden.

[Runenstahl]

Wir spielen eine DW-Variante und sind bisweilen auch eine recht große Gruppe. Tatsächlich finde ich schon das sich das bei großen besser leiten läßt als andere Systeme. Ja, es ist zäher mit mehr Spielern, aber halt deutlich weniger Zäh als es z.B. D&D mit 7 Spielern wäre. Das hängt aber sicherlich auch immer von der Gruppe ab.

Ich hätte erwartet, dass DW wegen der leichten Regeln sich auch mit großen Gruppen gut spielen lässt. Aus der ersten Erfahrung würde ich sagen: Dann muss man aber in Kämpfen eine klare Struktur reinbringen (am Besten rundum), sonst hat jeder Angst, dass er übersehen wird und fängt dann an proaktiv zu werden.

"Rundum" machen wir tatsächlich inzwischen auch. Hat sich als praktisch erwiesen. In Notsituationen kann der SL ja immer noch eingreifen und Extramöglichkeiten geben (XY, du siehst wie eines der Monster deinen Kumpel von hinten attackiert, was tust du ?).

Was Anfänger angeht: DW (und eigentlich alle PbtA Spiele) ist eines der Einsteigerfreundlichsten Systeme überhaupt. Einzig erfahrene SL brauchen manchmal ein bißchen bis es rund läuft.

[aikar]

Ich hätte erwartet, dass DW wegen der leichten Regeln sich auch mit großen Gruppen gut spielen lässt.

Ich denke dass die Obergrenze bei der Spieleranzahl bei Rollenspielen nicht (nur) an den Regeln hängt.
Da gehts auch und vor allem um die Erzählzeit und das ändert sich nicht, egal wie einfach die Regeln werden.
Es dauert einfach seine Zeit bis jeder seinen Senf dazugegeben hat.

Und auch die Abstimmungsphasen, wo die Spieler sich ausreden, was sie tun wollen, werden zwangsweise mit steigender Spieleranzahl länger.
Das selbe Verhalten sieht man z.B. auch bei Arbeits-Meetings. Ab mehr als 5 Teilnehmern wird es mühsam. Und da sind (meistens) überhaupt keine Würfel im Spiel.

Was Anfänger angeht: DW (und eigentlich alle PbtA Spiele) ist eines der Einsteigerfreundlichsten Systeme überhaupt. Einzig erfahrene SL brauchen manchmal ein bißchen bis es rund läuft.

+1. Da haben wir das selbe Problem wie bei Fate. Für Einsteiger ist es sehr intuitiv, festgefahrene Profis klassischer Systeme brauchen etwas bis sie umdenken.

[Radulf St. Germain]

Ich denke dass die Obergrenze bei der Spieleranzahl bei Rollenspielen nicht (nur) an den Regeln hängt.
Da gehts auch und vor allem um die Erzählzeit und das ändert sich nicht, egal wie einfach die Regeln werden.
Es dauert einfach seine Zeit bis jeder seinen Senf dazugegeben hat.

Klar, es gibt eine Obergrenze, die sich aus der Natur des Rollenspiels ergibt und nicht von den Regeln abhängt. Aber meine Erfahrung zeigt mir, dass Systeme mit vielen, komplizierten Powers die Zeit, die ein Spieler braucht, doch sehr nach oben treibt. Irgendwann werden dann bei den anderen die Smartphones gezückt. :-(

[Talwyn]

Ich leite es derzeit für fünf Spieler und das läuft soweit ganz gut, mehr müssten es aber nicht mehr werden. Die Regeln stehen dabei nicht im Weg rum, allerdings ist das Ganze halt sehr durch die Spielercharaktere getrieben und als SL habe ich alle Hände voll zu tun, das Spotlight gerecht zu verteilen und darauf zu achten, dass die Leute auch Gelegenheit bekommen auch mal ihre Bonds aufzulösen etc. Man drückt halt nicht einfach den vorbereiteten Plot durch, und das führt dazu, das man ständig mit gefühlt einem Dutzend Bällen jongliert.