Thema: Wiedereinstiegslektüre: Empfehlung gesucht

[Gilgeam]

Grüße, liebe Freunde!

Ich bin sehr, sehr ehemaliger DSA'ler (Anfang 90er... war das die 3te Edition?) und habe in der Zwischenzeit zu anderen Systemen (v.a. Call of Cthulhu und die WoD) gewechselt. Zwischendurch habe ich für ein Ründchen in DSA 4 (?) reingesehen, das mich durch seine unglaublich unintuitive und überladene Charaktererstellung insbesondere im Vergleich zu den beiden Systemen für mehr als ein Jahrzehnt vergrault hat.

Jetzt dachte ich, bei so vielen begeisterten Anhängern muss doch was dran sein - Regeln hin oder her. Konkret habe ich gehört, daß DSA-Abenteuer im Gegensatz zu den mir deutlich vertrauteren D&D-Abenteuern realistischer, bodenständiger und weniger episch sein sollen. So formuliert habe ich mich dann doch gefragt, warum jemand sich für "unepisch" entscheiden würde, und in der Tat - so manche DSA-Abenteuer klingen so gar nicht "unepisch", sondern ziemlich cool!

Darum: Gibt es ein Abenteuer, das ihr als Lektüre empfehlen würde, das halbwegs repräsentativ für gut gemachte DSA-Abenteuer ist? Im besten Fall eins, das nicht-DSAlern Lust machen würde, die Würfel auszupacken und nach Aventurien zurückzukehren?

Ich freue mich auf gute Tipps :-D

[Hotzenplot]

Hi und soll ich sagen: welcome back to DSA? ^^

Wenn über gute DSA-Abenteuer geredet wird, wird meistens Von eigenen Gnaden genannt. Vor allem wohl deshalb, weil es ein Gegenentwurf zu dem sonst berüchtigtem Railroad steht, der viele DSA-Abenteuer der 90er und anfänglichen 2000er beherrschte.
Inzwischen hat die Qualität der Abenteuer m. E. deutlich zugenommen, wennauch die Einschätzung, was nun gute oder schlechte Quaität ist, schwer zu fassen ist.

Ich schieße mal aus dem Bauch heraus
Von eigenen Gnaden - relativ freies Spiel in den schwarzen Landen
Schloss Strobanoff - gut gemachter Minidungeon mit Rätseln und tollen NSC
Steinerne Schwingen - tolles Abenteuer mit Gargylen, angesiedelt in Gareth (zu der Stadt gibt es eine förmlich überragende Spielhilfe)
Quanionsqueste - Praios fights back! Wird auch oft genannt, ist aber als Kampagne vermutlich etwas zu groß für den Wiedereinstieg?
Das Jahr des Greifen (Neuauflage!) - überarbeitetes Abenteuer um ein zentrales Geschehen im Orkensturm
Blutige See - Schattenlande-Kampagne mit Seefahrt
Simyala-Kampagne - trotz Schienenfahrt eigentlich empfehlenswert, vor allem des Flairs wegen
Rabenblut - Al´Anfanische Intrigen und Gemetzel
Herren von Chorhop - ungewöhnliches Abenteuer um die Herrschaft von Chorhop

Vorsichtig nenne ich mal die Borbaradkampagne, von der du sicher schon was gehört hast. Wenn du Anfang der 90er ausgestiegen bist, hast du sie vielleicht nicht bespielt. Die Kampagne teilt die Spielerschaft nach wie vor. Mit viel Umbauarbeit und Anpassung kann das Ding aber ziemlich bombastisch werden und ist eben DIE Aventurienkampagne. Ob es als Einstieg gut ist, naja...

[Gilgeam]

... wow.. das.. äh..  du... bist echt ein König!

Verdammich, das ist mega cool! Vielen Dank für die ganze Mühe und die tollen, tollen Empfehlungen! Spontan dachte ich, Schloss Strobanoff und Blutige See klingen a) cool und b) halbwegs umschrieben, so daß ich mir nicht allzuviel spoiller, wenn ich da mal reingucke. Anders als bei der Borbaradkampagne, von der hab ich tatsächlich bisher nichts gehört. Zu "meiner" Zeit war das größte der "Krieg der Magier" (glaub ich, hieß so..), nach dem jeder lechzte. Aber das ist wahrscheinlich mega Oldschool und hier kennt das wahrscheinlich schon niemand mehr.

Hotze, vielen vielen Dank für die tolle Schützenhilfe!

[TeichDragon]

Verdammich, das ist mega cool! Vielen Dank für die ganze Mühe und die tollen, tollen Empfehlungen! Spontan dachte ich, Schloss Strobanoff und Blutige See klingen a) cool und b) halbwegs umschrieben, so daß ich mir nicht allzuviel spoiller, wenn ich da mal reingucke. Anders als bei der Borbaradkampagne, von der hab ich tatsächlich bisher nichts gehört. Zu "meiner" Zeit war das größte der "Krieg der Magier" (glaub ich, hieß so..), nach dem jeder lechzte. Aber das ist wahrscheinlich mega Oldschool und hier kennt das wahrscheinlich schon niemand mehr.

"Krieg der Magier" ist tatsächlich der Prolog zur Borbarad-Kampagne (auch G7, oder die Sieben Gezeichneten-Kampage genannt.)
Und es soll auch so alte Säcke wie mich hier geben, die mit DSA 1 angefangen haben.

Was Einzelabenteuer angeht, die nicht in mächtige Kampagnen ausufern, würde ich auch "Schloss Strobanoff" empfehlen.
Ansonsten würde ich aus der aktuellen Edition "Ewiger Hass" in den Raum werfen wollen.

[rillenmanni]

Tach auch!
Mir ist noch nicht ganz klar: Ist "unepisch" nun ein Makel, der ein solches Abenteuer für die Empfehlungsliste ausschließt?

Zudem: Hotzi hat einige Abenteuer genannt, darunter auch die Borbaradkampagen (alias G7). Da aber die G7 ein Musterbeispiel für ... ach, ich will mich da gar nicht ausbreiten. Um es kurz zu machen: "Im besten Fall eins, das nicht-DSAlern Lust machen würde, die Würfel auszupacken und nach Aventurien zurückzukehren?" und G7 schließen einander komplettomato aus.

Falls ich nicht vorab überprüfen muss, ob derzeit PDF-Verfügbarkeit gegeben ist, habe ich gewiss auch einige Vorschläge für Dich. Im Zweifel sind das eher die unepischen Sachen, die dann auch weniger vom Metaplot (fortlaufende Geschichte) gegängelt werden.

Edit sagt: "Der rillenmanni soll nicht immer zaudern!" Also gebe ich Dir jetzt schon einmal ein paar Empfehlungen, wenngleich ich es allgemein halte. Ich weiß, ich tue mit dem Folgenden zahlreichen DSA-Autoren und teils Kumpels Unrecht, indem ich sie jetzt nicht nenne. Aber wenn Du mich fragst, dann kannst Du in Sachen Abenteuerqualität und "macht Nicht-DSAlern Lust nach Aventurien zurückzukehren" nichts falsch machen, wenn Du Abenteuer auswählst aus der Feder von:
Martin John
Tilman Hakenberg (zumeist im Verbund mit Matthias Klahn)
Stefan Unteregger
Kathrin Lieb
Chris Gosse
Du musst immer ein wenig Vorsicht walten lassen, ob das eine oder andere Abenteuer fett im Metaplotsaft steht (zB als Teil einer Kampagne im Nachklapp der G7), weil das mit Schwierigkeiten fürs Gesamtverständnis einhergehen könnte und weil entsprechende Abenteuer dazu neigen, unntöig komplex/umständlich zu werden. Um an Infos zu den Abenteuern heranzukommen, musst Du im Wiki Aventurica einfach den jeweiligen oben genannten Namen eingeben. (Achtung, manchmal sind die Einträge, an welchem Abenteuer geschrieben wurde, etwas irreführend: Manche scheinen Abenteuer auch dann bei sich selbst zu verbuchen, wenn sie eigtl nur Teile beigetragen haben (das wäre dann im Impressum das übliche "mit Beiträgen von"). Aber Du gelangst über die Autorenseiten ja auf die eigtlen Abenteuerseiten, und dort steht dann zweifelsfrei, wer der Autor ist.)

[Faras Damion]

Es gibt mittlerweile sehr gute DSA-Kaufabenteuer für fast jeden Spielstil.

Die Liste von Hotzenplotz kann ich uneingeschränkt unterschreiben.

Ich möchte noch die Königsmacherkampagne nennen, die im Horasreich spielt. Die kann man auch mit mittelstufigen Charakteren als Heistabenteuer spielen. Als Vorabenteuer empfehle ich die Anthologie "Preis der Macht" (sehr nette kleine Abenteuer) und das Abenteuer "Die Unsichtbaren Herrscher" (Agentenkomödie).

Bodenständiger und sehr beliebt sind die Märchenanthologien, z.B. "Verwunschen & Verzaubert", "Märchenwälder, Zauberflüsse" oder "Feenstaub und Fabelwesen" die aber leider nicht alle als Pdf erhältlich sind. Aber hier kommt das bodenständige, märchenhafte von Aventurien voll zum Tragen.

Eines der besten Abenteuer ist übrigens "Jenseits des Lichts", das aber auch wahnsinnig anspruchsvoll für SL und Spieler ist.

Für Horror ist CoC sicher besser geeignet aber es gibt auch hier gute Ansätze, z.B. die Anthologie "Dämmerstunden.

Es ist also sehr schwer etwas zu empfehlen, wenn man euren Spielstil nicht kennt.