Also nochmal ganz langsam, zum mitmeißeln:
1. Rumpel sagt: OSR ist so geil abgefahrrnes Zeug!
2. Fakten sagen: OD&D und frühes AD&D fußen auf Weirdness, Sci-Fi, Psychedelika, NSFW-Content, Sword & Sorcery, Sword & Planet.*
3. Fakten sagen: Die OSR hat sich ausdrücklich auf diese Werte rückbesonnen, um aus diesem Reichtum und dem lückenhaften Grundgerüst tausend Blumen sprießen zu lassen.**
4. Settembrini betont: Das, was Rumpel an der OSR mag ist kein Zufall, sondern direktes Resultat der Rückbesinnung und Neuinterpretation genau der Einflüsse aus 2.
5. Rumpel und A. kalinowski behaupten es sei historischer Zufall, daß aus 3. Produkte folgen, die die Werte von 2. vertreten.
Das ist eine klare Misrepräsentation.
1. A-priori gibt es keinen Wirkungszusammenhang zwischen der Qualität des Materials früher und der Qualität des Materials heute. Jeder der behauptet, dass es einen Zusammenhang gibt, der trägt die Beweislast.
2. Hampel bringt implizit zum Ausdruck, dass er diesen Wirkungszusammenhang nicht sieht ("Historischer Zufall").
3. Settembrini weist dies zurück und verweist auf Sci-Fi, Sword & Planet, etc. Er gibt kein Argument an, dass auf einen zwangsläufigen Zusammenhang schließen lässt.
4. Alexander Kalinowski weist daraufhin.
5. Settembrini mischarakterisiert den gesamten Vorgang in dem obigen Post. Nicht zuletzt wird Settembrini nicht belegen können, dass Alexander Kalinowski jemals behauptet hat, dass es ein historischer Zufall ist (könnte Alexander Kalinowski auch gar nicht, er hat ja deutlich zum Ausdruck gebracht in der Materie nicht wirklich drin zu sein). Alexander Kalinowski hat lediglich die Vorstellung zurückgewiesen, dass in diesem Thread ein überzeugendes Argument hinsichtlich des Wirkungszusammenhangs gemacht wurde.
So, jetzt haben wir hier zwei Versionen der Wahrheit und jeder Leser hier kann ja für sich selbst überprüfen, welche Version stimmiger ist. Ich für meinen Teil habe keine Aktien in dieser Diskussion drin, das Thema interessiert mich nicht besonders; ich würde gerne mit dem eigentlichen Thema weitermachen.
*Weitere Einflüsse kommen aus dem Conference gaming, Wargaming, CoSims fürs Militär, Miniaturenspiel, Diplomacy-Fanzines usw, die interessieren Rumpel aber vermutlich nicht so.
** das kann man nachlesen und hundertfach belegen. Ganz speziell war ich dabei als Sean/Iggy Umlaut das zur Gründung fon Fight On! sagte. Das war das erste Projekt was publikationstechnisch von der Forge inspiriert war. Vorher gab es andere Sachen, die vom OGL-Modell lebten.
Nichts davon hat einen zwangsläufigen Einfluss auf die Qualität(!) von neuem Material, ist also ebenso gegenstandslos wie der Verweis auf Sci-Fi, Psychedelika, etc.
Das ist relativer* Quatsch, bis hin zur Lüge aus Ignoranz. Die Abkehr vom 1e-Modell hatte ganz handfeste wirtschaftliche, persönliche und personelle Gründe, dem Rauswurf von Gygax bei TSR und die folgenden Management und Personalwechsel.
Ich rede offensichtlich von der Abkehr vom OSR-Ethos innerhalb der Rollenspielszene als Ganzes. Die Vorgänge bei TSR sind völlig unerheblich für die Entwicklung, die das Rollenspiel in Gänze genommen hat und diese Entwicklungen hätten eine Modernisierung von D&D im Sinne von 3.x in jedem Falle erzwungen. Unter jedem IP-Halter (ob TSR, WOTC oder eine 3. Partei), der D&D an Spitze des Hobbies halten will, jedenfalls. So wie die aktuelle D&D-Edition ebenfalls aktuelle Trends aufgreift. D&D kann und wird sich allgemeinen Trends innerhalb des Hobbies nicht verschließen.
Ansonsten würde gerne darauf verweisen, dass hier geradezu lehrbuchartig die "Zak-Sabbath-Schule" der Debattenführung zum Vorschein kommt: wer nicht meiner Meinung ist, der streitet die offenischtliche Wahrheit ab und liegt somit nicht nur falsch... nein, nein. Er ist ein
Lügner. Ich halte das für einen rhetorischen Kniff (eigentlich mehr eine Unart) um der eigenen Meinung unzulässiger Weise den Anstrich des Faktischen zukommen zu lassen.
Kein anderer Bereich der Rollenspielgeschichte ist besser erforscht. Ich verweise auf Ryan Dancey, der ja auch die Wiederbelebung vieler 1e-Werte einleitete.
Geht an dem Kern der Debatte vorbei, sorry.
*realtiv, weil Du ganz offensichtlich aus Sicht eines 90er Vampire Spieler schreibst, und keiner hat oder will behaupten, daß 90er-Style Storytelling sonderlich viel mit Gygax oder OD&D zu tun hat. Das war eine originäre Entwicklung. Nur hat die nicht zur OSR geführt, so leid es mir tut. Viel eher hat Vampire in direkter Linie zur Forge geführt. Präziser: zum Erfolg der Forge. Ron ist ja Champions-Mann, aber seine Anhänger waren mit gigantsichem Anteil enttäuschte WoDies.
Nope. Eher Shadowrun als Vampire. (Eigentlich ist auch das nicht korrekt, weil ich mit keinem spezifischen Spiel besonders verbunden bin, außer meinem eigenen.) Aber man kann die Veränderungen bei D&D 3.x nicht auf ein einziges Spiel zurückführen. Ads/Disads (Feats) waren ein allgemeiner Rollenspieltrend (GURPS, Vampire, später auch Shadowrun), ebenso Skill-Listen. Ebenso komplexer werdende Subsysteme. Ebenso "Unified Mechanics". Diese Dinge wurden weder bei TSR noch bei WOTC vorangetrieben, sondern waren allgemeine Entwicklungen in verschiedenen, kommerziell halbwegs erfolgreichen Spielen. Als D&D 3.x herauskam war AD&D hoffnungslos veraltet gegenüber diesen neueren Trends; meine Behauptung ist (und ich werde mir nicht die Mühe machen sie zu belegen): WOTC musste reagieren. Und WOTC hat reagiert und modernisiert.
Ob das gut war, ist eine ganz andere Frage. Das will ich an dieser Stelle gar nicht bewerten.