Und auch bei Dungeonworld hatte ich öfters mal Probleme damit, dass die Narration relativ wenig Relevanz im konkretem Spiel hatte.
Die Frage ist dabei, wie du im Rollenspiel Relevanz definierst: Ist relevant das, was in der Fiktion geschieht, oder das, was auf einem engeren Sinne auf der Regelebene geschieht? Die erstere Ebene bildet sowohl Rahmen als auch Inhalt des Spiels, von daher ist sie ganz sicher relevant. Die zweite Ebene entscheidet typischerweise an entscheidenden Punkten über Ausgänge von Situationen (vor allem: Wer lebt, wer stirbt), ist also auch relevant. Ich würde mich aber dagegen verwehren, zu sagen, dass etwas, dass unmittelbar erst mal nur auf der Fiktionsebene wirkt und nicht auf der Regelebene, keine Relevanz im konkreten Spiel hätte, da es ja (nicht nur in pbtA) eigentlich immer so ist, dass die Fiktionsebene die Regelebene erst auslösen muss, damit auf letzterer was passiert.
Wenn ich es richtig verstehe, stört es dich z.B. bei pbtA, dass innerhalb des konkreten Spielzugs kein Einfluss der Fiktion auf die regeltechnische Abwicklung erkennbar ist, oder? Das kann ich soweit halbwegs verstehen. Trotzdem würdest du aber sicher einräumen, dass ein Einfluss der Fiktion auf das Ergebnis des Spielzugs vorliegt, das dann auch wieder Einfluss auf weitere Regelanwendungen hat. Wenn der Barbar den Ork an der Klippe mit einem Axthieb angreift und Mist baut, unterläuft der Ork ihn vielleicht einfach und macht Schaden. Wenn er ihn mit dem gleichen Spielzug von der Klippe stoßen will und Mist baut, steht er vielleicht selbst schwankend am Rand der Klippe und muss "Gefahr trotzen", um nicht das Gleichgewicht zu verlieren und den Hang hinabzuschliddern.
Aber okay, es stimmt, dass der Spielzug in der regeltechnischen Abwicklung selbst einfach ist, wie er ist, egal, welche Faktoren in die Situation einfließen. Insofern ist der unmittelbare Einfluss der Fiktion auf die Regeln nicht gegeben (oder nur insofern, welcher Zug zum Einsatz kommt) - der Einfluss ist vermittelt, insofern die Fiktion, die am anderen Ende des Spielzugs rauskommt, dann auch wieder das Potenzial hat, neue Spielzüge zu triggern.
Übrigens habe ich glaube ich etwa das umgekehrte Problem mit Systemen, in denen durch die Fiktion ausgelöst auf Regelebene Sachen passieren können, die ich nicht unmittelbar in die Fiktion rückübersetzt kriege. Klassisches Beispiele sind Hit Points, zu denen der Schaden im Verhältnis so mickrig ist, dass mir nicht einfällt, wie man sich einen erfolgreichen Treffer innerhalb der Fiktion nun vorstellen soll bzw. sich entsprechend verrenken muss, um mit einer Beschreibung daherzukommen, bei der der Säbel mal wieder haarscharf am Schädel vorbeisaust und der Charakter beim Zurücktaumeln ein bisschen aus der Puste kommt ... Da hat man dann innerhalb der Regeln eine handfeste Konsequenz (Verlust der Ressource Hit Points), die sich aber kaum auf die Fiktion übertragen lässt; natürlich wirkt auch ein langsamer HP-Verlust auf lange Sicht auf die Fiktion (wer lebt, wer stirbt), aber eben nur vermittelt, insofern es einen Riesenhaufen Treffer braucht, bis dann plötzlich auf Fiktionsebene was Relevantes passiert.