So, mal ein Review, das auch ein wenig eine Gegendarstellung zu dem sein soll, was ich bei Thallions Bewertungen gesehen habe.
Out of the AbyssKlappentext:Madness is the only escape...Mein Eindruck (sehr viele Spoiler):250 Seiten vollfarbiges Hardcover, 43,95 € beim Roland. Gewohnt hochklassiges Artwork und Layout. Out of the Abyss (OotA) stammt noch aus der Zeit, als die Abenteuer von WotC an andere Verlage vergeben wurde; OotA wurde in Zusammenarbeit mit Green Ronin Publishing erstellt. Es soll Charaktere von Stufe 1 - 15 bringen, wobei ich Stufe 1 wirklich nicht empfehlen kann; 2 oder sogar 3 ist da schon besser.
Hintergrund:
OotA basiert auf einem Romanhintergrund von R. A. Salvatore. Gromph Baenre, Erzmagier von Menzoberranzan (eine der wichtigsten Städte der Drow) hat ein magisches Ritual ein wenig versaut, um es vorsichtig auszudrücken. Er hat es tatsächlich geschafft, einige der mächtigsten Erzdämonen in das Underdark zu beschwören, was natürlich Folgen hat, da alleine ihre Präsenz die Umgebung und die Bewohner beeinflusst (und nicht gerade zum Positiven).
Man kann OotA grob in zwei Teile aufteilen: "Raus" und "Rein". Alles beginnt mit "Raus", denn die SC sind Gefangene in einem Drow Aussenposten und es geht nur um eines: Flucht! Ist schon für manche Gruppen ein schwieriger Anfang, aber durchaus jetzt auch nichts, was in meinen Augen ablehnungswürdig ist. Muss man halt mit seiner Gruppe ausmachen bzw. einschätzen können, ob das passt.
Ziel ist es also, den Drow und dem Underdark zu entkommen. Von oben erwähnten Hintergrund wissen die SC erstmal nichts. Auch nicht schlimm, denn der Weg nach "oben" ist schon ein Abenteuer für sich. OotA macht hierbei etwas, was ich einerseits super, andererseits für sehr schwierig halte: Es stellt den SC NSC an die Seite. Aber nicht irgendwelche gesichtslosen Figuren, sondern eine Ansammlung von richtig abgefahrenen NSC, die vom SL Leben eingehaucht bekommen müssen, wobei OotA entsprechende Beschreibungen liefert. Beispiele gefällig? Der pazifistische Kuo-Toa und das Myconoiden-Kind sind nur 2 der insgesamt 9(!) NSC, die ebenfalls entkommen wollen (und noch andere Motivationen haben...). Wer als SL hinbekommt, die vernünftig einzubringen, ist ein absolutes Genie und wird seiner Gruppe viel Freude bereiten!
Okay, zurück zur Flucht. Die ist sehr offen gestaltet, denn die SC können durchaus selbst entscheiden, wo es langgehen soll. Ein SL muss nun entscheiden, ob er es wirklich ganz offen lässt (und bestimmte Gegenden nicht umändert, weil die SC eigentlich noch "zu klein" sind) oder eben anpasst, je nachdem, wo es langgeht. Bei dieser Reise durch das Underdark kommt es zu einer vielzahl von Encountern und ich meine hier nicht "Kampf", sondern alles mögliche, also auch durchaus viel Potenzial für Rollenspiel (zusätzlich zu den NSC). Nach und nach bekommen die SC auch mit, dass irgendwas nicht ganz richtig läuft im Underdark, denn der Einfluss der Dämonen macht sich immer mehr bemerkbar (u U. auch bei den SC...siehe Klappentext). Dies geht soweit, dass die Demogorgon über den Weg laufen (Wer das ist? Siehe Cover!) und besser nicht versuchen, ihm in die Quere zu kommen.
Neben dem reinen Abenteuer bietet OotA auch durchaus viel Hintergrundmaterial an diesen Stellen. Beschreibungen eines Kuo-Toa-Dorfes, der Duergar-Stadt Gracklstugh oder Blingdenstone (Svirfneblin) sind auch außerhalb dieses Abenteuers durchaus nützlich, wenn man mal eine andere Kampagne dort spielen möchte.
Kurzum: "Raus" verlangt dem SL einiges ab und die SC sind mit einem eher ungewöhnlichen Abenteuer konfrontiert. Hat man die Gruppe dafür, ist das sicherlich eine wilkommene Abwechslung. Mir hat es außerordentlich gut gefallen.
"Rein", das kann ich schon mal sagen, empfand ich als den etwas schwächeren Part. Nachdem die SC es aus dem Underdark geschafft haben, werden dsie nach Gauntlgrym eingeladen und stehen dann vor Bruenor Battlehammer, dem König (ja, genau jenem...). Lange Rede, kurzer Sinn: Die SC werden, u. a. von den in den WotC-Abenteuern üblichen Fraktionen, gebeten (inkl. Unterstützung (Henchmen), zurück ins Underdark zu gehen, die Bedrohung zu beobachten und zu beenden. Puuuh, hier kann es evtl. zu Motivationsproblemen kommen, fürchte ich. Muss aber nicht.
Also wieder "rein". Natürlich nicht den gleichen Weg zurück, sondern andere Ortschaften werden bereist. Alles gut gemacht, allerdings fand ich die Lösung des Problems ein wenig zu platt: Ein anderer Drow-Magier, der seine eigenen Motive hat, kann das Ritual zwar nicht rückgängig machen, aber alle Dämonen auf einen Fleck beschwören, so dass sie sich gegenseitig in einem riesigen Royal Rumble eliminieren und die SC nur noch die Reste einsammeln müssen. Dafür braucht er aber ein paar Materialien, die es zu sammeln gilt...
Okay, das ist platt. Da gäbe es sicherlich Alternativen. Aber es wird ein wenig dadurch wieder wett gemacht, dass die SC hier in wirklich toll ausgearbeitete Gegenden gelangen (inkl. Menzoberranzan mit Beschreibung für den SL für spätere Nutzung) und Encounter erleben, die ich mit Fug und Recht als abgefahren bezeichnen möchte. Story also ein wenig "meh", Inhalt aber "hui". Naja, es kommt, wie es kommen muss: Gigantischer Dämonen-Kampf, one demon left. Er oder die SC. Good luck!
Fazit (und kleiner Rant):Das Abenteuer muss man nicht mögen, es ist speziell. Es hat seine Schwächen, durchaus.
Aber insgesamt dadurch, dass es eben mal nicht dem Mainstream entspricht, es mit gut ausgearbeiten NSC und Ortschaftsbeschreibungen daherkommt, einen coolen "Weirdness"-Faktor hat und im Zweifel immer noch als Steinbruch für eine Underdark-Kampagne dienen kann, halte ich Wertungen von "2" oder sogar "1" für nicht gerechtfertigt. Man mag seine Gründe haben, aber verwundern tut es mich schon sehr.
Mein Fazit wäre nach Thallions Maßstäben eine "4", hier dann eben: