Ich habe keinen Zusammenhang formuliert, nur gesagt, dass OSR und Shadowrun sehr unterschiedlich dran gehen und die Unterscheidung zwischen den beiden sehr grob vereinfacht beschrieben.
Und ich habe verhalten widersprochen.
Shadowrun hat eben auch große Ruling-Anteile und Bereiche, in denen Spielerfähigkeiten ziemlich wichtig sind (auch wenn das ganze Thema insgesamt viel schlechter kommuniziert wird als in den meisten OSR-Spielen und anderswo und obendrauf die Ruling-Anteile möglicherweise sogar unfreiwillig bzw. ungewollt sind).
Aus dieser Warte betrachtet hat der Regelwust von SR entweder keinerlei Existenzberechtigung oder er ist umgekehrt sogar enorm unvollständig. Paradox
Ich empfinde diese Kategorisierung nicht als trivial, welches von beiden eine Unterkategorie des anderen ist.
Von außen betrachtet kann für mich nur die Rollenverkörperung die Unterkategorie sein, weil Geschichtenerzählen beides einschließt, aber nicht umgekehrt.
Das Verkörpern der Rolle lässt sich formulieren als "ich erzähle (m)einen Teil der Geschichte" - also eine Eingrenzung des Geschichtenerzählens.
Umgekehrt tue ich mir schwer damit, (Meta-)Einflüsse auf die Geschichte oder jedenfalls solche, die nicht im SC verankert sind, irgendwie als Erweiterung der Rollenverkörperung zu formulieren. Das widerspricht sich, also ist entweder das eine Teil des anderen (und damit nicht umgekehrt - dafür müssten sie deckungsgleich sein) oder es sind zwei verschiedene Dinge.
Was dem Spieler dabei jetzt wichtig(er) ist, ist für die Kategorisierung erst mal egal. Das sind dann nachgeordnete Betrachtungen wie auch die Frage nach der Art von Geschichte, die man überhaupt erzählen will und was das für Erzählrechte usw. bedeutet.
Wie viele Systeme haben allein schon Regeln für den Erzählanteil?
Implizite Regeln haben alle - und dazu gehört mehr (wenn auch oft nicht wirklich viel) als das tradierte Spiel der Gruppe.
Im "klassischen" Rollenspiel ist der Erzählanteil der Spieler per Default das, was ihren SC betrifft und wenig mehr.
Wie wir hier und nebenan schon festgestellt haben, kann man diese Regeln zwar nicht wirklich weglassen (weil sie davon nur implizit werden), aber man kann den Erzähl-Anteil als Ganzes weitestmöglich beschränken und die Entwicklung/Produktion der Geschichte möglichst dem Spiel-Anteil überlassen. Dann geht es eben z.B. in Richtung exploratory wargame.
Dazu:
Die Spieler spielen ihre Figuren und die SL den Rest? Das gilt doch konsequent fast nie. In OSR-Gruppen beschreiben mal Spieler, mal SL, was der Fackelhalter treibt.
I.d.R. geht das so lange, bis der SL sein Veto einlegt. Alternativ legt der SL die Beschreibung vorher explizit in Spielerhand.
Jedenfalls gibt es eine relativ feste Grundvorgehensweise, von der (meist nach Gutdünken des SL) mehr oder weniger weit abgewichen wird.
Das bedeutet aber für mich nicht, dass man darüber gar nichts sagen könnte.
DSA-Charaktergeschichten liegen ja meist in gebundener Form vor und berichten vom Leben und Sterben eines halben Kontinents.
Das ist doch gerade das Paradebeispiel für unterschiedliche bzw. gar nicht bedachte Erzählrechte.
Im "schönsten" Fall ist so ein DSA(3)-SC dann adlig, erfahren und der weltbeste Fechter, aber auf dem Blatt steht ein verarmter Abenteurer der Stufe 1 mit mies ausgewürfelten Werten. Entsprechend groß fällt der Bruch aus, weil im tatsächlichen Spiel die Erzählrechte großteils an den Werten hängen und gar nichts mehr damit zu tun haben, was sich der Spieler an Hintergrundgeschichte "unberechtigt" aus den Fingern gesaugt hat.
Ja, natürlich ist das in DSA nicht explizit geregelt. Und offensichtlich kann das zu entsprechenden Verwerfungen führen, wenn man sich nicht unausgesprochen einig ist, was in der Richtung geht und was nicht.
Muss man es explizit, eindeutig und formalisiert regeln? Ich bräuchte das jetzt nicht unbedingt, aber irgendeine Form der Übereinkunft hinsichtlich der Erzählrechte muss man da schon finden.
Und es ist auch etwas fundamental anderes als "Geschichten erzählen wollen" (und vor Allem etwas anderes als Tolstoi usw. ). Das Prinzip einer Geschichte ist etwas, das Kinder erst ziemlich spät verstehen und noch später aktiv Inhalte dazu generieren können. "Rollen"-Spiel passiert dagegen schon sehr, sehr früh (wie gesagt, so ziemlich die erste Spielhandlung nach "Ui, so funktioniert also Schwerkraft" ).
Ich bin mir nicht sicher, ob das nicht eine Formulierungsfrage ist, sprich ob man das nicht doch beim Großthema Geschichte (das dann evtl. anders heißen müsste) unterbringen kann. Ggf. wohl eher bei Spaßquelle 3 statt 2.