Gerade in PnP habe ich immer eine "Trennung von Situation und Figur" und im LARP eben nicht
Ich kann es nur leicht anders formuliert wiederholen:
Im P&P ist eine getrennte Wahrnehmung von Situation und Figur gar nicht denkbar. Wenn das Bild vor dem geistigen Auge ausreichend "lebendig" wird, beinhaltet es immer die Figur in der Situation, nicht nur das eine oder andere. Je nach Spielertyp und -haltung ist das dann sogar vollständig auf die Charakterperspektive verengt.
Weil man im LARP aber direkt auf den Spieler einwirkt, zieht man auch nur diesen in die Situation und muss ihm den mentalen Freiraum lassen, sich den Parameter Figur selbst dazu zu denken.
Nehmen wir als kleines Gedankenexperiment mal an, dass Spielleitung und NSCs nichts über die LARP-Figur wissen, sich aber mächtig ins Zeug legen, was die Darstellung/Umsetzung einer bestimmten Spielsituation angeht.
Da wird es genug Spieler geben, die hier von (guter/tiefer) Immersion sprechen - das kann sich dann aber eben nur auf die Situation beziehen und nicht auf die Figur,
weil es eben z.B.
mein Adrenalin ist und nicht das der Figur.
Im P&P gibt es das in der Form nicht, weil ständig über die Rolle der Figur in der Situation verhandelt wird (und verhandelt werden muss), sei das über Spielmechanik/Werte oder frei(er).
Ansonsten kann ich nur noch darauf verweisen, was Orko und Isegrim in diesem Kontext geschrieben haben.
Das mag wie kleinteilige Erbsenzählerei aussehen, aber man muss beim Thema "automatische" Immersion im LARP schon genau hinschauen, was von wo kommt und wer welche Leistung erbringt. Die Figur ist beim LARP eigentlich eine ziemliche Randerscheinung.
Dazu auch:
[Das Spielelement, bei dem ich - leider! - absolut in den Charakter eintauche, ist, wenn mich jemand im Spiel zur Schnecke macht: wenn man angeschrien wird, spürt man keinen Unterschied mehr zwischen Spiel und Realität
Es ist doch genau umgekehrt: Man wird aus der Rolle
rausgerissen, weil die Interaktion direkt mit dem Spieler in einer Weise stattfindet, dass er die Figur nicht mehr als Puffer dazwischen bringen kann.
Das wird aber oft dadurch verschleiert, dass sich die mutmaßliche Reaktion der Figur und die tatsächliche Reaktion des Spielers so ähnlich sind (siehe Orko).
Naja. Sämtlicher Krempel, der mir bisher als "fast ganz total echt aussende Waffen" vorgeführt wurde, sieht in meinen Augen immer noch aus wie Kinderfasching.
Dabei geht es ja nicht nur ums Aussehen, sondern auch um die gesamte Handhabung und das zugehörige Regelwerk.
Wenn man das in vielerlei Hinsicht "echter" machen will, geht es ganz schnell um technische/kämpferische Kompetenzen, die zugehörige mentale Stärke, eine ausreichende Vertrauensbasis aller Beteiligten untereinander und soliden Szenarioaufbau mit entsprechend dichter Kontrolle von außen.
Da bespaßt man dann mit einem riesigen Aufwand eine so verschwindend kleine Spieler- bzw. Zielgruppe, dass es mich schon sehr überraschen würde, wenn das überhaupt irgend jemand in dieser Form macht.