Autor Thema: Woher die Abwehrhaltung?  (Gelesen 11284 mal)

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Offline Quendan

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Re: Woher die Abwehrhaltung?
« Antwort #50 am: 21.06.2018 | 15:07 »
Ich finde übrigens, wenn ich auf eine Messe gehe, und dafür Geld bezahle, und der Verlag bezahlt da auch Geld für seinen Stand, dann sollte sich da keiner hinstellen und erklären "es gäbe genug Reviews und Dokumentationen", weil das im Endeffekt hieße dass beide Parteien geisteig umnachtet sein müssten, um sich da trotzdem hinzustelllen.

Ich bezweifel mal, dass das wirklich an irgendeinem Verlags-Rollenspielstand in Deutschland passiert ist. ;)

Ich weiß jetzt nicht wann und mit wem du z.B. gesprochen hast Lichtschwerttänzer (auch wenn mir bei dieser Anekdote schwer fällt zu glauben, dass da jemand einfach scheiße oder lustlos erklärt hat), aber auf der nächsten Con erkläre ich dir gerne alles zu Splittermond was du wissen möchtest. So wie ich und andere Autoren das schon sicherlich inzwischen über hundert mal hilfsbereit und begeistert getan haben.

Ich bezweifel, dass es dir danach besser gefällt. Das liegt aber mE nicht daran, wie man es dir erklärt, sondern was du möchtest und erwartest. Und wenn du die eine Besonderheit suchst, die dich einzeln total flasht, dann bist du bei DSA und Splittermond (und manch anderem allgemeinen Fantasy-RPG) vermutlich auch falsch.

Aber wenn wir so blöd wären und niemandem auf Messe irgendwas sinnvoll erklären würden oder könnten, dann hätten wir vermutlich keinen Erfolg.  ;)

Zum allgemeinen Thema: Meiner Erfahrung nach trifft man auf so eine Antihaltung vor allem im Internet, im direkten Gespräch ist das deutlich weniger präsent. Klar kommen auch mal Leute zum Stand mit einem eher abschätzigen Blick und fragen "Warum sollte ich das denn spielen?" (nicht nur auf Splittermond bezogen, auch auf andere Spiele in unserem Sortiment). Wenn man es ihnen dann erklärt sind die meisten aber freunndlich. Und zwar egal, ob sie das was sie hören mögen oder feststellen, dass es nichts für sie ist. Und die, bei denen das nicht der Fall ist, die muss man halt ignorieren (im Sinne von: sich nicht ärgern). Die Mehrheit ist aber sowieso einfach sehr aufgeschlossen und neugierig auf Neues (wenn sie sich überhaupt für andere Spiele als ihr Hauptsystem interessieren).

Wobei natürlich auf jedes Gespräch nach dem man etwas verkauft auch ein halbes Dutzend kommt, wo das nicht der Fall ist. Das ist halt normal, die eigenen Spiele sind ja auch nicht für jeden zwingend was.

Im Internet hast du aber halt auch eher als im realen Leben dann noch Leute danebenstehen, die mit einer negativen Meinung mit reingehen und die sehr vehement vertreten. An einem Messestand stehen die Leute halt nicht rum und sagen jedem Kunden, das XY eh überbewertet ist. ;) Im Internet ist mir auch schon aufgefallen, dass da bei diversen Themen (und auch abseits von uns als Verlag) manche Poster quasi fast schon alle überzeugen wollen, dass XY schlecht ist. Nicht, dass es ihnen nicht gefällt oder zu ihren Vorlieben nicht passt - sondern dass es schlicht schlecht ist.

Woran das liegt? Keine Ahnung, vermutlich gibt es da vermutlich eh immer unterschiedliche Gründe je nach Person. Sendungsbewusstsein kann eine Sache sein. Hype-Allergie scheint auch mitunter ein Faktor zu sein, denn je größer der Hype ist, desto vehementer gehen andere dagegen an. Wieder andere ärgern sich vllt, dass XY die Aufmerksamkeit (fälschlich!!11) kriegt, die eigentlich ihrem Lieblingssystem zusteht. Und manch anderer mag es schlicht nicht und sieht sich gar nicht als vehementer Kritiker, sondern er postet halt einfach seine Meinung im Forum/auf Facebook.

Insgesamt ist das mE aber auch kein riesiges Problem. Klar, das gibt es. Und das kann schnell dominant wirken. Aber der Großteil der Leute ist auch im Internet echt nett und aufgeschlossen meiner Erfahrung nach.
« Letzte Änderung: 21.06.2018 | 15:19 von Quendan »

Offline JS

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Re: Woher die Abwehrhaltung?
« Antwort #51 am: 21.06.2018 | 15:12 »
Ich möchte bestätigen, daß meine Leute und ich in Essen an den Ständen von Uhrwerk und Ulisses in den letzten Jahren stets umfangreich und freundlich über Miez und Mauz informiert wurden.
Ich habe allerdings auch nicht mit verschränkten Armen irgendwelche Fischmarktschreier aus Hamburg erwartet, die mir ihren "heißen Scheiß heißer als mein aktueller Scheiß" vor den Latz knallen.
Wer gern sagt, was er denkt, sollte vorher etwas gedacht haben.

Offline Ginster

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Re: Woher die Abwehrhaltung?
« Antwort #52 am: 21.06.2018 | 15:22 »
alle überzeugen wollen, dass XY schlecht ist. Nicht, dass es ihnen nicht gefällt oder zu ihren Vorlieben nicht passt - sondern dass es schlicht schlecht ist.

Ich denke, das ist hier auch der Hauptpunkt des Eingangspostings. Niemand möchte ja Menschen absprechen ihr Lieblingsspiel bis zum Ende aller Tage zu spielen. Nur, dass die eigenen, langjährigen Gewohnheiten als Qualitätsmaßstab an andere Spiele angelegt werden, ist eben ... nun ja.

Offline Lichtschwerttänzer

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Re: Woher die Abwehrhaltung?
« Antwort #53 am: 21.06.2018 | 15:25 »
Ich bezweifel mal, dass das wirklich an irgendeinem Verlags-Rollenspielstand in Deutschland passiert ist. ;)

Ich weiß jetzt nicht wann und mit wem du z.B. gesprochen hast Lichtschwerttänzer (auch wenn mir bei dieser Anekdote schwer fällt zu glauben, dass da jemand einfach scheiße oder lustlos erklärt hat), aber auf der nächsten Con erkläre ich dir gerne alles zu Splittermond was du wissen möchtest.
Es war nicht Splittermond oder Uhrwerk, sollte ich fehlerhaft diesen Eindruck erweckt haben so möchte ich in aller Form um Entschuldigung bitten!

Es war ein anderer RPG Produzent, der sich weigerte diese Fragen in seinem Forum zu beantworten, und meinte komm doch auf der RPC vorbei.
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
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Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
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Offline Quendan

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Re: Woher die Abwehrhaltung?
« Antwort #54 am: 21.06.2018 | 15:27 »
Ah, ok. Dann war das nur ein Missverständnis, danke für die Klarstellung! :)

Offline First Orko

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Re: Woher die Abwehrhaltung?
« Antwort #55 am: 21.06.2018 | 15:31 »
Ich möchte bestätigen, daß meine Leute und ich in Essen an den Ständen von Uhrwerk und Ulisses in den letzten Jahren stets umfangreich und freundlich über Miez und Mauz informiert wurden.
Ich habe allerdings auch nicht mit verschränkten Armen irgendwelche Fischmarktschreier aus Hamburg erwartet, die mir ihren "heißen Scheiß heißer als mein aktueller Scheiß" vor den Latz knallen.

Den Eindruck kann ich für die Nordcon total unterschreiben! Wir waren diesmal an vielen Ständen und überall wurde ich freundlich angesprochen und habe auf Nachfrage sehr ausführliche Antwort bekommen. Manchmal auch etwas zu früh schon - ich bekomme bei solchen Situationen ja immer fast ein schlechtes Gewissen, wenn ich beim ersten Blick sehe, dass es vermutlich nix für mich ist aber der Verkäufer davon total überzeugt ist... aber das ist mehr so meine Sache ;-) Ich sag dann aber auch immer "Ja danke ich schau dann mal noch ein bißchen"  - und nicht etwa "Böh wasn Dreck" oder son Mist!
Ich meine: Gerade bei kleinen Verlafen stehen da auch die Macher am Tisch, die da viel Herzblut reingesteckt haben. Das achte ich hoch, ganz egal wie ich das Produkt finde. Und schon manches Mal hat die Sympathie noch das Quentchen gebracht, um doch den Geldbeutel zu zücken...
It's repetitive.
And redundant.

Discord: maniacator#1270

Dir ist schon klar, dass es in diesem Forum darum geht mit anderen Leuten, die nix besseres mit ihrem Leben zu tun haben, um einen Tisch zu sitzen und sich vorzustellen, dass wir Elfen wären.

Offline Teylen

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Re: Woher die Abwehrhaltung?
« Antwort #56 am: 21.06.2018 | 15:51 »
Die wenigsten Leute in Rollenspielforen verkaufen ein Produkt.
Ich persönlich mache durchaus bewusst in Rollenspielforen, auf Social Media und in meinen Blogs Werbung für mein Lieblingsrollenspiel respektive versuche andere dafür zu animieren, begeistern und zu informieren.

Einerseits, in der Hoffnung dadurch Spieler zu generieren. Die müssen auch gar nicht unbedingt mit mir spielen, wobei ich mich freue Mitspieler finden zu können, sondern können gerne selbst miteinander spielen. Dabei kaufen sie Produkte, investieren, der Verlag kriegt Geld, merkt das es sich lohnt und am Ende gibt es mehr Produkte die ich kaufen kann.
Andererseits, in der Hoffnung sie vielleicht zu kreativen Unterfangen zu animieren die mich unterhalten oder die mir etwas bieten. Das heißt, wenn sie beispielsweise interessante Diskussionen führen, wenn sie eigene Abenteuer oder Settings schreiben, wenn die Larps veranstalten, wenn sie Videos machen,... wenn sie sonst wie aktiv werden. [Wodurch sie idealerweise mehr Leute begeistern, die mehr Produkte kaufen, den Verlag/die Lizenznehmer mehr animieren und wo ich am Ende mehr hab]

Daneben macht es mir einfach Spaß mich über Dinge zu verbreiten von denen ich Fan bin.
In Bezug auf mein WoDnews Blog bereits 255 Artikel seit 15.01 viel Spaß... die würde ich ja nicht schreiben wenn es mir keinen Spaß machen würde.

Was mich wundert: Warum fahren Leute mit Brett im Kopf auf ne Con
Naja, wenn sie es anpacken, reingucken und Fragen kann das Brett finde ich nicht so hart sein.
Das wäre ja mehr wenn sie es komplett ignorieren und nur an anderer Stelle nörgeln.
« Letzte Änderung: 21.06.2018 | 15:59 von Teylen »
Meine Blogs:
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Auch im RL gebe ich mich nicht mit Axxxxxxxxxx ab #RealLifeFilterBlase

Offline Lichtschwerttänzer

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Re: Woher die Abwehrhaltung?
« Antwort #57 am: 21.06.2018 | 15:53 »

Ich bezweifel, dass es dir danach besser gefällt.
Möglich, da ich es fast komplett in ner Kiste hier liegen habe
Hattest du auf der Fee noch was vor?

Zitat
Und wenn du die eine Besonderheit suchst,
Ich glaube unter Besonderheit verstehen wir unterschiedliche Dinge.
Nicht alles ist Doppelplusuperflashygutbesondersanders.

Eher was zeichnet die Jugoslawische Küche im Vergleich zur deutsche Küche aus oder worin unterscheidet sie sich.
SpliMo Solides deutsches High Fantasy Setting mit interessanten Nicht nur Mainstream Kulturen wie z.B. Farukan.


@Ginster

Ich beurteile ein Rollenspiel danach wie gut es umsetzt was es als seine Agenda bezeichnet

“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
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Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
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Offline Maarzan

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Re: Woher die Abwehrhaltung?
« Antwort #58 am: 21.06.2018 | 15:57 »
oder nichts was "passt"?

Mir ist noch was eingefallen, ausreichend Wahrscheinlich es spielen zu können.

Ich korrigiere: .. zu schlecht aus der Bedürfnislage des "Kunden" gesehen.
...und nebenbei: Deine Bedürfnislage/Geschmack ist veralteter, engstirniger, uncool spießiger und uniformiert langweiliger Scheiß ist auch nicht die beste Ausgangslage für eine friedliche Kommunikation/Verkaufsgespräch....

Umgekehrt: und wenn es passt, wird auch gekauft - im Übrigen wohl eher zu viel, wenn man sich überlegt, wie viel von dem Kram, den man hat, man dann auch wirklich spielt. Können wohl die meisten Leute hier ein Lied von singen.

Das Werben wirkt außerdem ja nicht nur im individuellen Umkreis und dem 1:1. Jeder Überzeugte ist ja auch ein Multiplikator, jeder Kauf eines anderen erhöht die Chance, dass der eigene Lieblingsverlag weitermacht, neue Leute, mit denen man sich austauschen kann, die Fanmaterial erzeugen  etc..
Und wer auf Ständen steht und Leute anquatscht, hat wohl doch eher etwas zu verkaufen nebenbei.
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alexandro

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Re: Woher die Abwehrhaltung?
« Antwort #59 am: 21.06.2018 | 16:08 »
Ich korrigiere: .. zu schlecht aus der Bedürfnislage des "Kunden" gesehen.
...und nebenbei: Deine Bedürfnislage/Geschmack ist veralteter, engstirniger, uncool spießiger und uniformiert langweiliger Scheiß ist auch nicht die beste Ausgangslage für eine friedliche Kommunikation/Verkaufsgespräch....

In der Regel ist es ja umgekehrt.

Der "Verkäufer" bringt Argumente alá "Dieses Spiel könnte dir gefallen, wenn..." und der "Kunde" (bzw. oft nichtmal der Kunde selbst, sondern eine Person, die zufällig neben diesem steht und das als ausreichenden Anlass sieht, um sich in das Gespräch einzumischen) antwortet darauf "Das ist veralteter/neumodischer, uncooler, spießiger/verkopfter und langweiliger/umständlicher Scheiß und das braucht wirklich NIEMAND."

Das hat weniger mit der Fähigkeit einer Person zu tun Leuten das eigene Lieblingssystem nahezubringen und mehr damit, dass gewisse Leute einfach Arschlöcher sind.  >;D
« Letzte Änderung: 21.06.2018 | 16:10 von alexandro »

Offline Maarzan

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Re: Woher die Abwehrhaltung?
« Antwort #60 am: 21.06.2018 | 16:23 »
In der Regel ist es ja umgekehrt.

Der "Verkäufer" bringt Argumente alá "Dieses Spiel könnte dir gefallen, wenn..." und der "Kunde" (bzw. oft nichtmal der Kunde selbst, sondern eine Person, die zufällig neben diesem steht und das als ausreichenden Anlass sieht, um sich in das Gespräch einzumischen) antwortet darauf "Das ist veralteter/neumodischer, uncooler, spießiger/verkopfter und langweiliger/umständlicher Scheiß und das braucht wirklich NIEMAND."

Das hat weniger mit der Fähigkeit einer Person zu tun Leuten das eigene Lieblingssystem nahezubringen und mehr damit, dass gewisse Leute einfach Arschlöcher sind.  >;D

Punkt 1 habe ich so seltenst beobachtet. Im Üblichen wird auf die Präfenerenzen des Ziels keinerlei Gedanke verschwendet und wenn das Ziel skeptisch ist der Angriff auf dessen altes Spiel (oder auch nur vermutetes altes Spiel) gefahren.

Der Heckenschütze von nebenan ist allerdings durchaus bekannt. Das war der Anlass zu der Anmerkung über "unlauteren Wettbewerb" irgendwo vorher hier.
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Offline Quendan

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Re: Woher die Abwehrhaltung?
« Antwort #61 am: 21.06.2018 | 17:17 »
Im Üblichen wird auf die Präfenerenzen des Ziels keinerlei Gedanke verschwendet und wenn das Ziel skeptisch ist der Angriff auf dessen altes Spiel (oder auch nur vermutetes altes Spiel) gefahren.

Ich weiß ja nicht, mit wem du sonst so sprichst, aber meine Erfahrung spiegelt das nicht wieder. Und zwar nicht nur auf uns bezogen, sondern allgemein auf Verkaufsstände deutscher Verlage auf Messen.

Wir bei Uhrwerk z.B. raten Leuten auch von Spielen ab, wenn wir im Gespräch feststellen, dass sie völlig andere Präferenzen haben. Was nützt uns denn ein Kunde, der zwar ein Buch kauft, danach aber fast zwangsläufig das Produkt schlecht findet? Der ist dann schlecht auf uns oder das Spiel zu sprechen, das ist 40 Euro im Maximalfall nicht wert.

Wenn jemand mit "Warum sollte ich XY spielen?" an unseren Stand kommt antworten wir auch gerne erstmal mit "Hängt davon ab, was spielst du denn generell gerne?" oder "Hängt von deinen Vorlieben ab". Wenn dann rauskommt, dass die Person keine Fantasy mag, dann schlagen wir ihm nicht Splittermond vor. Wenn er eher klassische System mag, schlagen wir nicht FATE vor. Und so weiter.

Wir haben aber natürlich auch den Luxus gut ein Dutzend Systeme am Stand zu haben, da kann man dann gut Leuten genau das empfehlen, was ihnen unseres Erachtens am besten gefällt.

Damit sind wir mE aber auch nicht alleine da. An deutschen Verlagsständen wird nicht auf Teufel komm raus versucht *irgendwas* zu verkaufen und die Wünsche des Kunden sind dabei egal. Da wird durchaus versucht etwas zu verkaufen, mit dem der Kunde am Ende auch glücklich ist. Das ist nämlich für alle Seiten besser. ;)

Deine These, dass das anders üblich sei, erscheint mir jedenfalls deutlich übertrieben - da sieht es in Deutschland doch besser aus meiner Erfahrung nach. :)

Offline Megavolt

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Re: Woher die Abwehrhaltung?
« Antwort #62 am: 21.06.2018 | 17:21 »
Wenn man sich als Nerd als Mensch keine grundsätzlich offene Haltung für Neues bewahrt, dann kann man sich auch gleich einsalzen lassen.

Diese offene Haltung schließt Rollenspiel-Schrebergärtnertum nicht aus, was ja ebenfalls total befriedigend ist. Man kann ohne weiteres parallel irgendein Fäntelalter ganze Dekaden lang schrebergärtnern und damit glücklich sein, und nebenher Homebrew-Shadowrun auf Fate austesten und Katzen im Weltall Anarchy mit Lamentations-Regeln oneshotten und alles gleichzeitig geil finden.

Leute, die auf andere Systeme zeigen und sagen: Buh, wie ist das blöd und wie blöd sind alle, die das spielen, die schaden dem Hobby ganz erheblich ohne jeden Mehrwert. 

Offline Maarzan

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Re: Woher die Abwehrhaltung?
« Antwort #63 am: 21.06.2018 | 17:27 »
Ich weiß ja nicht, mit wem du sonst so sprichst, aber meine Erfahrung spiegelt das nicht wieder. Und zwar nicht nur auf uns bezogen, sondern allgemein auf Verkaufsstände deutscher Verlage auf Messen.

Wir bei Uhrwerk z.B. raten Leuten auch von Spielen ab, wenn wir im Gespräch feststellen, dass sie völlig andere Präferenzen haben. Was nützt uns denn ein Kunde, der zwar ein Buch kauft, danach aber fast zwangsläufig das Produkt schlecht findet? Der ist dann schlecht auf uns oder das Spiel zu sprechen, das ist 40 Euro im Maximalfall nicht wert.

Wenn jemand mit "Warum sollte ich XY spielen?" an unseren Stand kommt antworten wir auch gerne erstmal mit "Hängt davon ab, was spielst du denn generell gerne?" oder "Hängt von deinen Vorlieben ab". Wenn dann rauskommt, dass die Person keine Fantasy mag, dann schlagen wir ihm nicht Splittermond vor. Wenn er eher klassische System mag, schlagen wir nicht FATE vor. Und so weiter.

Wir haben aber natürlich auch den Luxus gut ein Dutzend Systeme am Stand zu haben, da kann man dann gut Leuten genau das empfehlen, was ihnen unseres Erachtens am besten gefällt.

Damit sind wir mE aber auch nicht alleine da. An deutschen Verlagsständen wird nicht auf Teufel komm raus versucht *irgendwas* zu verkaufen und die Wünsche des Kunden sind dabei egal. Da wird durchaus versucht etwas zu verkaufen, mit dem der Kunde am Ende auch glücklich ist. Das ist nämlich für alle Seiten besser. ;)

Deine These, dass das anders üblich sei, erscheint mir jedenfalls deutlich übertrieben - da sieht es in Deutschland doch besser aus meiner Erfahrung nach. :)

Stimmt - meine Ungenauigkeit, das "im Üblichen" hätte nach "kein Gedanke an Präferenzen des Ziels " enden müssen (das habe ich tatsächlich noch nie erlebt).
Das mit dem Angriff kam vor (und fällt auch eher in die frühe WW-Zeit, inzwischen scheint mit die Werbung auch insgesamt "friedlicher" geworden zu sein), ist aber nicht die Mehrheit. Meist läuft das Gespräch dann einfach tot- agreeto disagree.
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Offline D. M_Athair

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Re: Woher die Abwehrhaltung?
« Antwort #64 am: 21.06.2018 | 17:32 »
Wieder andere ärgern sich vllt, dass XY die Aufmerksamkeit (fälschlich!!11) kriegt, die eigentlich ihrem Lieblingssystem zusteht.
Den Grund finde ich sehr verständlich. Der hat mehrere Seiten:

1) Nur, weil was populär ist, heißt das noch lange nicht, dass es gut ist und umgekehrt.
2) Das Populäre verdrängt das weniger Populäre. Das betrifft sowohl die Fortführung einer RSP-Reihe als auch die Zahl der potentiellen Mitspieler. Bei Edition-Wars ist beides ganz klar erkennbar. 
3) Marketing und Kundenbindung sind für den Erfolg wichtiger als Qualitätsmerkmale (welche auch immer das am Ende sind).
4) Am Ende entscheidet die Kundschaft über den Geldbeutel. (Was natürlich auch ne Preisfrage ist).
Kurz: Der Marketing-Mix ist entscheidend.

Ein tolles Produkt allein reicht nicht.
Ich finde, dass es ganz normal ist, dass Fans von einem Produkt, das sie toll finden (auch aus Eigeninteresse) versuchen Ressourcen-Mängel von Verlagen auszugleichen.

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Offline Quendan

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Re: Woher die Abwehrhaltung?
« Antwort #65 am: 21.06.2018 | 17:36 »
Ich finde, dass es ganz normal ist, dass Fans von einem Produkt, das sie toll finden (auch aus Eigeninteresse) versuchen Ressourcen-Mängel von Verlagen auszugleichen.

Ich finde das auch völlig verständlich. :) Ebenso wie ich die anderen von mir aufgezählten möglichen Gründe nachvollziehen kann.

Ich fände es halt schöner, wenn solche Energie dann in positiven Support für das eigene Spiel gesteckt wird (Fanmaterial erstellen, in Foren Fragen von Neulingen beantworten, Supportrunden auf Cons leiten, etc.) als in negative Kritik an anderen Spielen. Das erhöht auch die Chance, mehr Spieler und mehr Aufmerksamkeit für "sein" System zu kriegen. Wenn man vor allem negativ da dran geht und in "fremden" Themen immer nur Sachen nieder macht, dann wirft das im Zweifel eher ein schlechtes Licht auf das eigene Anliegen, indem man nämlich andere Leute gegen sich aufbringt.

(Wobei ich insgesamt eh nicht glaube, dass das so ein großes Problem ist. Sowas kommt immer wieder mal vor - mitunter vmtl auch nur im Eifer des Gefechts ohne "Agenda" -, aber weitverbreitet ist es in meinen Augen nicht, das Leute gezielt andere Systeme kritisieren, weil sie lieber Aufmerksamkeit für ihre Sachen wollen.)

Offline Derjayger

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Re: Woher die Abwehrhaltung?
« Antwort #66 am: 21.06.2018 | 17:40 »
Hab nur den Eingangspost gelesen.

Da spielt glaube ich ein - ganz menschliches - Geprahle dahinter, durch das man sich gut fühlt ("yeah, mein System ist besser! Alles gut!"). Ich würde nicht zu viele Gedanken daran verschwenden und es auch nicht verdammen, weil RPGs Teil der persönlichen Identität sind, so wie Musikbands (die Diskussionen darum sind auch völlig empfindlich und irrational. Und das ist auch nicht schlimm!).

Ist auch nicht auf RPGs beschränkt. Auf der Musikmesse in Frankfurt gab's mal einen Stand, wo ein neuer Modelling-Gitarrenverstärker beworben wurde. Hab' ihn angespielt und dem Stand-Typen erzählt, wie toll ein anderer Verstärker doch wäre und warum sie denn ein schlechteres Konkurrenzprodukt auf den Markt werfen (ja, schon assig von mir). Er war dadurch natürlich auch angenervt. Ich war happy. Und ich hab' mir auch nichts weiter dabei gedacht. Wie seine Firma das hätte vermeiden können? Ich denk mal nur durch ein besseres Produkt oder eine zielsichere Präsentation seiner spezifischen Vorteile.
D&D 5E Quick-Combat (Mechanik, um Kämpfe erzählerisch und schnell als Group-Check abzuhandeln) -> wieder online

D&D 5E Buying Magic Items (Wie man 1. Inventar von Magiegeschäften generieren und 2. mit der Suche nach spezifischen magischen Gegenständen umgehen kann)

Offline Lichtschwerttänzer

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Re: Woher die Abwehrhaltung?
« Antwort #67 am: 21.06.2018 | 17:43 »
-, aber weitverbreitet ist es in meinen Augen nicht, das Leute gezielt andere Systeme kritisieren, weil sie lieber Aufmerksamkeit für ihre Sachen wollen.)
da hat sich in den letzten Jahren viel in der deutschen RPG Szene gebessert
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br0adsw0rd

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Re: Woher die Abwehrhaltung?
« Antwort #68 am: 21.06.2018 | 17:55 »
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man neue Settings wunderbar an den Mann/Frau bringen kann. Sobald man das jedoch mit einem neuen Regelwerk verbindet, fängt das Gemaule an.

Offline D. M_Athair

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Re: Woher die Abwehrhaltung?
« Antwort #69 am: 21.06.2018 | 19:12 »
Ich fände es halt schöner, wenn solche Energie dann in positiven Support für das eigene Spiel gesteckt wird (Fanmaterial erstellen, in Foren Fragen von Neulingen beantworten, Supportrunden auf Cons leiten, etc.) als in negative Kritik an anderen Spielen. Das erhöht auch die Chance, mehr Spieler und mehr Aufmerksamkeit für "sein" System zu kriegen.
Stimmt. Klar.
Wobei die Abwehrhaltung ja nicht unbedingt in negativer Kritik besteht, sondern Frustration über den Status Quo (z.B. über die wahrgenommene übermäßige Differenzierung der OSR) ausdrücken kann oder Vorbehalte gegen das Neulernen eines neuen Spiel (weil  das Ressourcen frisst), ...

Da muss man einfach rausfinden, was hinter der Abwehr steckt. Das kann auch ein Interesse sein, dass die jeweilige Person sich nicht eingestehen will.


[...] sie hätten ja schon seit Jahr und Tag DSA, Splimo, D&D, Shadowrun, Runequest o.ä. Und das sei ja alles ganz nett, aber jetzt müsse man sie doch erstmal davon überzeugen, dass das, was sie da vor sich haben, BESSER sei. Ein anstrengendes und meist aussichtloses Unterfangen, wie man sich denken kann.
Ich find das voll verständlich. Das findet sich auch hier, wenn auch nicht so ausgeprägt.
Was ist da los? Revolution D100 ist ein neueres BRP-artiges Spiel, das manches anders macht als z.B. Mythras oder OpenQuest. Grundsätzlich richtet es sich aber an eine ähnliche Zielgruppe. Ehrlich gesagt: Obwohl ich viele BRP-artige hab, hab ich Revolution bisher auch ausgelassen. Warum? Eben, weil ich viele solche Spiele schon habe. Weil diese Spiele ähnliche Stärken und Schwächen haben. Weil ich davon noch nicht alle gespielt oder gar ganz gelesen habe. Hält mich das davon ab nachzufragen, was es kann und besser kann als meine anderen BRP-artigen Spiele? Nö. Es könnte ja dasjenige sein, das am besten zu meinen Wünschen passt. Meine Vorbehalte gründen sich letztlich darauf, dass ich nicht noch ein BRP-artiges Spiel brauche, das dann im Schrank versauert (Befürchtung).

In der Aussage steckt letztlich auch schon die richtige Antwort:
Was mir in der hiesigen Community (jetzt nicht zwingend das :t:!) fehlt, ist das Selbstverständnis dafür, dass es mehrere Spiele gleichzeitig geben kann, die alles etwas gut oder schlecht können, und man nichts dadurch verliert, verschiedene 'Werkzeuge' für verschiedene 'Aufgaben' zu nehmen.
Um mal mit Revolution weiter zu machen: Klar bietet das in Bezug auf BRP-artiges Spiel  andere Erfahrungsmöglichkeiten. Es ist ein weiteres Werkzeug, das ein bißchen was anderes kann. Nur: Wozu?

Genauso gibt es halt Leute, die nur ein oder zwei Rollenspiele wollen oder brauchen. Es geht bei denen nicht darum, ihnen ein zusätzliches Werkzeug (für verschiedene Aufaben) zu verkaufen, sondern darum ihnen ein Werkzeug zu verkaufen, das die EINE Aufgabe besser erfülllt als ihr bisheriges. Die brauchen keine 2+ Werkzeuge, weil es nicht mehrere Aufgaben gibt.
Wenn sie ein besseres Werkzeug für die Aufgabe finden und erwerben, würden/könnten sie das alte auch verkaufen (was häufig aus Faulheit, Nostalgie oder wegen Wertverfall unterbleibt). Und natürlich müssen die Leute sicher sein, dass das neue Werkzeug die alte Aufgabe besser erfüllt. Schließlich macht das ein neues "Vertraut-Werden" und ein Neulernen erforderlich und kostet Geld.

Kurz: Die Vorstellung >> verschiedene 'Werkzeuge' für verschiedene 'Aufgaben' << geht völlig an deren Anforderung vorbei.
« Letzte Änderung: 21.06.2018 | 19:15 von D. Athair »
"Man kann Taten verurteilen, aber KEINE Menschen." - Vegard "Ihsahn" Sverre Tveitan

Offline General Kong

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Re: Woher die Abwehrhaltung?
« Antwort #70 am: 21.06.2018 | 20:19 »
Ich besitze nach meiner Zählart (ist Slaine D20 nun ein eigenständiges Regelwerk, da es sich hinreichend von D&D 3.0 unterscheidet (ich sage Ja!) oder bloß ein D&D-Quellenbuch?) z.Z. 539 verschiedene Rollenspiele und könnte zu den meisten auch kurz etwas halbwegs Kluges sagen.
Nicht alle habe ich gespielt (so ca. 70), nicht alle, die ich je gespielt habe, besitze ich.

Was mir daher eher unangenehm aufstößt als Leute, deren Rollenspielwelt bei DSA anfängt und bei Shadowrun und Cthulhu aufhört (wem's gefällt und schmeckt kann auch jeden Tag Spaghetti essen), sind Spieleentwickler, die mir ihr neues superdolles System als das Größte seit der Erfindung des Fernsehens und geschnitten Brot anpreisen, dann auf mein Nachfragen, warum man für ihr Genre/ ihre Welt nicht auf System X mit Mechanik Y zurückgegriffen hätte oder zumindest eine bestimmte Abwicklungsart adaptiert hätte, die dasselbe eleganter und in kürzerer Zeit erreiche nur mit einem leeren, erstaunten Blick preisgeben, dass sie keine Ahnung haben, wovon ich gerade rede.

Zuletzt erlebt bei einer Autorin von Private Eye, das meiner Meinung nach ein Regelsystem hat, dass das Genre (Ermittlungen zur Zeit von Sherlock Holmes) nicht sehr gut abbildet, da Ermittlungsergebnisse wie bei Cthulhu erwürfelt werden (Finden wir die wichtige Spur oder ist das Abenteuer hier zu Ende?).
Als ich Gumshoe als Alternative ansprach - Fehlanzeige.

Es geht mir hier ausdrücklich nicht um ein "wer nicht mindestens x-viele Spiele im Regal hat, der ist nicht würdig, ein Spiel zu entwickeln", aber als Rollenspielentwickler sollte an schon eine gewisse Kenntnis der Entwicklung haben. Kann dem eigenen Spiel nur gut tun, zumal wenn alles andere wie z.B. bei Private Eye an Recherche, Layout, Settingpräsentation und Abenteuern wirklich sehr sehr ordentlich sind.

Und was spricht dann eigentlich gegen Gumshoe Private Eye?
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Online schneeland

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Re: Woher die Abwehrhaltung?
« Antwort #71 am: 21.06.2018 | 20:24 »
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Es geht mir hier ausdrücklich nicht um ein "wer nicht mindestens x-viele Spiele im Regal hat, der ist nicht würdig, ein Spiel zu entwickeln", aber als Rollenspielentwickler sollte an schon eine gewisse Kenntnis der Entwicklung haben. Kann dem eigenen Spiel nur gut tun, zumal wenn alles andere wie z.B. bei Private Eye an Recherche, Layout, Settingpräsentation und Abenteuern wirklich sehr sehr ordentlich sind.
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Ich glaube an Spieleentwickler darf man auch nochmal andere Anforderungen stellen. Bei "normalen" Spielern, die Rollenspiel quasi als Nerdvariante von Poker betreiben und hauptsächlich mit Freunden zusammensitzen, halte ich es auch vertretbar einfach bei einem System zu bleiben. Wobei ich persönlich sagen muss, dass mir eine zu lange Zeit mit D&D 3.0/3.5 beinahe das Hobby verleidet hätte, und ich froh bin, mich in den letzten beiden Jahren mal wieder breiter umgeschaut zu haben.
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Re: Woher die Abwehrhaltung?
« Antwort #72 am: 21.06.2018 | 20:29 »
Ich halte Autoren von Abenteuern auch nicht für Spieleentwickler. Das ist nicht herabsetzend gemeint. Im Gegenteil, sind Sie Plots für mich regelmäßig interessanter als die Spielmechaniken.

Offline YY

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Re: Woher die Abwehrhaltung?
« Antwort #73 am: 21.06.2018 | 20:39 »
Leuten mit extremer Abwehrhaltung gegen Neues/Unbekanntes begegnest du überall, in allen Bereichen. Musik, Autos, Computer / Konsolen, andere Hobbies. Ich kenn das noch aus der Kinder- bzw Jugendzeit: wenn man selber ein 8Bit-Nintendo hatte, fand man das neue 16Bit-Sega prinzipiell scheiße. Ohne es je ausprobiert zu haben.

Ich denke durchaus, dass diese Art Abwehrhaltung der unterbewussten Angst oder gar Erkenntnis entspringt, dass das Neue tatsächlich besser ist, was die eigene bisherige Vorliebe entwerten würde.

Das hängt auch von den eigenen Maßstäben ab.

Nur weil es seit Neuestem ein noch schnelleres Motorrad gibt, heißt das ja nicht, dass das eigene nicht immer noch allemal schnell genug fährt, um sich problemlos an einem Brückenpfeiler in zehntausend Teile zu zerlegen.
Schnell fahren kann man damit immer noch - sogar ganz genau so schnell wie vorher ;)


Wenn der Anspruch aber ist, das allerallerschnellste Motorrad auf der gaaaanzen Welt zu fahren, muss man entweder umsteigen oder mit Gewalt irgendwas (er)finden, warum die neue Mühle trotzdem scheiße ist und die keiner fahren darf ;) :P
Und am Besten kommt so ein Zeug dann von Leuten, die weder die alte noch die neue Maschine auch nur ansatzweise voll ausfahren können oder wollen ::)


Mir ist aber auch völlig unverständlich, warum es für manche immer ein allerbestes X geben und der Rest Mist sein muss.

Man schaue zu den Oldtimerfahrern: Die schaffen es (meistens), sich über die schicken alten Kisten anderer Leute zu freuen, ohne das irgendwie zum eigenen Gefährt in Relation setzen zu müssen.
Und nur weil die einen zweiten kaufen, muss der andere nicht auf einmal weg.
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
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Offline Maarzan

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Re: Woher die Abwehrhaltung?
« Antwort #74 am: 21.06.2018 | 20:49 »
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Zuletzt erlebt bei einer Autorin von Private Eye, das meiner Meinung nach ein Regelsystem hat, dass das Genre (Ermittlungen zur Zeit von Sherlock Holmes) nicht sehr gut abbildet, da Ermittlungsergebnisse wie bei Cthulhu erwürfelt werden (Finden wir die wichtige Spur oder ist das Abenteuer hier zu Ende?).
Als ich Gumshoe als Alternative ansprach - Fehlanzeige.

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Könnte auch das sprachlose Erstaunen/Entsetzen sein, wie jemand so etwas für ein Ermittlungsspiel halten könnte.

Aber letztlich hast du natürlich Recht. Die Erklärung dazu hätte von der verkaufenden Seite kommen müssen, warum Erzähl-dir-was-nach-Punkten-herbei wohl nicht die Zielsetzung und folgend Umsetzung der Autoren trifft.


EDIT: Wobei die Einleitung zu den Kurzregeln z.B. durchaus auch zu den aggressiven Beispielen gehört, wo alle anderen es einfach unerleuchtet falsch machen. Hat dieser Stil ggf. auch deinen Vortrag gefärbt und zur Sprachlosigkeit beigetragen?
« Letzte Änderung: 21.06.2018 | 20:54 von Maarzan »
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...