Ja, das Internet sagt auch, dass das seltsamerweise gebalanced ist. Gut, wunderbar, dann passt das ja!
Ich habe gestern Die verlorenen Ruinen von Arnak (mit Erweiterung) erstmals gespielt und habe brutal verloren. Ich bin mit ein paar hardcore-Siegpunktleistenspielern am Tisch gesessen, die ihre Spielerfolge in Apps tracken und solche Sachen machen. Mir hat es gut gefallen, es war eine schöne Spielerfahrung. Das spricht sehr für das Spiel.
Negativ:
- - - undurchsichtiger "point salad", undurchsichtiges "Siegpunktleistenrennen". Bläh!
- - man braucht viel Spezialwissen, um die zahlreichen unterschiedlichen Wertigkeiten abschätzen zu können. Wer zum Beispiel den Stapel aller möglichen Karten nicht kennt, der hat einen massiven Nachteil, und dieses Problem tritt oft auf.
- - keine Interaktion mit den Mitspielern, da fehlt ganz eklatant eine "tausche zwei Schafe gegen ein Lehm"-Komponente, und die könnte man für mein Gefühl leicht integrieren
- - man muss über den Tisch hinweg komplexe Karten im Auge behalten können
- der Deckbau wirkt irgendwie mega wichtig, scheint mir aber kaum kontrollierbar zu sein
- man müsste wohl auch nachvollziehen und beachten, was die Mitspieler so machen, aber das ist völlig unmöglich
Positiv:
+ + + sehr viele randomisierte Elemente, mMn hat das Speil einen immensen Wiederspielwert
+ + die Züge gehen flott
+ + man ballert seine Handkarten schön raus und schiebt seine Worker schön herum, man fühlt sich insgesamt sehr tätig, das ist befriedigend
+ thematisch oft pfiffig (zum Beispiel dort, wo die einzelnen Gegenstände ihre spielmechanischen Effekte haben)
+ man ist permanent am Tüfteln, daher ist es eigentlich immer spannend
+ diese Spielbegrenzung auf 5 Runden ist ein exzellenter Timer und gibt dem Spiel eine sinnvolle Länge
+ der reduzierte Deckbau, den es neuerdings in vielen Spielen gibt (im Sinne von: man knabbert sich im ganzen Spiel nur ein paar wenige Male durch sein Deck, man sieht neue Karten nicht so wahnsinnig oft), der ist eigentlich ideal, weil er dieser Spielkomponente die nötige Leichtigkeit gibt
Ich stelle dem Spiel Dune: Imperium gegenüber, weil sich die beiden Spiele konzeptionell sehr ähneln.
Dune: Imperium spielt in einer anderen Liga, das ist ein Jahrhundertspiel. Arnak würde ich, jetzt wo ich einigermaßen verstanden habe, wie das Spiel funktioniert, gerne noch 1W12 mal spielen.
Bei Dune interagiert man jede Runde, hasst sich, pokert riskant und mit hohem Einsatz, um sich gegenseitig in die Pfanne zu hauen, und schnappt sich die Punkte vor der Nase weg. Die Punktetafel hat man ständig direkt vor den Augen, man weiß, worum man kämpft. Arnak ist dagegen völlig geschlechtslos, emotional unterkühlt und daher leider auch z.B. humorbefreit. Arnak ist ein sehr befriedigender Engine-Builder mit vielen kombinatorischen Möglichkeiten, bei dem es viel zu tun und viel zu entdecken gibt.
Dune schaut an allen Ecken und Enden aus wie Arsch auf Eimer, Arnak hingegen ist sehr ästhetisch und mit viel Liebe gestaltet. Das Spielbrett, die Token, die Karten, alles super.
Dune hat ein eher sperriges Thema, auf das man sich aktiv einlassen muss und das Leute, die Dune nicht kennen, auch irgendwie ein bisschen wegschiebt (weil die sich fragen, was zur Hölle ein Bene Gesserit sein soll, usw.), das Entdeckerthema von Arnak ist hingegen barrierefrei und kommuniziert sich glasklar.