Die Unterstellung von Rassismus ist für mich eine Unterstellung von Bösartigkeit. Das zu verherrlichen indem man von unterbewusstem oder Alltagsrassismus spricht macht es dabei nicht besser. Insbesondere da bei solchen Anschuldigungen immer das Argument mitschwingt, dass man ja aufgrund von Rasse oder kultur dessen prinzipiell schuldig ist. Das Problem ist, dass so eine Geisteshaltung halt zu vermehrter Radikalisierung führt. Ich habe eben wegen solch einer Haltung, halt auch schon Drohungen bekommen und wurde auch schon angegriffen, einfach aus dem Grund, dass halt aufgrund meiner Abstammung mit eine rassistische Geisteshaltung vorgeworfen wurde. Sowas wird zwar gerne ignoriert, aber dieses ständige Aufwiegeln und danach noch ein mangelndes Verständnis Unterstellen führt zumindest bei mir tatsächlich zu mehr Problemen, als es wahrscheinlich die Tabelle in einem Fantasywerk für jemand anderen tun würde. Aber da bin ich mir sicher, dass wir da eh nicht auf einen Zweig kommen werden.
Ah, ich verstehe. Für mich ist dieser Rassismus-Begriff tatsächlich keine Beleidigung - ich selbst nehme mich auch auf keinen Fall heraus oder sehe mich als Alltags-Rassismus-frei an (vlt hilft das bei der Bewertung). Und ich möchte dir oder anderen in diesem Thread auch keine rassistische Ideologie oder Bösartigkeit vorwerfen. Es tut mir wirklich leid, wenn es so rüberkommt.
Pauschal-Verurteilungen aufgrund von Abstammung halte ich auch für sehr gefährlich. Wenn es um das Erleben von strukturell rassistischer Diskrimierung geht, hat man zwar als Weißer in der Regel keine großartigen Erfahrungswerte und ist zugleich (ungewollt) Profiteur dieser Strukturen, was allerdings keinesfalls bedeutet, dass man deshalb ideologischer Rassist wäre.
Hier zeigt sich eigentlich mMn ganz gut, weshalb diese Unterteilung wichtig ist, um persönliche Angriffe, Unterstellungen und Missverständnisse zu vermeiden. Dass manche der Pauschal-Verurteiler diesen Unterschied nicht sehen (oder nicht machen), führt sicherlich genauso zu erhöhtem Konfliktpotential, wie dass sich viele Leute angegriffen fühlen, wenn ihnen mitgeteilt wird, sie hätten gerade rassistisch gehandelt, auch wenn sie selbst den ideologischen Rassismus ablehnen oder sogar aktiv bekämpfen. Ich selbst habe mich früher auch angegriffen gefühlt und es deshalb verweigert, einige dieser Gedankengänge nachzuvollziehen. Seit ich mir den Unterschied zwischen klassischem Rassismus und der modernen, weiter gefassten Lesart dieses Begriffs klargemacht habe, kann ich vieles entspannter sehen und zugleich etwas ruhiger auf Kritik an meinem eigenen Verhalten reagieren.
Und ich schreibe die Beiträge hier nicht, um meine Peergroup zu beeindrucken (die ohnehin nicht hier im Forum aktiv ist), sondern um zu versuchen, ein bisschen zu sensibilisieren. Das Beispiel mit der Penislänge ist mit Sicherheit eines der unbedeutendsten und harmlosesten, die ich in letzter Zeit so mitbekommen habe, aber es springt einem vlt einfacher ins Auge und lässt sich mit Sicherheit einfacher ändern als die komplette Konzeption von aventurischen Völkern. Ich finde den Beitrag von Ulisses nach wie vor sehr professionell und empfinde ihn als ein schönes Statement für eine offene Gesellschaft.