Letzten Donnerstag waren beim Rollenspielabend in der Otherland Buchhandlung in Berlin 23 Leute, wenn ich richtig gezählt habe. 14 davon haben sich aufgeteilt auf eine D&D1-Runde (Regelwerk von 1978) und eine Runde DCC RPG.
Nach meiner Beobachtung wird seit der Kaiser Retro Box auch DSA1 wieder um einiges ernster genommen und öfter mal gespielt als noch vor einem Jahr. Und System Matters bringt ein OSR-Spiel nach dem anderen nach Deutschland.
Ich habe das nie als einen Hype empfunden und verstehe auch gar nicht, weshalb der Wellentänzer immer wieder von OSR Hipstern faselt. Ich nehme die Spieler der OSR eigentlich eher als Leute wahr, die genauso vielseitig interessiert und inspiriert sind wie die anderen. Da werden genauso alle möglichen Einflüsse von Appendix N Literatur über reale Geschichte, Horror, Film, SF und weiß der Herr was verwurstet und auch neue Trends (zum Beispiel Stichwort "Diversity") aufgegriffen. Nur halt ohne die Betonung auf Setting(festschreibungen) und aufwendige "Simulation". Da müssen die Ideen halt einfach schnell und meinetwegen auch krude auf den Tisch und werden nicht erst in wohlabgestimmte Hintergründe und Regelkompendien gegossen. Dem OSR-Spieler stellt sich auch nicht die Frage, welches "Thema" ein Spiel hat. Aber das finde ich irgendwie überhaupt kein bisschen hipsteriger als Spieler, die die WoD auswendig können oder mit ihren Shadowrunwälzern auf den virtuellen Schießplatz gehen oder das neue Spiel "about personal anxiety and childhood trauma" entwickeln.
So wie es sich mir darstellt, ist die OSR alles andere als durch, und der Hype ist nicht rum, weil es ihn als Hype (also etwas Hochgeputschtes, was keine Nachhaltigkeit hat) nie gegeben hat. Die OSR hat halt vor einigen Jahren angefangen, erfolgreich zu werden. Aber ich glaube, dieser Erfolg ist nur das OSR-Kuchenstück des Gesamterfolgs, der Gesamtrenaissance des Rollenspiels im selben Zeitraum. Und mit Erfolg meine ich jetzt auch nicht unbedingt Massenerfolg, sondern die Neubelebung des Markts aufgrund neuer Produktions- und Vertriebsmethoden (zum Beispiel DriveThru, Digitaldruck, der niedrigere Auflagen rentabel/machbar macht etc.).