Es wird ja immer gerne angeführt, dass Fate so toll für reines Storyplay ist.
Imho macht es diesen Job schlecht. Wirklich schlecht.
Besser läuft es in meiner Erfahrung mit Itras By, das sich von jeglichen Charakterblättern verabschiedet hat und tatsächlich reines Storyplay betreibt, ohne dass die Spieler mit Punktegeschachere daran herumrütteln können. "Dann setze ich meinen Aspekt
Blahblahblah ein und dann hab ich hier noch diesen Stunt und dann schaff ich es damit" ist in meinen Augen näher an Powergaming als an Storyplay, vor allem wenn man es mit "Ja, das was du erreichen willst, kann gelingen, aber nur, wenn du etwas dafür opferst" und anderen Itras By Karten vergleicht.
Was mich nämlich an Fate so nervt, ist die notwendige Systemmastery. Die ist imho bei Fate Core durch das schlecht geschriebene Regelwerk sogar schwerer zu erreichen als bei durchgeregelten Spielen wie D&D und Co. Natürlich sind die
Grundregeln schnell begriffen, aber die Grundregel in D&D ist "Wirf einen W20, addiere deinen Bonus und würfle hoch". Aspekte werden auch noch von allen Seiten beleuchtet. Aber bei Extras und Stunts versagen die Macher von Fate Core auf ganzer Linie. Ich habe viele Dinge um diese Regelelemente erst durch Leute in diesem Thread verstanden. Und habe es immer noch nicht so durchdrungen, dass ich Lust darauf habe, Fate zu spielen.
Ich finde den Widerspruch in den Aussagen auch sehr merkwürdig.
Auf der einen Seite wird immer wieder betont, dass Fate ja doch wohl total einfach sei und auf der anderen Seite sagt gefühlt jeder zweite Befürworter "Wenn die Spieler im Laufe der Zeit regelfester werden, ...".
Aha, also ist das Sytem ja anscheinend doch nicht so einfach, wenn man es tatsächlich eine Weile spielen muss, damit man damit richtig umgehen kann. Sorry, aber das Problem hat man meiner Erfahrung nach bei durchgeregelten System weit weniger. Talente und Sonderfertigkeiten kann man nehmen oder nicht und dann nutzt man sie oder nicht. Wann man das eine oder andere macht, sagt das System. Easy. Fate stellt was in den Raum, sagt "Das kann man nutzen", verlässt das Zimmer und lässt den Spieler mit genau dieser einen Info allein.
@Meilensteine
Kann man in meinen Augen knicken.
Bei kleinen Meilensteinen passiert so gut wie nichts. In anderen Systemen nennt man das Nachjustieren am Charakterbogen, weil man feststellt, dass man sich verbaut hat. Ist mit einem freundlichen SL jederzeit möglich.
Bei bedeutenden Meilensteinen darf man tatsächlich mal in einem System, das an Unflexibilität kaum noch zu überbieten ist, einen Fertigkeitspunkt verteilen, der aufgrund des (imho wirklich dämlichen) Pyramiden- und Fertigkeitssäulensystems tatsächlich überhaupt NICHTS mit dem aktuellen Spielgeschehen zu tun haben muss oder kann. Wenn jemand einfach zwei bis drei Skills tatsächlich bis zur Perfektion beherrschen will, muss er noch drölf andere Fertigkeiten hochsteigern. Spezialisten existieren in Fate anscheinend nicht, nur allgemein breit und gut aufgestellte Allrounder. Be-scheu-ert. Ach ja, man darf das natürlich auch ignorieren, aber man muss das bitte später regelkonform nachjustieren. Aber die Macher versprechen, nicht vorbeizukommen und zu kontrollieren.
Dann kommen die Großen Meilensteine und da darf man dann tatsächlich mal einen neuen Stunt kaufen. OH! MEIN! GOTT!!!
Sobald in der Kampagne etwas passiert, dass so episch, übergreifend umwälzend und welterschütternd ist, dass ganze Persönlichkeiten sich vollständig ändern können, DANN darf ich mir einen situativ eingeschränkten Bonus für meinen Charakter zulegen!!! Ich fall vom Stuhl bei so viel Machtgewinn!
Dass an dieses System von "Epic Occurrences" auch noch die Heilung gekoppelt ist, sorgt bei mir tatsächlich wieder zu:
Siehe Threadtitel.
Man heilt nicht mit der Zeit, sondern nur, wenn was Bedeutsames passiert. Also wenn ein Drache deine Brust aufgeschlitzt hat und du das knapp überlebst, dann solltest du hoffen, dass bald was richtig krasses passiert, sonst heilt die Wunde nämlich nie ab. Monatelang im Krankenhaus liegen reicht nämlich nicht. Dafür gibt es von mir ein glattes:
All dies steht für den für mich nicht auflösbaren Widerspruch zwischen Anspruch und tatsächlichem Regelwerk. Storyspiel propagieren und dann im Regelteil "Charakterentwicklung" auf einem Klein-Klein Bauerngamingniveau herumkrepeln, dass das in meinen
langfristigen Geschichten die Story einfach abwürgen würde. Fate Core eignet sich damit für meinen Anspruch nicht für Kampagnen und für Kurzgeschichten nehme ich dann lieber ein "echtes" Storyspiel ohne Punktgeschiebe.