Lieber YY,
ich fürchte, es gibt in dem gewünschten Genre nichts, die ich dir empfehlen könnte.
Enders Game, The Mote in God’s Eye und
Starship Troopers kennst du ja schon. Ansonsten gibt es viel, aber nichts wirklich Gutes. Die
Frontlines-Reihe von Marko Kloos ist wahrscheinlich noch das Beste, was so als Schmökerliteratur zu holen ist. Oder halt so viele
Honor Harrington-Bände, wie du gerade aushältst. (Vier, fünf Bände hab ich geschafft, bis der Brechreiz zu stark wurde.)
Armor von John Steakly kennst du, glaube ich, auch schon, aber das ist ja eher abwegige
action als
military.Was du dir mal anschauen könntest, wäre
Until Relieved von Rick Shelley, wenn dir mein verschollenes Exemplar nicht vor Jahren schon untergekommen ist. Das liest sich freilich
mehr oder weniger wie ein altmodischer amerikanischer Kriegsfilm, nur mit leicht futuristischem Anstrich statt 2. Weltkrieg. Dennoch, irgendwie war das gut lesbar. Ich weiß nicht, warum ich dieses Buch gut fand und mehrmals gelesen habe; irgendwas macht der Autor richtig. (Das Wenige, was ich sonst von dem gesehen habe, war wieder ziemlicher Klump.)
Aber um ehrlich zu sein, lohnt es dann schon eher, sich die Flut an militärischer
non-fiction anzuschauen, die die amerikanischen Irak- und Afghanistan-Kriege hervorgebracht haben; inzwischen schon eine eigene Textkategorie. Da fehlt meist nur der futuristische Anstrich für den gleichen Stoff, dafür sind diese autobiographischen Texte und Reportagen meist sehr viel weniger
rah-rah als die entsprechende SF-Unterhaltungsliteratur und oft zugleich sehr viel lesenswerter. Auch spannender, finde ich.
Just the facts, und oft futuristisch genug alleine durch zeitgenössische Technik. (Du kennst ja mein privates Forschungsprojekt, bei dem ich mich seit jetzt acht Jahren oder so unsystematisch und in Etappen durch die deutsche und englischsprachige Literatur des Krieges lese.)
Naja, jedenfalls – dann gibt es noch
Cold Allies von Patricia Anthony, ein Erstkontakt-Roman, der dir wahrscheinlich eher nicht gefallen wird, der aber eine der interessantesten und glaubwürdigsten Schilderungen futuristischer Kriegsführung enthält: einer der
drei Protagonisten ist Drohnenpilot (also eigentlich Drohnenfernfahrer, es handelt sich um eine Art Minipanzer) in einem zukünftigen Krieg in Europa. Der Roman ist von 1993. Kein großer Wurf, aber ein sehr interessanter Teilaspekt.
Ich schlage vor, wir verfahren wie bei der Frage nach Empfehlungen zu „noch so was wie die Takeshi-Kovacs-Romane“: Ich zucke hilflos mit den Schultern, und wenn mir jemals etwas Empfehlenswertes unterkommt (d.h., wenn es mal geschrieben wird), dränge ich es dir sofort auf. Wie üblich.
Ansonsten verweise ich erneut auf Kapitel 3 von
Hardwired mit der großartigen Schwebepanzersequenz, mit der Walter John Williams das gesamte Genre in die Tasche steckt, und verbleibe
Dein
Zarkov
PS. Es bricht mir das Herz. Besser als die Schwebepanzersequenz wird es nicht und du weißt es einfach nicht zu schätzen.
PPS. Was freilich nicht viel heißen muß. Die ersten drei 40K-Romane um Ciaphas Cain sind auch lesenswerter als fast alle Mil-SF zusammen, die ich kenne, und das ist jetzt wirklich keine hohe Latte.
PPPS. Trotzdem, wenn die Schwebepanzersequenz für Robert N. Charrette gut genug war zum Abkupfern …