Der Fluch eines jeden Hilfsmittels kann sein, dass die Runde sich zu sehr auf die Hilfsmittel fokussiert. Dann müssen sie wieder umständlich den Weg über "think outside the box" wählen, um im gemeinsamen Erzählraum daran vorbeizukommen.
Auch ein Charakterblatt ist ein Hilfsmittel. Wenn es gut gemacht ist, unterstützt es die Phantasie der SpielerInnen. Schlecht gemacht sorgt es dafür, dass die Leute es nicht als Hilfsmittel benutzen, sondern als einen abgeschlossenen Katalog an Handlungsoptionen (ich glaube, das ist z. b. ein Hauptproblem der PbtA-Spiele, das hier im Forum schon mehrfach angeklungen ist).
Schön gemachte Figürchen, Pömpel und Kärtchen können m. E. zudem dafür sorgen, dass sich die Runde mehr über die handwerkliche Qualität in der Realität freut und sich darauf konzentriert, statt im gemeinsamen fantastischen Erzählraum zu bleiben.
Ich habe mit systemimmanenten Battlemaps auch ein ähnliches Problem wie YY: Meistens gibt es dann nämlich Regeln, die genau für diese Battlemap-Situationen gemacht sind, die außerhalb davon aber nur wenig oder gar keinen Sinn haben.
Zweitens spielen bei Battlemaps plötzlich ganz genaue Rechnungen der Zeit- und Raumeinheiten eine Rolle, was m. E. die Dynamik des Spiels bremst. Man befindet sich eher in einem Brettspielmodus (was für viele ja vollkommen okay sein mag), statt im klassischen Rollenspielmodus, da kann man noch so viele coole Aktionsbeschreibungen aus dem Ärmel schütteln.
Deshalb dienen Battlemaps bei mir optimalerweise nur zur ungefähren Visualisierung. Reichweiten werden nicht genau nachgemessen, sondern aus der Erzählsituation heraus abgeschätzt. "Befindet sich die feindliche Magierin in meiner Reichweite von 15m?" Die Runde guckt aufs Brett und beschließt entweder ja oder nein. Meistens ergibt sich das aber aus der Situation. Klingt nach Willkür, ist es teilweise auch. Dennoch überwiegen bei mir die Dynamikvorteile. Ich gehe immer davon aus, dass sich alle Kampfbeteiligten fast die ganze Zeit bewegen. Wenn ich im Brettspielmodus bin, bricht diese Vorstellung aber in tausend Stücke.