Autor Thema: "Sunken Castles, Evil Poodles" - Übersetzung deutscher Sagen und Legenden  (Gelesen 26541 mal)

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Offline Jürgen Hubert

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Ich sammle schon seit vielen Jahren Bücher über deutsche Sagen und Legenden - so ziemlich jedesmal, wenn ich eine neue Stadt besuche, gehe ich in die lokalen Buchhandlungen und schaue, was es im Bereich "Regionales" zu dem Thema gibt. Was mir aber in der letzten Zeit aufgefallen ist, ist daß ziemlich wenig davon ins Englische übersetzt wurde. Klar, es gibt die Übersetzungen der Gebrüder Grimm, aber jenseits davon ist ziemlich Ebbe.

Ich fing also damit an, auf einem englischsprachigen Rollenspielforum deutsche Sagen und Legenden zu diskutieren - und kürzlich kam ich zu dem Entschluß, daß ich daraus ein größeres Projekt machen könnte. Ich habe also damit begonnen, ein Ebook mit solchen Übersetzungen zu schreiben - und zu jeder dieser Geschichte meine persönlichen Anmerkungen und Ideen hinzuzufügen (da viele dieser Geschichten schon wirr genug sind, wenn man den Kontext kennt). Das Buch soll sich nicht nur an Folklore-Interessierte wenden, sondern auch Geschichtenerzähler jeder Art - inklusive Rollenspielern.

Der aktuelle Stand des Manuskripts wird regelmäßig mit LaTeX kompiliert. Hier findet Ihr die PDF-Version, und hier eine epub-Version.

Zunächst einmal die primären Ziele des Projektes:

- Der Fokus ist hierbei auf sogenannte "Volkssagen". Alle Geschichten sollten sich auf reale, identifizierbare Orte beziehen - damit fallen die meisten Märchen gleich raus.

- Weiterhin bevorzuge ich Geschichten mit irgendwelchen übernatürlichen Komponenten - Magie, Fabelwesen, etc.

- Ich werde nur Geschichten übersetzen, die sich im Public Domain befinden. Wikisource hat hier eine sehr umfangreiche Liste an Sagensammlungen, die größtenteils im Public Domain sind und auch im Internet frei zur Verfügung stehen. Sobald das E-book "offiziell" veröffentlicht wurde, werde ich auch meine Übersetzungen ins Public Domain entlassen (meine Kommentare dagegen bleiben im Urheberrecht. Im Manuskript habe ich diese durch unterschiedliche Schriftsätze gekennzeichnet).

Der aktuelle Stand ist, daß ich eine grobe Struktur für das Buch entwickelt und 17 Geschichten übersetzt habe (derzeit hat das PDF eine Länge von 17 Seiten). All diese Geschichten sind aus dem Buch "Bayerische Sagen und Gebräuche", aus dem einfachen Grund daß ich mit diesem Buch angefangen habe - aber ich plane definitiv auch auf andere Bücher zurückzugreifen. Als nächstes kommt wahrscheinlich die "Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde", da diese einen guten Querschnitt von Geschichten aus verschiedensten Regionen hat.

(Ich bevorzuge außerdem, Geschichten aus Büchern zu übersetzen, die mit Antiqua-Schriftsätzen statt mit Frakturschrift gedruckt wurden. Ich kann zwar Fraktur lesen, würde es aber nicht als Vegnügen bezeichnen...)


Nun zur wichtigsten Frage: Nach was für Feedback suche ich?

- Zunächst einmal sind hier auf dem Forum wahrscheinlich auch viele andere Folklorekundige. Wenn Ihr irgend welche verwandten Geschichten, Phänomene, Fabelwesen kennt, die für das Buch relevant und/oder erwähnenswert sind - immer her damit! Übersetzen werde ich natürlich nur Geschichten, die im Public Domain sind - aber es sollte kein Problem sein, Zitate auch zu anderen Quellen einzufügen.

- Darüber hinaus kann ich gelegentlich Hilfe bei der Recherche gebrauchen. Viele Folklore-Texte sind im Dialekt geschrieben. Als Franke komme ich gut mit dem fränkischen Dialekt klar, und mit dem bayrischen weiß ich oft auch etwas anzufangen, aber wenn dann irgendwelche Textfragmente auf (zum Beispiel) Ostfriesisch sein sollten, muss ich wahrscheinlich passen. Darüber hinaus gibt es immer wieder obskure Begriffe, Bräuche, Ortsnamen usw. die für Menschen im 21. Jahrhundert nur schwer verständlich sind - aber vielleicht weiß jemand anderes hier weiter.

- Und da das Werk sich auch an Geschichtenerzähler richten soll, sind auch zusätzliche Ideen und Anregungen willkommen. Zum Beispiel habe ich ein Unterkapitel über den Untersberg an der deutsch-österreichischen Grenze geschrieben - und jemand anderes hat mich auf moderne Verschwörungstheorien über "Zeitanomalien" in der Region hingewiesen. Das hat zwar nichts mit Folklore im eigentlichen Sinne zu tun, aber war interessant genug um es trotzdem im Manuskript zu erwähnen...


Aber zunächst einmal: Viel Spaß beim Lesen!
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Offline Jürgen Hubert

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Und gleich einmal die erste Frage.

In "Bayerische Sagen und Bräuche" gibt es hier eine kurze Geschichte:

Zitat von: Bayerische Sagen
122. Frauenstein bey Winklarn, in der Oberpfalz.

Im wald bei Frauenstein ist ein altes schloss, wo ein schatz verborgen liegt, als einst einige diesen heben wollten , sass ein kund auf der schatzkiste und sagte : ihr bringt mich nicht weg, aber in Leipzig im schwarzen laden kriegt ihrs um drei pfennig zu kaufen, das hilft.

Ein Hund als Schatzwächter ist in deutscher Folklore nichts besonderes (und alleine in dem Buch finden sich mehrere dutzend Beispiele). Aber was genau ist der "Schwarze Laden" in Leipzig? Der Erzähler scheint davon auszugehen, daß dieser Begriff bekannt ist. Ich stelle mir das als eines von diesen stereotypen "Magieläden" wo man verfluchte magische Gegenstände und ähnlich dubioses Zeugs erwerben kann - aber ich weiß es nicht. Kann mir jemand weiterhelfen?
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Offline Jürgen Hubert

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Diese Quelle muss ich mir aufschreiben, bevor ich sie vergesse:

Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften

Aufgefallen ist mir die Zeitschrift, als ich eine Story recherchiert habe, in der erklärt wird wie man aus einem Kind einen Klabautermann produzieren kann - hier ist die entsprechende Stelle.
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Offline Edvard Elch

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Ein Hund als Schatzwächter ist in deutscher Folklore nichts besonderes (und alleine in dem Buch finden sich mehrere dutzend Beispiele). Aber was genau ist der "Schwarze Laden" in Leipzig? Der Erzähler scheint davon auszugehen, daß dieser Begriff bekannt ist. Ich stelle mir das als eines von diesen stereotypen "Magieläden" wo man verfluchte magische Gegenstände und ähnlich dubioses Zeugs erwerben kann - aber ich weiß es nicht. Kann mir jemand weiterhelfen?

Das erinnert mich an sorbische Sagen, in denen alles, was als "schwarz" bezeichnet wird, etwas mit Magie zu tun hat. Habe auf die Schnelle nur in einer Erklärung zu einer anderen Sage folgenden Hinweis gefunden: "Die „schwarze Schule" in Leipzig war früher hochbernhmt; auch Wenden sind öfter diesen Weg gezogen. Ich selbst kannte einen alten Wenden, Doctor, welcher in früheren Jahren dorthin reiste. „Einmal kam er bei einem Hause vorbei, Licht war in der Stube und die Thüre stand ein wenig auf. Durch die Spalte sah er eine Frau mit einem grossen Buche, das war schwarz und die Buchstaben weiss. Es war der Koraktor." Er reiste weiter gen Leipzig, kam auch dahin, wo es die Zauberbücher gab, allein sie waren „alle" geworden. So kehrte er ohne sie heim" (von Schulenburg, Wilibald (1882): Wendisches Volksthum in Sage, Brauch und Sitte. Nicolaische Verlags-Buchhandlung: Berlin.).
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Offline Jürgen Hubert

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Das erinnert mich an sorbische Sagen, in denen alles, was als "schwarz" bezeichnet wird, etwas mit Magie zu tun hat. Habe auf die Schnelle nur in einer Erklärung zu einer anderen Sage folgenden Hinweis gefunden: "Die „schwarze Schule" in Leipzig war früher hochbernhmt; auch Wenden sind öfter diesen Weg gezogen. Ich selbst kannte einen alten Wenden, Doctor, welcher in früheren Jahren dorthin reiste. „Einmal kam er bei einem Hause vorbei, Licht war in der Stube und die Thüre stand ein wenig auf. Durch die Spalte sah er eine Frau mit einem grossen Buche, das war schwarz und die Buchstaben weiss. Es war der Koraktor." Er reiste weiter gen Leipzig, kam auch dahin, wo es die Zauberbücher gab, allein sie waren „alle" geworden. So kehrte er ohne sie heim" (von Schulenburg, Wilibald (1882): Wendisches Volksthum in Sage, Brauch und Sitte. Nicolaische Verlags-Buchhandlung: Berlin.).

Interessant. Von der Scholomance in Transylvanien habe ich schon gehört - und es ist nicht überraschend, wenn es noch ähnliche Legenden dieser Art gibt.
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Offline Edvard Elch

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Die im deutschsprachigen Raum wahrscheinlich bekannteste schwarze Schule ist wahrscheinlich die in einer Mühle bei Schwarzkollm/Čorny Chołmc  ;)
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Offline Jürgen Hubert

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Anderes Thema: Ich achte bei den Geschichten darauf, daß ich den Ort der Handlung identifizieren kann - und meistens klappt das auch ganz gut, selbst wenn man veränderte Schriftweise und Ortseingliederungen berücksichtigt.

Aber bei dieser Geschichte hatte ich keinen Erfolg - sie soll in "Bettenau in Niederbayern" stattgefunden haben. Hat jemand eine Ahnung, wo der Ort sein könnte?
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Offline Huhn

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Aber bei dieser Geschichte hatte ich keinen Erfolg - sie soll in "Bettenau in Niederbayern" stattgefunden haben. Hat jemand eine Ahnung, wo der Ort sein könnte?
Keine Ahnung, aber vielleicht hilft dir einer der Bände des Historischen Ortsnamenbuchs von Bayern weiter? Keine Ahnung, wo du so wohnst, aber zur Not müssten sich der eine bislang fertiggestellte Band zu Niederbayern ja auch per Fernleihe bestellen lassen. Vielleicht haste ja Glück.

Offline Edvard Elch

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Mein Tipp wäre Pettenau (Rottal-Inn). Die Ortsnamen der Geschichten davor und danach sind nur wenige Kilometer entfernt.
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Mein Tipp wäre Pettenau (Rottal-Inn). Die Ortsnamen der Geschichten davor und danach sind nur wenige Kilometer entfernt.

Klingt plausibel.

Nächste Frage: In dieser Geschichte wird eine Szene in der Hölle beschrieben, wo die anwesenden "bresil schnupfen". Soweit ich das nachvollziehen kann, ist das anscheinend eine bestimmte Schnupftabak-Marke - oder vielleicht ist es einfach nur ein Sammelbegriff für Schnupftabak aus Brasilien.

Wenn ersteres zutrifft, wäre das mal ein interessantes Beispiel für Product Placement in deutscher Folklore. Weis jemand genauer, was es mit dieser Art von Schnupftabak auf sich hat?


Addendum: Ausserdem wird erwähnt, daß sie "Dreikönigs-Knaster" rauchen...
« Letzte Änderung: 23.09.2018 | 15:02 von Jürgen Hubert »
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Shadom

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bresil (heute meist brasil) ist brasilianischer Tabak, der besonders früher als besonders hochwertig im vergleich zu anderem Tabak galt.

Offline Jürgen Hubert

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Neue Frage!

In der "Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sippenkunde" gibt es hier Geschichten über Kröten, in denen jemand als "ein rechter Lappe" bezeichnet wird. Vom Kontext würde ich vermuten, daß dies so etwas wie "einfältig" bedeutet. Kann das jemand verifizieren oder verneinen?
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Offline Selganor [n/a]

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Abraham Maslow said in 1966: "It is tempting, if the only tool you have is a hammer, to treat everything as if it were a nail."

Offline Tarin

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Dreikönigs war eine meist feine Tabaksorte. Du findest ZUM Begriff Warenaufstellungen bei Google Books.
Es verstößt gegen die Hausordnung, aus dem Necronomicon zu zitieren.

Offline Jürgen Hubert

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Ich komme dieser Tage endlich wieder zum Übersetzen. Und hier ist die nächste Frage - in der Sage "Säugling Spricht" gibt es folgenden Satz im Ostniederdeutschen:

"Wat is wol söter as Muttertitt?"

Aus dem Kontext würde ich das als "Was ist wohl süsser als die Brust einer Mutter?" verstehen, aber ich bin mir nicht 100% sicher...
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Shadom

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Ich kanns zwar nicht sprechen aber ein bißchen verstehen durch meine Mutter und du hast 100% Recht.

Offline Roach

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Ich würde ja das "einer" durch "der" ersetzen....

Offline Jürgen Hubert

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Nächste Frage, zu einer Geschichte zu Frau Gode:

'In Zielow war mal Einer, der stimmte, als Fr[a]u Gode über sein Haus fortzog, mit ein in das Gejuh, da flog ploötzlich zum Fenster ein Bein herein, an dem sogar noch der Strumpf saß, und eine Stimme rief "Heste met juch't, mütfte of met freten!"'

Ich vermute mal, "Gejuh" heißt sowas wie "Gejauchze" oder "Gehohle". Den letzten Satz würde ich übersetzen mit:

"Wenn Du mit gejohlt hast, musst Du auch mitfressen!"

Stimmt das so ungefähr?
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In einer ähnlichen Geschichte von Frau Gode/Frau Gauden gibt es folgenden Satz:

"Die waren noch obendrein so thöricht, 'Fru Gaudens' Hündlein zu tödten, aber dafür war auch von Stund an kein 'Seg un Deg' mehr im Hause, bis zuletzt das Haus sogar in Flammen unterging."

Was bedeutet hier 'Seg und Deg'? Ich vermute aus dem Kontext, daß das sowas wie "Segen und Glück" bedeutet, aber die genaue Wortbedeutung ist mir unbekannt.
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Nächster Punkt:

Auf dieser Seite wird ein Kindervers wiedergegeben:

"Fru Gauden het mi 'n Lämmken gewen,
dormit sall ik in Freuden leweb u. f. w."

Ich wurde das so verstehen:

"Frau Gauden hat mir ein Lämmchen gegeben,
damit soll ich in Freuden leben."

Trifft es das so ungefähr? Und hat jemand eine Ahnung, was "u.f.w." bedeutet?
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Offline Roach

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Nächster Punkt:

Trifft es das so ungefähr? Und hat jemand eine Ahnung, was "u.f.w." bedeutet?

Das ist kein f sondern ein langes (stimmhaftes) s. Heute also usw.

Offline Edvard Elch

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Nächste Frage, zu einer Geschichte zu Frau Gode:

'In Zielow war mal Einer, der stimmte, als Fr[a]u Gode über sein Haus fortzog, mit ein in das Gejuh, da flog ploötzlich zum Fenster ein Bein herein, an dem sogar noch der Strumpf saß, und eine Stimme rief "Heste met juch't, mütfte of met freten!"'

Ich vermute mal, "Gejuh" heißt sowas wie "Gejauchze" oder "Gehohle". Den letzten Satz würde ich übersetzen mit:

"Wenn Du mit gejohlt hast, musst Du auch mitfressen!"

Stimmt das so ungefähr?

Ja, stimmt so.

In einer ähnlichen Geschichte von Frau Gode/Frau Gauden gibt es folgenden Satz:

"Die waren noch obendrein so thöricht, 'Fru Gaudens' Hündlein zu tödten, aber dafür war auch von Stund an kein 'Seg un Deg' mehr im Hause, bis zuletzt das Haus sogar in Flammen unterging."

Was bedeutet hier 'Seg und Deg'? Ich vermute aus dem Kontext, daß das sowas wie "Segen und Glück" bedeutet, aber die genaue Wortbedeutung ist mir unbekannt.

Das Deg scheint in diesem Fall das Gleiche zu sein wie -deih im modernen Hochdeutschen Gedeih, Mittelniederländisch Dege ‚Gedeihen, Wachstum‘.

Nächster Punkt:

Auf dieser Seite wird ein Kindervers wiedergegeben:

"Fru Gauden het mi 'n Lämmken gewen,
dormit sall ik in Freuden leweb u. f. w."

Ich wurde das so verstehen:

"Frau Gauden hat mir ein Lämmchen gegeben,
damit soll ich in Freuden leben."

Trifft es das so ungefähr? Und hat jemand eine Ahnung, was "u.f.w." bedeutet?

Ja, trifft es ziemlich genau. Du solltest insgesamt darauf achten, dass die Sachen, die du hier rüber kopierst, auch wirklich stimmen. Die Texterkennung funktioniert für Fraktur häufig nur schlecht und dann wird aus einem k ein t, aus einem ſ ein f und aus einem n ein b.

@ Roach: Fast richtig – die Verwendung von ſ sagt nur mittelbar etwas über die Stimmhaftigkeit aus. Während s nur im Auslaut vorkommen kann und deshalb automatisch stimmlos ist, kann ſ sowohl für stimmloses (beſte) als auch für stimmhaftes s (Beſen) stehen.
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Das mit dem "u.s.w." war kein Versagen der OCR-Software, sondern der OCR-Firmware in meinem Hirn - ich habe das alles selber abgetippt.

Danke jedenfalls! Noch ein Versuch für einen Vers auf derselben Seite:

"Ick bün so olt,
as Böhmen Gold,
cewerst dat heww ik minleder nich tru't,
wenn man 't Bier dörch 'n Eierdopp bru't."

Zeilen eins, zwei, und vier sind relativ klar, aber aus der dritten Zeile kann ich mir keinen Reim machen.

"Ich bin so alt
wie Böhmergold
... das hab ich ...
wenn man das Bier durch eine Eierschale braut."
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Offline Edvard Elch

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"Ick bün so olt,
as Böhmen Gold,
cewerst dat heww ik minleder nich tru't,
wenn man 't Bier dörch 'n Eierdopp bru't."

Ich habe mal die Quelle dieser Geschichte recherchiert. Überraschung: Bartsch hat die Schreibung des Niederdeutschen in seinem Buch geändert und dabei ist mindestens ein Fehler passiert. In der von mir verlinkten Fassung ist der Vierzeiler wiedergegeben als Ick bün ſo olt, as Böhmen=Gold, äwerſt dat heff ick minleder nich truht, wenn man ’t Bier dörch ’n Eierdopp bruht.
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Ich habe mal die Quelle dieser Geschichte recherchiert. Überraschung: Bartsch hat die Schreibung des Niederdeutschen in seinem Buch geändert und dabei ist mindestens ein Fehler passiert. In der von mir verlinkten Fassung ist der Vierzeiler wiedergegeben als Ick bün ſo olt, as Böhmen=Gold, äwerſt dat heff ick minleder nich truht, wenn man ’t Bier dörch ’n Eierdopp bruht.

Danke!

"äwerſt" scheint "aber" zu heißen. Vielleicht soll das dann folgendes heißen?

"aber das habe ich in meinem Leben nicht"... was bedeutet hier "truht"? Vielleicht: "aber das hätte ich in meinem Leben niemanden zugetraut"?
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