Autor Thema: Vom spielenden Umfeld ausgebrannt...  (Gelesen 17631 mal)

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Offline JS

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Vom spielenden Umfeld ausgebrannt...
« am: 21.09.2018 | 23:43 »
Kosims, Brett- und Kartenspiele waren für meine Frau und mich viele Jahre lang DAS Hobby schlechthin und verschlangen enorme zeitliche und finanzielle Ressourcen. Wir besitzen mehr als 1000 Brettspiele inkl. Erweiterungen und konnten/können auf einen größeren Spielerpool zurückgreifen.

Zum Bedauern meiner Frau habe ich aber außerhalb der Essener Spielemesse seit Jahren kein Brettspiel mehr angerührt. Meine Leute machen die MMORPG dafür verantwortlich, die ich seit 2016 intensiver spiele. Das ist jedoch nur ein relativ nebensächlicher Grund, denn der Hauptgrund wird von allen ignoriert, obwohl ich daraus kein Geheimnis mache: Meine Leute haben mich im Brettspielbereich unabsichtlich verbrannt, ausgebrannt, desillusioniert.

Jahrelang galt nämlich folgendes Schema bei fast allen meiner Mitspieler (mit rühmlichen Ausnahmen, die ich keinesfalls verschweigen möchte):
- JS liest ständig die Rezis, informiert sich, kauft das Zeug allein und ausschließlich von seinem Geld, studiert die Anleitung und die Errata, baut alles auf, erklärt die Regeln, führt durch das Spiel und räumt alles wieder zusammen. (Letzteres allerdings auf eigenen Wunsch.)
- Wir dagegen kommen kurz vor Spielbeginn, lassen uns alles erklären, spielen drauflos und gehen nach Spielende bequem heim. Wir informieren uns nicht, kaufen nichts (macht ja JS), beteiligen uns nicht gedanklich und/oder finanziell, lesen nichts und denken auch nicht weiter darüber nach. Beim nächsten Spieletreffen wollen wir dann aber, wenn möglich, ein neues Spiel kennenlernen und bitte kein Spiel dreimal oder so spielen.

Wichtig ist: Keiner meiner Mitspieler meinte das böse oder war am und im Spiel desinteressiert; vielmehr waren alle gerne zum Spielen da, und wir hatten auch viele schöne Spieleabende. Manche Kumpels boten sogar auch mal etwas an oder waren sehr mitarbeitsfreudig und leidensfähig - manche. Aber im Laufe der Jahre wurde mein schönstes Hobby immer mehr zu einer sehr teuren Last und Arbeit für mich, bis ich ermüdete und mir die so unkomplizierte Welt der MMORPG zeigte, daß ich meiner Spielelust auch deutlich entspannter fröhnen konnte: Einloggen, zocken (auch mit Leuten zusammen), ausloggen, fertig. Die jahrelangen Belastungen, die mir das Brettspielen für meinen Kreis bot, waren allgemein bekannt, aber nahezu niemand kam mal auf die Idee, mich zu entlasten. Das merkt man auch daran, daß mit meinem Rückzug keine Brettspielangebote auf weiter Flur mehr kamen und auch fast niemand mehr brettspielt(e).

Seitdem sich nun immer mal wieder jemand mit mir treffen will und irgendwie Brettspiel damit verbindet, sage ich gleich bei der Verabredung, daß ich keine Lust dazu habe. So schade ich das finde, aber heimisches Brettspielen ist für mich inzwischen so stark mit Arbeit und Alleinunterhaltung für Spielekonsumenten verbunden, daß ich daran vorerst nicht mehr denken möchte. Dabei freue ich mich wieder sehr auf die Essener Spielemesse, wo ich mal ein solcher Konsument sein kann. Aber selbst noch mal der Bediener sein? Nein, danke.

Habt ihr ähnliche Entwicklungen im Brettspielbereich erlebt mit ziemlich radikalen Folgen für euer Hobby?
 ::)
« Letzte Änderung: 22.09.2018 | 11:10 von JS »
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snoopie

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Re: Vom spielenden Umfeld ausgebrannt...
« Antwort #1 am: 21.09.2018 | 23:50 »
Zitat
Kennt noch jemand solche Entwicklungen mit ziemlich radikalen Folgen für sein Hobby?

Das ist normalerweise das Los der offiziell arbeitlosen aber inoffiziell arbeitswütigen Spielleiter. Die Mitspieler mit Job, Familie und anderen Verpflichtungen bauen auf solche Gruppenleiter, die nichts Anderes zu tun haben als sich mit Spielen zu befassen.
Irgendwann dämmert diesen Spielleitern der selbstgeschaffene Status, sie fühlen sich unwohl damit und suchen sich ein anderes Betätigungsfeld.

Offline Rhylthar

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Re: Vom spielenden Umfeld ausgebrannt...
« Antwort #2 am: 21.09.2018 | 23:54 »
Ich glaube nicht, dass die MMORPG nur ein nebensächlicher Grund sind. Sie sind ein sehr wichtiger Grund, denn sie füllen die (geistige) Lücke, die sich durch das Ausbrennen aufgetan hat.

Ob ich schon mal erlebt habe, dass man durch seine Mitspieler ausbrennen kann?
Sicher. Bin ja auch in manchen Dingen sehr enthusiastisch dabei und wenn man dann das Gefühl hat, der Enthusiasmus wird so nicht geteilt...dann lasse ich es. Dafür habe ich schon Runden aufgegeben (und bin - oh Wunder - bei WoW gelandet). Damals war es sogar das komplette Rollenspiel.
“Never allow someone to be your priority while allowing yourself to be their option.” - Mark Twain

"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

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Offline JS

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Re: Vom spielenden Umfeld ausgebrannt...
« Antwort #3 am: 21.09.2018 | 23:55 »
Snoopie: Das ist mir etwas zu pauschal gedacht, vor allem, weil "andere Verpflichtungen" meiner Erfahrung nach dann gerne die Ausrede für Geiz und/oder Interessenlosigkeit und/oder Fauheilt sind. (Ich weiß noch, wie fassungslos meine Frau und ich waren, daß damals tatsächlich jemand von sich aus Twilight Imperium kaufte und zum Spielen mitbrachte - allerdings ohne dann auch vorher die Regeln gelesen zu haben; das mußte ich dann wieder machen.)

Rhylthar: Schwierig, wie man "nebensächlich" bewertet, denn ambitioniert gespielte MMORPG füllen ja in der Tat eine gewisse Lücke mit einem gewissen Anspruch. Zumindest bei mir lief das aber parallel, doch wenn ich zwischen "Arbeit für X-Wing" und "zwanglosen Spaß im Raid" wählen mußte, wurde es dann aufgrund der Erschöpfung eben die Raidprio. Die Frage ist natürlich interessant, ob mich diese Wahl dann letztlich noch mehr abstumpfte, als es vorher schon der Fall war. Das Rollenspiel blieb davon z.B. komplett verschont und lief so gut weiter, wie vorher auch schon - ob als SL oder als Spieler.
« Letzte Änderung: 22.09.2018 | 00:06 von JS »
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Offline Rhylthar

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Re: Vom spielenden Umfeld ausgebrannt...
« Antwort #4 am: 21.09.2018 | 23:58 »
Snoopie: Das ist mir etwas zu pauschal gedacht, vor allem, weil "andere Verpflichtungen" meiner Erfahrung nach dann gerne die Ausrede für Geiz und/oder Interessenlosigkeit und/oder Fauheilt sind.
Naja, es ist wahrscheinlich irgendwie so:
Du kochtest dauernd 4-Gänge-Menus...und sie packten Ketchup dran und schlangen es herunter wie einen Hot Dog bei Ikea. Um beim nächsten Mal auf das nächste Fast Food zu erwarten. "Perlen vor die Säue".
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Re: Vom spielenden Umfeld ausgebrannt...
« Antwort #5 am: 22.09.2018 | 00:01 »
Nicht ganz, denn das Luxusmenü wurde auch gern konsumiert und nicht banalisiert, somit waren es nicht Perlen vor die Säue. Nur wollte der Koch sich auch mal bekochen lassen, und daran haperte es eben permanent und konsequent. Nicht wenige Spieler aus meinem Spielerkreis waren (und sind) im Spiel aufmerksame, exzellente und interessierte Mitspieler.
 :)
« Letzte Änderung: 22.09.2018 | 02:12 von JS »
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Re: Vom spielenden Umfeld ausgebrannt...
« Antwort #6 am: 22.09.2018 | 00:07 »
Zitat
Wir dagegen kommen kurz vor Spielbeginn, lassen uns alles erklären, spielen drauflos und gehen nach Spielende bequem heim. Wir informieren uns nicht, kaufen nichts (macht ja JS), beteiligen uns nicht gedanklich und/oder finanziell, lesen nichts und denken auch nicht weiter darüber nach. Beim nächsten Spieletreffen wollen wir dann aber, wenn möglich, ein neues Spiel kennenlernen und bitte kein Spiel dreimal oder so spielen.
Hatte dies auf diesen Part bezogen. Aber kann ich auch missverstanden haben.

Deine Schilderung ist aber ja nicht unähnlich wie ein "SL-Ausbrennen".
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Re: Vom spielenden Umfeld ausgebrannt...
« Antwort #7 am: 22.09.2018 | 00:09 »
Ja, für ein bestimmtes Ausbrennen stimmt das, aber SL sind ja oftmals auch systemmüde, leitmüde usw. aus ganz egozentrischen Gründen und nicht, weil sie vom Spielerverhalten zermürbt wurden. Oder gewichte ich das jetzt falsch?
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Offline Rhylthar

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Re: Vom spielenden Umfeld ausgebrannt...
« Antwort #8 am: 22.09.2018 | 00:11 »
Ja, für ein bestimmtes Ausbrennen stimmt das, aber SL sind ja oftmals auch systemmüde, leitmüde usw. aus ganz egozentrischen Gründen und nicht, weil sie vom Spielerverhalten zermürbt wurden. Oder gewichte ich das jetzt falsch?
Doch, bei SLs gibt es genau das Syndrom. Also bei mir gab es das. Die Verteilung der eingesetzten persönlichen Ressourcen war einfach zu ungleich.
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Re: Vom spielenden Umfeld ausgebrannt...
« Antwort #9 am: 22.09.2018 | 00:13 »
OK, dann ist es das gleiche Phänomen im Brettspielbereich.
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Offline Rhylthar

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Re: Vom spielenden Umfeld ausgebrannt...
« Antwort #10 am: 22.09.2018 | 00:18 »
Einzige, mir bekannte, Heilmethode:
Eine Weile Abstand gewinnen (hast Du hinter Dir) und dann nur als Spieler wieder einsteigen. Beim Brettspiel dann als "Mitspieler".

Abstand gewinnen ist deshalb wichtig für mich, weil man sonst evtl. beim reinen Mitspielen noch zu sehr in der alten Rolle festhängen kann und sich denkt, es doch wieder selber zu machen. Um dann wieder enttäuscht zu werden.
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Offline Isegrim

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Re: Vom spielenden Umfeld ausgebrannt...
« Antwort #11 am: 22.09.2018 | 00:20 »
Meine Leute haben mich verbrannt, ausgebrannt, desillusioniert.

Ist es nicht eher so, dass dich deine eigene Herangehensweise ausgebrannt hat? Ich kenn auch Leute, die ne Menge Kohle in Spiele investieren und sich viel ausführlicher damit beschäftigen als ich, der ich eben mitspiele. Aber niemand zwingt die (oder dich) dazu. Es ist nicht mal für eine funktionierende Spielerunde notwendig. Dafür reichen zwei, drei, oder meinethalben ein halbes dutzend Spiele. Aber 1.000?

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Re: Vom spielenden Umfeld ausgebrannt...
« Antwort #12 am: 22.09.2018 | 00:22 »
Rhylthar: Es geht langsam in die Richtung. WoW mit seinem Tier A Spiel ist passé; ESO ist top, aber ohne Verpflichtungen; ich spähe schon wieder öfter bei BGG rein. Aber die Grundsituation hat sich eben nicht geändert: Biete ich nichts an, passiert hier nichts.

Ist es nicht eher so, dass dich deine eigene Herangehensweise ausgebrannt hat? Ich kenn auch Leute, die ne Menge Kohle in Spiele investieren und sich viel ausführlicher damit beschäftigen als ich, der ich eben mitspiele. Aber niemand zwingt die (oder dich) dazu. Es ist nicht mal für eine funktionierende Spielerunde notwendig. Dafür reichen zwei, drei, oder meinethalben ein halbes dutzend Spiele. Aber 1.000?

Das ging zwar auch Hand in Hand, aber nur, weil ich mir gerne Spiele kaufte, wollte ich nicht ständig neue vorbereiten und erklären müssen. Ich bot anderen Spielern sogar an, kooperativ auszusuchen, wer welche Spiele mal kaufen und anbieten könnte, aber das wollte fast niemand. Konsum ja, mehr nicht.
« Letzte Änderung: 22.09.2018 | 00:26 von JS »
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Offline Rhylthar

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Re: Vom spielenden Umfeld ausgebrannt...
« Antwort #13 am: 22.09.2018 | 00:24 »
Es geht langsam in die Richtung. WoW mit seinem Tier A Spiel ist passé; ESO ist top, aber ohne Verpflichtungen; ich spähe schon wieder öfter bei BGG rein. Aber die Grundsituation hat sich eben nicht geändert: Biete ich nichts an, passiert hier nichts.
Dann sag ihnen, dass Du prinzipiell gerne wieder spielen würdest, aber eben nur als "Spieler". Hell, Du hast 1.000 Spiele zur Auswahl, da müssen die sich noch nicht mal eins kaufen, sondern nur die Anleitung leihen/kopieren!
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Re: Vom spielenden Umfeld ausgebrannt...
« Antwort #14 am: 22.09.2018 | 00:25 »
Tja... tut aber keiner, weil - you know - "andere Verpflichtungen".
;)

Ich wollte jetzt auch gar nicht so intensiv über die "Veränderung" oder "Verbesserung" meiner aktuellen Situation sprechen, mit der ich übrigens auch immer noch recht zufrieden bin. Ich war eher neugierig, ob es im Brettspielbereich auch noch anderen hier so ging (SL-Ermüdung kennt man hier ja).
« Letzte Änderung: 22.09.2018 | 00:29 von JS »
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Offline Rhylthar

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Re: Vom spielenden Umfeld ausgebrannt...
« Antwort #15 am: 22.09.2018 | 00:28 »
Bei Brettspielen kann ich leider nicht mitreden. ;)
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Offline Huhn

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Re: Vom spielenden Umfeld ausgebrannt...
« Antwort #16 am: 22.09.2018 | 11:43 »
Hm, das "Problem" kommt mir bekannt vor. Wir haben nicht annähernd 1.000 Spiele, aber im Bekanntenkreis wohl schon die meisten. Daher wird dann auch meist bei uns und von uns ausgehend gespielt. Bislang stört es mich/uns einfach nicht. Ich freu mich ja, wenn die ganzen Spiele auch gespielt werden und verleihe sie daher z.B. auch gerne an andere, wenn die die ohne mich spielen wollen. Natürlich hätten die sie auch selbst kaufen können - aber warum, wenn sie es eh nur zweimal spielen wollen und es bei mir schon rumsteht? Da bin ich bislang entspannt.

Es ist bei uns aber auch nicht so extrem, wie du es geschildert hast - ich fühle mich nicht ausgenutzt, denn von den meisten Leuten kommt auch was zurück. Sei es, dass sie selbst ein paar Brettspiele haben, die wir nicht haben und uns damit mal beglücken. Oder sei es, dass sie stattdessen aktive Rollenspiel-SL sind oder mal nen gemeinsamen Filmabend oder Grillfeiern anleiern. Ein gewisser Anteil an Personen, die einfach passiv konsumieren, ist natürlich auch vorhanden. Das find ich aber auch nicht per se schlimm. Ich spiele ja auch nicht mit irgendwelchen random Leuten Brettspiele, sondern mit Freund_innen. Insofern ist jeder Brettspielabend auch immer ein gemütliches Sich-Treffen. Und da tragen ja alle zu bei.

Bei uns stellen die anderen aber auch keine Ansprüche wie du sie geschildert hast. Ich fühle mich nicht genötigt, bestimmte Spiele zu kaufen, um sie dann vorstellen zu können. Alle wissen, dass bei uns das gespielt wird, worauf WIR Bock haben und wer ein bestimmtes Spiel nicht mag, kommt dann halt nicht. Und bei uns freuen sich üblicherweise auch alle, wenn wir Spiele mehrfach spielen (so sie denn Spaß gemacht haben), denn dann können wir die Regeln schon und können flüssiger spielen.

Vom Vorbereitungsaufwand her find ich Brettspiele angenehmer als Rollenspiele. Daher brettspiele ich derzeit mehr als ich rollenspiele.

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Re: Vom spielenden Umfeld ausgebrannt...
« Antwort #17 am: 22.09.2018 | 12:22 »
Als jahrelanger Nutznießer möchte ich ganz kurz was dazu sagen, JS:

Das durch deinen Enthusiasmus gebotene Komplettpaket förderte - zumindest für mich - die Bequemlichkeit.
Du hattest immer den neuesten, geilsten Scheiß am Start, ihr habt euch den nötigen Platz zum Spielen eingerichtet, du hast eine sehr hohe Auffassungsgabe UND kannst zudem hervorragend erklären. Außerdem hast du Wissens- und Verständnisvorteile nie ausgenutzt, sondern Mitspielern oft genug Hinweise für ein (für alle) besseres Spiel gegeben.
Das entschuldigt natürlich nicht das hier beschriebene ausnutzende Verhalten, ganz besonders, weil du das im Mitspielerkreis ja durchaus mehrfach sehr deutlich (und freundlich) angesprochen hast. Und dann sind wir doch wieder in den bequemen Konsumenten-Trott verfallen.

Insofern denke ich, daß die Ausgangssituation bei dir besonders ist/war, aber das Ergebnis nicht überrascht.
Ich halte Ansätze wie "Kaufberatung und spätere Mitspiel-Bereitschaft deinerseits" und "erstmal nur als Mitspieler einsteigen" für gangbare Wege. Hängt natürlich davon ab, inwieweit andere bereit sind, diese Vorbereiter-Rolle zu übernehmen - wenn sicherlich auch in erheblich geringerem Umfang.
Aber das scheint ja nicht zu funktionieren. Dann ist das Brettspiel - wenn angeboten - aber offenbar nur eine nette Dreingabe. Daran wirst du dann wohl nichts ändern können.

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Re: Vom spielenden Umfeld ausgebrannt...
« Antwort #18 am: 22.09.2018 | 12:46 »
Wobei du unter die Anmerkung "mit rühmlichen Ausnahmen, die ich keinesfalls verschweigen möchte" fällst und ich nun gerade dich NICHT im Blick hatte, wohlgemerkt. Das war ja eher ein gegenseitiges Befeuern besonderer Art und Intensität.
;)

Ich fühlte mich übrigens auch nicht bewußt ausgenutzt, wie ich oben schon schrieb, sondern sah irgendwie keinen Weg aus dieser jahrelang gleichen, immer mehr nagenden Situation. Es kam mir wie die typische Orgageschichte oder der "Notizentrottel im Rollenspiel" vor: Macht es keiner, passiert nichts; macht es einer, ist er sofort darauf festgenagelt und führt zur Bequemlichkeitshaltung vieler anderer.

Sicherlich spielte auch die enorme Häufigkeit unserer damaligen Brettspieltätigkeit mit in die Ermüdung hinein, aber sie war nicht ausschlaggebend. Dieser reflektierende Prozeß wurde nun bei mir auch erst angestoßen, weil ich feststellte und mich wunderte, wie schnell und deutlich ich mich aktuell und auch noch nach Jahren gegen Brettspielaktivitäten im Privatkreis ausspreche, sobald diese Idee aufkommt. Dabei spielen ein WoW & Co überhaupt keine zeitliche Rolle mehr...
« Letzte Änderung: 22.09.2018 | 12:57 von JS »
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Offline Megavolt

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Re: Vom spielenden Umfeld ausgebrannt...
« Antwort #19 am: 22.09.2018 | 13:07 »
Habt ihr ähnliche Entwicklungen im Brettspielbereich erlebt mit ziemlich radikalen Folgen für euer Hobby?
 ::)

Ich empfinde die Brettspielerei eigentlich eher als Kur gegen Rollenspiel-Burnout, gerade weil man bei Brettspielen nix vorbereiten muss. :)

Ich muss aber dazu sagen, dass ich nur noch eine sehr kleine und eingekochte Brettspielsammlung besitze, die aus handverlesenen und den besten Spielen aller Zeiten besteht und bei denen ich alle Regeln aus dem Eff-eff beherrsche. Weiterhin spiele ich auch grundsätzlich keine Spiele, die aufgrund der Komplexität oder so besonders hart sucken, und mit kooperativem Boardgaming oder Bier- und Bretzel - Boardgaming kommt man in meinen Augen irre weit.

Offline Megavolt

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Re: Vom spielenden Umfeld ausgebrannt...
« Antwort #20 am: 22.09.2018 | 13:09 »
der "Notizentrottel im Rollenspiel"

jetzt erst entdeckt:  ~;D ~;D ~;D

Offline Crimson King

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Re: Vom spielenden Umfeld ausgebrannt...
« Antwort #21 am: 22.09.2018 | 13:39 »
Ich finde es im Übrigen schräg, wegen "anderer Verpflichtungen" keine Zeit zu haben, sich die Regeln für ein Brettspiel anzuschauen. Wenn es sich nicht gerade um einen Ameritrash-Regelmoloch handelt, dürfte das in den meisten Fällen schlicht und ergreifend gelogen sein. Bei vielen Spielen dauert das schon aufgrund des Umstands, dass die meisten Mechaniken schon aus anderen Spielen bekannt sind, maximal 30 Minuten.

Ansonsten kenne ich eine vergleichbare Tendenz bei mir aus dem Rollenspiel. Ich bin dessen eigentlich nie überdrüssig, aber da ich lieber spiele, als zu leiten, und mit dieser Vorliebe anscheinend nicht alleine da stehe, leite ich deutlich mehr als ich will, was gelegentlich annervt.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

Offline Talasha

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Re: Vom spielenden Umfeld ausgebrannt...
« Antwort #22 am: 22.09.2018 | 13:55 »
1000 Brettspiele hui!
Ich kann schon verstehen, dass man nciht dauernd der Erklärbär sein möchte.
"Haben Sie Bücher zu Pawlows Hunden und Schrödingers Katze?"
"Da klingelt was bei mir, aber ich kann nicht sagen ob sie da sind oder nicht"

Offline Derjayger

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Re: Vom spielenden Umfeld ausgebrannt...
« Antwort #23 am: 22.09.2018 | 14:06 »
Ich empfinde die Brettspielerei eigentlich eher als Kur gegen Rollenspiel-Burnout, gerade weil man bei Brettspielen nix vorbereiten muss. :)

Ich muss aber dazu sagen, dass ich nur noch eine sehr kleine und eingekochte Brettspielsammlung besitze, die aus handverlesenen und den besten Spielen aller Zeiten besteht und bei denen ich alle Regeln aus dem Eff-eff beherrsche. Weiterhin spiele ich auch grundsätzlich keine Spiele, die aufgrund der Komplexität oder so besonders hart sucken, und mit kooperativem Boardgaming oder Bier- und Bretzel - Boardgaming kommt man in meinen Augen irre weit.

Mal aus Interesse: Was haste da alles drin?
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Offline vanadium

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Re: Vom spielenden Umfeld ausgebrannt...
« Antwort #24 am: 22.09.2018 | 14:27 »
Ich muss aber dazu sagen, dass ich nur noch eine sehr kleine und eingekochte Brettspielsammlung besitze, die aus handverlesenen und den besten Spielen aller Zeiten besteht und bei denen ich alle Regeln aus dem Eff-eff beherrsche.

Dann schieß mal los!
"Ohne Heu kann das beste Pferd nicht furzen."

"Meister, was darf’s sein?"
"Ein kleines Omelett, bitte!"
"Mit einem oder zwei Eiern?"
"Mit Zwanzig!"