Hallo.
Ich brauche ein paar Ideen für eine HeroQuest Spielerin, die auf Glorantha eine Metzgerin in Sartar spielen will.
Interessante Idee, das erste Mal, dass mir sowas unterkommt.
In welchem sartaritischen Zusammenhang willst du diese Metzgerin spielen?
Zunächst einmal sind die meisten "Berufe", bei denen es um das Töten geht, männlich besetzt. Allerdings sind Frauen, die in eine Männer-Domäne eindringen, bei den Orlanthi an der Tagesordnung, soweit also wenig Probleme.
1. Gibt es den Beruf überhaupt (in Sartar)? Oder gehört das Schlachten von Tieren in die Aufgabenbereiche der Jäger und Viehzüchter?
Wie PrinzSlasar schon ausgeführt hat, gibt es in den Städten Fachleute für das Schlachten von Tieren und dem Zubereiten und Konservieren der Schlachtprodukte. Neben Fleisch und Blut sind da auch Talg, Knochen, Sehnen, Hörner und Häute zu nennen, die alle ihre Abnehmer haben.
Der Hauptbestandteil der sartaritischen Ernährung besteht wohl aus Getreide, mit Milchprodukten und Eiern als wesentlichem Eiweiß-Lieferanten. Ochsen werden in erster Linie als Zugtiere für Pflüge und Karren gebraucht und eigentlich weniger als Schlachtvieh.
Der Fleisch- und Milchanteil der Ernährung steigt in dem Maße, in dem die Vieh-Haltung den Ackerbau überschattet. Bei den Colymar gibt es einige Clans, die recht wenig Ackerbau aber sehr viel Viehzucht betreiben, wie der Schwarzspeer-Clan (die Annmagarn). Auch Kriegsclans wie die Varmandi ernähren sich in stärkerem Maße von Tieren, sei es von geraubten oder von als Sold erhaltenen.
Ein beträchtlicher Teil des konsumierten Fleischs stammt von den ziemlich regelmäßig stattfindenden Opferfesten, bei denen bestimmte (oft nach ihrem Aussehen selektierte) Tiere geschlachtet werden. Bei diesen Opferhandlungen wird das Blut dann oft als die magische Komponente des Opfertiers gehandhabt und zur Segnung der angetretenen Gemeinde verwendet, bevor dann das zerlegte Opfertier in die Kessel wandert. (Fleischfondue statt Spießbraten...) Bestimmte Organe mögen verbrannt werden.
Für die Metzger sind solche Opferfeste Arbeitstage. Ob sie die Tötung der den Göttern (oder Ahnen) geweihten Opfertiere vornehmen, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen - der Vorgang der Opferung beinhaltet eine andere Magie als die des Friedvollen Schnitts (Peaceful Cut). Aber wo die Metzger-Fähigkeiten gefragt sind, ist das Zerlegen der Tiere, und die Gewinnung nicht nur des Fleischs, sondern auch der anderen genannten Komponenten.
Organe bzw. deren Inhalt sind z.B. bei Gerbern und Kürschnern gefragt.
Neben dem rituellen Schlachten gibt es auch das kommerzielle Schlachten, und dies liegt komplett in der Hand der Metzger. Neben der Fleischgewinnung spielen da viele kommerzielle Interessen mit hinein, das Fleisch kann zum lukrativen Nebenprodukt werden.
Kälber werden geschlachtet, um das Lab für die Käseproduktion zu erhalten. Die Häute von Kälbern eignen sich zur Herstellung von Pergament oder als Fenstermaterial. In der Regel werden hauptsächlich Bullenkälber geschlachtet, da jede überlebende Färse zur Vermehrung und Milchproduktion herangezogen wird.
Orte mit Lederproduktion haben einen stetigen Bedarf an Rohmaterial. Nicht nur Häute, auch Gerbstoffe (z.B. Galle, Hirn) oder Sehnen. Hufe werden zu Leim verkocht, Hörner und Knochen dienen Schnitzern als Rohmaterial (z.B. für Kämme, sei es für menschliches Haar oder als Werkzeuge beim Weben). Talg kommt bei der Lederverarbeitung zum Einsatz, als Grundlage für Salben, oder es dient als Brennstoff für Beleuchtung.
2. Waha, the butcher... warum heißt der Gott so? Gibt es da Informationen, die auch für Sartar von Belang sind, oder gehört das eindeutig nach Prax?
Waha hat seinen Ursprung in Prax, mit dem Konvent der Esser und der Gegessenen.
Die Chaoskriege hatten die einstmals fruchtbaren Länder von Generts Garten und Prax fürchterlich hinterlassen - der Tod des Erdkönigs Genert und Eirithas Opfer eines Großteils ihrer Fruchtbarkeit zur Wiederbelebung des Sturmbullen im Kampf gegen den Teufel haben die Lebensgrundlage der Tiernomaden extrem minimiert, so dass weder Zweibeiner noch Vierbeiner in der Lage waren, sich von der verbliebenen Vegetation zu ernähren. In einem Losverfahren hat jeweils die eine Gruppe die Fähigkeit, sich von den Pflanzen des Landes zu ernähren, auf die andere Gruppe übertragen, die ihrerseits sich als Nahrungslieferant für die erste Gruppe bereiterklärten. Dieser rituelle Kannibalismus wurde von Waha als bedauerliche, aber notwendige Überlebensstrategie eingeführt. Der Friedvolle Schnitt ist dabei das notwendige Ritual, das zum einen den Schrecken der Schlachtung minimiert und zum anderen die baldige Wiedergeburt in der Herde fördert.
Dieses Ritual erwies sich als magisch effektiver als was auch immer die Orlanthi-Nachbarn im Drachenpass verwendet hatten, so dass der Kult von Waha dem Schlachter sich im Konzil der Weltfreunde schnell ausbreitete. (Allerdings nicht als Bruder von Orlanth, sondern als Neffe.)
3. An einigen Stellen habe ich über den "Peaceful cut" gelesen... irgendsoeine besondere Art des Schlachtens, die Jäger praktizieren. Was hat es damit auf sich? Ich werde nicht ganz schlau. Sind es allein Jäger, die den "peaceful cut" praktizieren? Wird der "peaceful cut" nur in Prax praktiziert?
Der Peaceful Cut ist das akzeptierte Ritual, mit dem der Geist des Tieres zur Wiedergeburt vorbereitet wird. Dies ist nicht allein das Töten des Tieres (Jäger, die ihre Beute mit Geschossen oder Fallen erlegen, sind beim Eintreten des Todes ihrer Beute oft nicht einmal in der Nähe), sondern eine Form des (konsumierenden) Begräbnis, und ein Dank an das Opfer. Es ist gleichzeitig auch ein Reinigungsritual für den Tötenden, das ihn weiterhin am fruchtbaren Leben teilhaben lässt.
4. Wenn es in Sartar keine Metzger geben sollte... habt ihr einen attraktiven Alternativvorschlag für die Spielerin?
Nicht jede sartaritische Gemeinschaft wird Vollzeitmetzger haben. Auch Vollzeitköche sind eher die Ausnahme und nur im Gefolge hochgestellter Persönlichkeiten, in Wirtshäusern oder Militäreinheiten zu finden.
Worum geht es der Spielerin bei dem Wunsch des Metzgerhandwerks? Ist es die Fleischgewinnung und -Verarbeitung? Ist es die priesterliche Handlung?
Viehzüchter können eine solche Spezialisierung haben, die sie saisonal beschäftigt hält. Die Haupt-Schlachtzeit ist der späte Herbst bzw. der frühe Winter, wenn die Weideflächen beim Dorf unbrauchbar werden und die Temperaturen eine längere Lagerung des Schlachtguts zulassen. In einem Clan werden alle Leute zu solchen Arbeiten mit herangezogen, aber die Fachleute führen das Regime und weisen den anderen ihre Tätigkeiten zu, die weniger Expertise benötigen.
Die Rolle des Tierheilers ist nicht allzuweit entfernt. Die Triage, welche Tiere zu retten sind und welche durch Schlachtung von ihrem Leiden erlöst werden, führt letztlich auch zu Schlachtungen.
Als Opferpriester vollzieht man regelmäßig Schlachtungen, oder zumindest die rituelle Komponente derselben. Die anschließende Verwertung des Fleischs und anderer Produkte habe ich ja schon beschrieben.
1. Ja gibt es. Es gibt in Jonstown sogar eine Schlachtergilde [Sartar Companion, S. 18-19]. Ein Gildensystem gibt es in weiteren Städten: Wilmskirk, Swenstown, Boldhome und Duck Point. Hier wird es weitere Schlachtergilden geben.
Duck Point eher nicht. Die hier heimischen Menschen sind in der Minderzahl, und in der Nähe gibt es kaum Tierhaltung. Dafür viel Fischerei.
Hauptorte wie Clearwine, Runegate oder Red Cow dürften einen oder zwei Spezialisten unterstützen.
Außerhalb dieser urbanen Zentren, auf dem Clanland, sieht es anders aus. Es gibt einige Berufe, die mit dieser Tätigkeit betraut sind. Das sind in Sartar vor allem die Jäger. Viehzüchter/-hirten gehören auch dazu. Die Tätigkeit des Schlachtens kann prinzipiell von jedem Sartariten beherrscht werden. Für die meisten dürfte es untypisch sein, sofern sie nicht aus einer der besagten Berufsgruppen stammen.
Priester, Köche, Jäger und Viehzüchter haben die meiste Verwendung für diese Fertigkeit, aber jeder, der ein Opfer darbringen will, wird diese Fertigkeit auch anwenden. Fischer dürften diese Anwendung auf größere Fangtiere beschränken. Bei Flusskrebsen oder kleinen Fischen würde ich zumindest keine individuellen Segnungen mehr erwarten.
3. Der Peaceful Cut ist in Glorantha das Synonym für das Schlachten. Das heißt, in der animistischen Glorantha-Welt, in der alles beseelt ist, wird jede Schlachtung zur heiligen Zeremonie.
Wie auch ein Großteil anderer, für uns mundaner Tätigkeiten, wie das Anlegen einer Rüstung, oder ein paarweiser Tanz.
Natürlich sind Jäger und sonstige Berufe, die mit der Tätigkeit der Schlachtung zu tun haben, vor allem damit betraut. - Prax ist insofern eine Besonderheit, als dass hier der Peaceful Cut besonders stark in der Kultur verankert ist. Man könnte sagen, für die Praxianer ist die Schlachtung erhabener als in anderen Kulturen.
Praxianer haben einen wesentlich höheren Fleischkonsum als die meisten anderen Kulturen, einfach mangels Alternativen. Die Milchproduktion ihrer Herden alleine reicht nicht zum Überleben.
(Die Morokanthen mit ihren Herdenmenschen stehen da noch auf einem anderen, teilweise kontroversen Blatt...)