Das mit den ganzen Mythen ist bei den Glorantha-Rollenspielen wohl ein Missverständnis.
Bezogen auf RuneQuest ist es hier so, dass RQ2 und auch RQ3 eher DnD-mäßig unterwegs waren: die Kulte waren sowas wie DnD-Klassen. Die Abenteuer waren DungeonCrawls in der postapokalyptischen Ödnis von Prax, dem Megadungeon Rubble. Es waren Sandbox-Kampagnen wie "Griffin Mountain" oder "Borderlands", wie es sie auch in DnD gegeben hätte.
Der Unterschied zu DnD: Die RuneQuest-Kampagnen und auch die Abenteuer waren sophisticated, voller Ideen, die alles überstiegen, was DnD damals gemacht hatte, und auch heute noch im Grunde alle Settings in die Tasche stecken.
Mythologie?
Nee. Die Charaktere laufen durch die Welt, erledigen Aufträge, looten sich durch das Setting, kämpfen gegen Monster und "leveln" sich durch Gilden und Kulte als Trainer langsam hoch. Um die Rune-Levels zu erreichen. Es ging dabei auch viel um Exploring, unbekannte Gebiete sollten kartografiert werden unsoweiter.
Später kam dann mit HeroQuest ein anderer Ansatz. Hier kam dann das, was ihr mit "mythologischen Abenteuern" meint. Das Konzept der Heroquest, die ganzen Verwicklungen zwischen mundaner Welt und spiritueller Welt. Die Kampagnen und auch die Szenarien drehen sich um den Clan, den Stamm, das Verhältnis zu den Göttern, um Heroquesten.
Kein Wunder, dass alles Material aus HeroQuest und auch die IanCooper-Kampagne "Red Cow" voll davon sind, und auch HQG (Grundregelwerk) am Ende ein solches Szenario drin hat.
Nun gibt es RQG, und wir sind wieder am Ursprung, nämlich bei RuneQuest:Glorantha. Deshalb sind die Szenarien, die bisher erschienen weniger wie bei HeroQuest sondern eher so wie bei RQII und RQIII. Die Charaktere sind Adventurer (!) und können die Colymar Lands als Sandbox erkunden, in Dungeons einsteigen, auf Monster treffen.
Natürlich gibt es auch soziale Verwicklungen mit den Machthabern des Gebietes, aber so war das auch schon im legendären "Griffin Mountain" von 1981, der ersten echten Sandbox, die jemals für ein RPG erschien.
Das, was hier mit "mythologischen Abenteuern", also wie bei HeroQuest, gemeint ist, taucht in RQG momentan noch gar nicht auf, weil das auch nie der Spielfokus von RQ gewesen ist.
Allerdings wird es später wichtiger, wenn im Gamemaster's Guide die Regeln fürs Heroquesten drin sind. Dann kann man auch mit RQG mythologische Abenteuer spielen.
Aber die RQ-Linie von Glorantha war eher der (abgefahrene) Exploring/Dungeon/Adventurer-Path, und die HeroQuest-Linie befasste sich mit dem "Schwerpunkt: Mythologie".
Deshalb verwundert es auch nicht, dass der Großteil der Glorantha-Fans mit RuneQuest kaum was am Hut haben und eher HeroQuest spielen. Und dass Leute wie Montgomery HeroQuest-Szenarien schreiben und keine RuneQuest-Szenarien.