Und ausgerechnet der wissenschaftliche Fortschritt hat der SF immer mehr Wasser abgegraben. Früher konnte man noch über Venusdschungel und Marsmännchen spekulieren, heute wissen wir, dass die Realität viel langweiliger aussieht. Genau wie wir statt tollkühne Helden in atomgetriebenen Raumschiffen zu fremden Welten schicken, den Job billiger und risikofrei von einer piepsenden Blechschachtel erledigen lassen.
Na, da muss man sich halt auch mal entscheiden, was man will.
Wer "richtige" (hard) SF, am Ende gar mit futurologischen Elementen, haben will, der muss damit leben, dass ihm seine eigenen Erkenntnisse vielleicht nicht schmecken.
Wer das nicht will, der möge an den Stellrädchen drehen, bis ihm das Ergebnis zusagt.
Ja, das heißt für viele Kontexte und Zielsetzungen: Space Opera. Aber das ist eben nicht automatisch Space Fantasy, die Spanne ist bei Licht betrachtet ziemlich groß und Settingparameter auf das gewünschte Ergebnis ausrichten tut kein bisschen weh.
Außer, man will sich einreden können, es ginge da irgendwie um die "echte" Zukunft (was ich im CP-Kontext noch mal ganz besonders panne finde - Stichwort Timeline/Jahreszahlen. Mir ist nicht klar, warum das überhaupt irgendwie relevant für ein ->fiktives<- Setting ist).
Aber auch Fantasy ohne Gut-Böse schwarzweiß funktioniert nicht schlechter.
Hast du dafür einen Erklärungsansatz?
Mir fällt das auch auf, aber ich komme da nur immer wieder zu dem Ergebnis, dass Fantasy aus Rezipientenperspektive einfach viel mehr "darf" als SF und unberechtigt Vorschusslorbeeren und "benefit of the doubt" bekommt. Nachvollziehen kann ich das nicht.
Dazu auch:
Hinzu kommt noch das, was weiter vorne schon genannt wurde, also dass man in Fantasy eben nicht von realweltlichen Entwicklungen abgehängt werden kann; dass man sich nicht mit realweltlichen Feinheiten auskennen muss; dass man im Zweifel sagen kann "A Wizard did it!", und so weiter. Das alles macht Fantasy eben ziemlich pflegeleicht.
"A wizard did it!" ist die lahmste Ausrede, die ich kenne. Bzw. in allgemeinerer Form "Hier gibts ja auch Drachen und Oger und fliegende Teppiche und du bemängelst (hier völlig unmagischen falschen Sachverhalt einsetzen)?"
Wenn es nicht explizit mit Magie zusammenhängt und auch sonst nicht anders gesetzt ist, wird es wohl funktionieren wie in der Realität. Warum sollte es anders sein? Das gilt für alles von Grappling bis zum Segelschiff.
Wohlgemerkt: Ob ich das spielmechanisch fein aufdröseln will, ist noch mal eine ganz andere Sache. Und die "das ist so aber totaaaaal unrealistisch"-Vorteils-Herbeilaberer und Spielsaboteure können mir da auch den Buckel runter rutschen.
Trotzdem braucht man sich nicht wundern, dass "alle" Fantasy spielen, wenn der diesbezügliche Anspruch dort gefühlt gegen Null geht und bei kontemporären oder SF-Settings jede Erbse fünf Mal nachgemessen wird. Am Besten mit krummen Lehren (lies: falschen Realitätsvorstellungen).
Und (das sage ich aus tiefstem Herzen): Technik ist unsexy.
Das schlägt natürlich wieder in die altbekannte Clarke'sche Kerbe, aber: Technischer Hintergrund mag unsexy sein. Technik an sich bzw. ihre Effekte und Möglichkeiten sind ganz entschieden nicht unsexy. Und das fängt irgendwo beim Kurzbogen an