Zum Einen ist es fast unvorstellbar für die Jugend heutzutage, dass man mal den Raum verläßt, weil, es geht ja alles online.
"Nee, mach doch roll20, dann kann ich auch im Jogger zu Hause rumhocken und mitspielen, muss mich nicht waschen oder rasieren. ...oder benehmen."
Immer dieses gewettere gegen online. Als jemand, der auch nicht ganz jung ist, aber auch nicht in dem Alter der Veteranen hier, muss ich sagen, dass es für mich nicht daran liegt. Online hat mir jedenfalls das Rollenspiel gerettet, da nach Umzug, zeitaufwändigen Job und Familie, einfach keine Möglichkeit mehr für real life Gruppen ist. Und diejenigen, die online RPG ernsthaft betreiben, sind auch da pünktlich, zuverlässig und interessiert.
Ich sehe eher das Problem, dass Rollenspiele mehr Mainstream geworden sind. Weg von den nerds, die fast schon rituell sich mit allem beschäftigen, was mit ihrem Hobby zu tun hat, hin zu den casual Playern, die RPG meist als eine Möglichkeit von hunderten Hobbies sehen, zu denen auch Handy-daddeln, Computerspiele und clubben gehört. Sieht man ja auch an den Systemen aktuell: Alles muss schnell zugänglich, einfach verstehbar und Mainstream geeignet sein. Möglichst sollten Spieler sich nicht außerhalb der eigentlichen Spielzeit mit Hintergrund, Regeln oder Charakterentwicklung beschäftigen müssen. Charaktererschaffung in 5Minuten und Regelerläuterung in 10. Alles andere ist zu viel. Dann noch mehr und mehr der Fokus auf oneshots und systemhopping. Klar generiert das Leute, die mal ab und zu RPG betreiben, aber es nicht mehr als den Fokus betrachten, sich dafür aufzuopfern. Fintessstudios haben ja auch mehr Mitglieder mit einer Mitgliedschaft, die nicht genutzt wird, als Bodybuilder, die jeden zweiten Tag dort sind. So funktioniert das halt. Ein selbsternannter DSA3 oder 4 -Fanboy wird sich da schon mehr beschäftigen und auch außerhalb der Runde Gehirnschmalz investieren, als jemand, der in 2 Jahren 5 Runden mit 4 Systemen gespielt hat, weil er Rollenspiele ja auch cool findet, aber sonst viel Zeit in Dota und YouTube reinsteckt.
Das ist übrigens auch die Erfahrung, die ich online machen musste. Etliche Leute fragen nach Spielgruppen, wollen unbedingt an etwas teilnehmen und wenn man sie anschreibt, kommt ewig keine Antwort, oder man spielt mal mit eine Runde, sagt, dass man viel Spaß hatte und ist dann mehrere Wochen auf der Seite nicht mehr anwesend, ohne abzusagen, aber ich sehe sie dann auf Discord (wo sie noch angemeldet sind) die ganze Zeit Computerspiele spielen. Der Wille zur Selbstverpflichtung ist dann halt nicht mehr da. RPGs brauchen das. Dota kann man quasi immer an und aus machen und selbst diejenigen, die es praktisch zu immer zum selben Zeitpunkt spielen, erkennen die Vorzüge dieser Freiheit, gegenüber der Verbindlichkeit einer RPG-Gruppe, in die man auch mit eigener Vorbereitung nur einen Bruchteil dieser Zeit reinsteckt.