Dazu dann auch meine ehrliche Frage: Warum empfindet ihr die Aufarbeitung von Gender-, LGBTQ-Themen etc. als besonders plakativ?
Weil es nervt - in den Nachrichten, in sonstigen Medien... und weil diese gefühlte Überpräsenz dann dazu führt, dass man selbst zu oft "Stellung nehmen" soll zur eigenen Sexualität, und warum man nicht irgendwo aktiv ist blah blah. Das ist für mich aber Privatsache, und nur weil ich niemals verborgen habe, dass ich nicht in die normalen Geschlechterrollen passe, heißt das nicht, dass ich darüber reden, an irgendwas mitmachen will oder überhaupt denke, dass das das irgendwie groß rausgestellt gehört. Schon dieses Coming-Out-Getue war mir immer zuviel. Wenn sich Leute erklären und dann meist nicht glücklich darüber aussehen als ob sie ein Verbrechen begangen hätten... Da schäme ich mich immer fremd.
Die Fragen krieg ich erst seit das Thema so aufgebauscht wird. Und meistens haben sie wenig mir Liebe oder Partnerschaft sondern mit Sex zu tun. Ich hasse die Sexualisierung unserer Gesellschaft. Wenn es nach mir ginge, gehörten die halb- oder gar ganz nackten Typen auf den Titelseiten von Magazinen verboten etc. Deswegen fühle ich mich heuzutage unwohler als früher, wo das alles einfach keine öffentliche Show war. Das ist übrigens auch einer der Gründe, in ein Dorf zu ziehen, das wenig bis keine Probleme mit solchen Dingen hat. Da wohnt ein gleichgeschlechtliches Ehepaar und das ist einfach so. Das Wort schwul wird da nicht mal genutzt. Sie sind eben Mann und Mann.
Warum muss man überhaupt Dinge "aufarbeiten" die völlig natürlich sind? Es ist eine Sache, in Serien alle möglichen Paare zu haben. Grey's Anatomy, eine meiner Lieblinsserien, macht das prima. Die Leute sind eben wie sie sind und sonst macht keiner Theater drum. Es ist aber eine andere Geschichte, mit dem erhobenen Zeigefinger angeblich "für die Sichtbarkeit" sogenannter Minderheiten sorgen zu wollen. Es gibt sehr viel mehr Menschen, die nicht in das Mann/Frau Schema passen als man bemerkt, was aber auch daran liegt dass eben nicht jeder von uns es für eine so große Sache hält.
Inzwischen kamen ja bei diversen Sendern, BBC + Netflix z.B. schon Beschwerden wegen zu vielen nicht-binären Chars an. Wenn es von einer doch recht signifikanten Zahl als übertrieben empfunden wird, ist es das wahrscheinlich auch.
Noch schlimmer ist diese "Me, too" Welle. Ich kenne mehrere Frauen, auch in meiner Familie, die damals Männern Dinge nachgesagt und eindeutig gelogen haben. Unter anderem eine damalige Freundin von mir die unserem Physiklehrer eins auswischen wollte. Ich kann mir vorstellen, wie das jetzt ist, wo es akzeptabel zu sein scheint, dass Männer (oder auch mal Frauen) immer erst mal schuld sind. Deswegen mag ich das in Serien auch nicht sonderlich, vor allem wenn man der Serie anmerkt, dass das nur gemacht wird, um Zuschauer zu gewinnen, weil es grad in ist. Und auch bei diesem Thema wird man als Frau oft reingezogen weil man ja eine Ansicht dazu haben muss. Aber meine Ansicht ist momentan nicht gesellschaftskonform. Wenn ich also höre dass eine Serie das thematisiert bin ich skeptisch.