Oh, ein Lieblingsthema von mir...
(tief Luftholen für mittleren Rant)
Ich hasse ritualisierte Feedbackrunden. So sehr, dass ich in einer Gruppe, die das ernsthaft nach jeder Sitzung macht, aussteigen würde. Das hat für mich einen dermaßenen Beigeschmack von "Evaluierung" und "Selbstoptimierung", dass ich nicht anders kann, als es mit Arbeit zu assoziieren. Als jemand, der sowas viel im Beruf hat, verstehe ich wirklich nicht, warum sich Menschen sowas freiwillig in ihrer Freizeit geben. Macht ihr feste Feedbackrunden nach dem Bolzplatz? Nach dem Abendessen? Nach dem Sex? Also, ich nicht. Und ich mache auch keine nach dem Rollenspiel.
Außerdem entwertet ritualisiertes Feedback für mich das Lob. Kam das jetzt von Herzen oder weil "einmal loben" auf dem Programm stand? Ich finde Lob extrem wichtig. Insbesondere für diejenigen, die sich mit irgendwas Mühe gegeben haben - vom Abenteuervorbereiten über das Essenkochen bis zum Figurenbemalen. Aber ich kann mit ritualisiertem Routinelob nichts anfangen.
Weiterhin bin ich ein großer Fan der (übrigens auch IRL geltenden) Faustregel, dass man für jedes Genörgel mindestens fünfmal gelobt haben sollte. Als Dauerspielleiter und rekonvaleszenter Perfektionist stecke ich einen Haufen Arbeit in die Vorbereitung und schlage mir natürlich auch mein heiliges Wochenende für die Sitzung um die Ohren, da ist meine Bereitschaft, mir jedesmal hinterher 'Verbesserungsvorschläge' anzuhören, übersichtlich. Wenn es was Wichtiges gibt - kein Ding, bitte melden. Und ich kann auch Krisensitzung. Ehrlich. Aber Kritikpunkte finden, weil gerade die Kritikrunde anstand? Kann ich drauf verzichten. Wer jedesmal was findet, was noch besser hätte sein können, darf es selber machen.
Ach ja, und noch was: Kritik direkt nach dem Spiel kann ich überhaupt nicht ab. Nach dem Spiel bin ich aufgekratzt und meist auch ziemlich kaputt. Da kriege ich die für erfolgreiches Feedback erforderliche offene Grundhaltung nicht mehr hin. Am Tag danach gerne, aber direkt nach dem Spiel - das versaut mir den ganzen Abend.