Ich weiß gar nicht, ob ich jetzt groß eine Diskussion anfangen will, ich ahne, dass hier unterschiedliche Spielstile und Prioritäten aufeinander treffen werden. Ich jedenfalls würd mich zu Tode langweilen, wenn unsere Kämpfe in 3 Runden vorbei wären. Aber ich will wenigstens antworten:
Als Beispiel eine Runde, in der wir mit unseren vier Charakteren schon seit längerem zusammen spielen. Angefangen haben wir als ganz kleine Lichter auf Level 1 (ja, wir mögen das so...), und da scheitert man natürlich daran, dass man mit der niedrigen BAB öfter mal vorbeihaut, ehe man überhaupt mal trifft und dann auch noch nicht so viel Schaden macht. Natürlich sind die Gegner dann auch nur poplige Straßenräuber und auch nicht viel besser, so dass es eine Weile hin- und hergeht, ehe das Scharmützel entschieden ist. Das ist auch klug so, weil es einen Erst- oder Zweitstufer auch ganz schnell mal zerreißen kann und wir nunmal so gar keinen Spaß daran haben, wenn uns jeden zweiten Abend ein Charakter wegstirbt.
Inzwischen sind wir auf Stufe 13-14 angekommen. Durchschnittlichen Shcaden kann ich gar nicht genau sagen. Hmmm, angenommen mein Kämpfer trifft 2 seiner 3 Attacken, sagt vielleicht noch Power Attack +5 an und macht dann durchschnittlich Schaden, dann landet er bei etwa 35-40 Punkten. Er kann unter anderem aber auch gut critten (z.B. wegen Improved Crit, Waffe mit verdoppelter Threat-Range, Vital Strike), so dass er mit seiner Zwergenaxt und eventuellem dreifachen Schaden auch ganz schnell mal ein Gegner wegholzen kann.
Andererseits sind die Gegner natürlich auch unserem Level angepasst, und nicht nur reine Kämpfer, sondern ggf. auch Monster mit speziellen Fähigkeiten und Immunitäten, so dass man eben erst nach ein, zwei Angriffen rausfindet, dass Dämon XY irgendeine Damage Reduction gegen Waffen hat, die schlechter als +2 sind. Oder dass der Feuerball des Magiers ihm richtig gut tut, statt ihm Schaden zu machen. Oder der gegnerische Sprüchler schafft es, den willensschwachen Kämpfer für ein paar Runden auszuschalten, oder er verschanzt oder versteckt sich mittels Magie, so dass wir eine Weile brauchen, um ihn zu erwischen. Oft treffen wir auch auf eine Gruppe recht verschiedener Gegner mit unterschiedlichen Fähigkeiten, weil das eben für uns auch interessanter ist als eine Gruppe von fünf Monstern der gleichen Sorte.
Obwohl mein Charakter gut austeilen und auch einstecken kann, ist er im Sinne eines Taktikers wahrscheinlich nicht optimiert. Er hat zum Beispiel die Feats Soft Strike und Improved Soft Strike genommen. Das hat sich über die Zeit aus seiner Situation und den Abenteuern heraus ergeben. Für ihn ist es eine sehr nützliche Fähigkeit, wenn man einen Gegner eben nicht wegholzen, sondern nur gefangen nehmen will, oder wenn man eine Wache schnell mal ausknocken, aber nicht umbringen will. Hätte er statt dessen aggressivere Kampf-Feats genommen, würde er sicher noch mehr Schaden austeilen.
Die nächste Frage ist, ob wir auf einen Kampf vorbereitet sind und Zeit haben, uns durch Sprüche zu boosten (angefangen bei den kleinen Sachen wie Bull's Strength, Bless etc. bis hin zu Stone Skin, Haste usw.), dann sind wir natürlich auch effektiver als wenn wir überrascht werden und spontan kämpfen müssen.
Und natürlich die kleinen Störungen, wie der Kumpel, der gerade aus den Latschen kippt und erstmal aus der Gefahrenzone gezogen und stabilisiert werden muss, bevor weiter geholzt werden kann. Jetzt wird der Minmaxer vielleicht sagen, dass der Job gefälligst von der Heilmaschine zu erledigen ist, die genau für diesen Zweck hinten stehen und die Nahkämpfer unterstützen soll, aber das gibt's eben bei uns nicht, weil vielleicht keiner diese Aufgabe so richtig spannend findet und lieber auch aktiv ins Kampfgeschehen eingreifen will.
Dazu kommt natürlich noch, dass das Terrain oder die Ausgangssituation eine schnelle Lösung verhindern können, denn auch die Gegner versuchen natürlich, taktisch zu kämpfen. Neulich wurden wir z.B. mal von irgendwelche fernkämpfenden Monstern überfallen, die durch übernatürliche Fähigkeiten extrem gut in den Bäumen versteckt waren. Also hat es eine Weile gedauert: erst hat unser Magier eine magische Wand gezaubert, hinter der wir uns einen Moment gesammelt haben, um die Gegner zu lokalisieren. Dann sind wir gegen sie vorgegangen, der Magier natürlich mit Fernzauber, wir anderen aber, indem wir losgerannt und auf ihre Bäume geklettert sind, um sie da runterzuholen. Und ja, natürlich waren sie so verteilt, dass der Magier sie nicht alle auf einen Schlag mit einem Spruch erwischen konnte. Abgesehen davon haben wir einen Magier, der auf seiner Stufe schon viel reißt, sich aber entschieden hat, nicht total auf Kampfzauber zu gehen. Obwohl er auch da kräftig mitmischen kann, zum Beispiel als polymorphter Greif oder ähnliches, helfen uns seine Sprüche oft in den Situationen, die nichts mit Kampf zu tun haben, wenn wir Leute ausspähen, irgendwo einbrechen o.ä.
Wie auch immer, ich finde die Auseinandersetzungen, wie wir sie haben, spannend und abwechslungsreich, ich fühl mich jetzt also keineswegs um Spielspaß betrogen, weil wir es nicht schaffen, unsere Gegner in 3 Runden zu erledigen.
Um nochmal zu wiederholen, was ich in einem früheren Post schonmal gesagt hatte: Wir spielen D&D, weil die Gruppe es möchte, es mag allerdings für unseren Spielstil mit viel Hintergrundgedöhns, Fluff, Drama und Charakterspiel nicht das richtige System sein.