Okay, Lachen ist vielleicht jetzt nicht die erwartbarste Reaktion auf ein solches Thema.
Wie konnte ich nur. Sorry, ich werde nacher zum Ausgleich nach Buchenwald fahren, um mich mal wieder so richtig schuldig zu fühlen.
Die "Welt der Dunkelheit" ist ja eben keine "Fantasywelt". Sie entspricht exakt der Realität, angereichert mit phantastischen (Horror-)Elementen.
QED. ROFL.
Und man kann sich, selbst wenn sie zu 100% "Fantasy" wäre, über die Darstellung bestimmter Themen in diesen Kunstwerken empören.
Manche Empörung ist halt gerechtfertigt und andere nicht. GMV und so. Warum empört sich wohl niemand darüber, dass Caesar in Asterix und Obelix nicht tausende Menschen aus den eigenen Reihen für konstruktiv angebrachte Kritik hinrichten lässt? Stattdessen ist er ein bedachter, ruhiger, ja quasi freundlich-verständnisvoller Zeitgenosse. Eine furchtbare Verherrlichung, oder?
Nämlich dann, wenn die Darstellung gedankenlos mit realen Geschehnissen umgeht. Ein Beispiel – und Vorsicht, das ist ein heftiges – gehen wir davon aus, nur rein hyptothetisch, ein naher Verwandter oder Freund erkrankt an Krebs und stirbt daran. Und dann seht ihr einen Spielfilm, in dem es darum geht, dass Krebserkrankungen eine Verschwörung sind: Krebs wird als eine reine Erfindung dargestellt.
Wo ist das Problem? Ich kann damit leben, dass das als Prämisse in einem Spielfilm gesetzt wird. Das ist doch wie mit den klassischen Witzen über Lepra und Totgeburten.
Niemand stirbt wirklich daran. Stattdessen stellt die Regierung falsche Krebsleichen her, die angeblichen Krebsopfer leben vollkommen gesund woanders. Würdest du diesen Film schauen können ohne unweigerlich an deinen an Krebs gestorbenen Angehörigen zu denken?
Nein, aber ist es die Schuld des Filmemachers, dass ich assoziative Erinnerungen damit verbinde? Dürfen keine Actionfilme mehr produziert werden, weil sie Menschen mit Kriegstrauma an ihre Vergangenheit erinnern?
Würdest du den Plot dieses Films nicht als dümmlich, aufgesetzt und pietätlos empfinden?
Ich kann mir vorstellen, dass man mit der Prämisse nen guten Plot bauen kann. Selbst Iron Sky hat es geschafft mit "Nazis hinter dem Mond" einen unterhaltsamen Plot zu konstruieren. Und was "dümmlich" angeht: Ich halte Transformers für den Gipfel an Dümmlichkeit, aber das bedeutet nicht, dass ich mich moralisch drüber empöre, sondern nur, dass ich den Film ziemlich flach finde. Das rechtfertigt noch lange nicht den Rauswurf von Michael Bay.
Ein anderes Thema wäre es, wenn das als Dokumentation verkauft würde. Aber den Unterschied zwischen einer Dokumentation und einem Spielfilm kennst du vermutlich.
Genau darum geht es bei dieser Empörung: Es wird ein respektvoller Umgang mit den Opfern realer Verfolgung eingefordert.
Und wie sich anhand der obigen Argumentation ergibt: Diese Erwartung ist eine, die mir anmaßend oder überheblich scheint, denn sonst müsste hier auch die Empörung über Asterix und Obelix triggern.
Menschen, die selbst Opfer von Diskriminierung wurden, Angehörige von solchen sind oder einfach nur ein gutes Maß an Empathie besitzen, können sich da rein versetzen, in diese Opfer. Und die können eben darauf aufmerksam machen, dass man doch bitte deren Schicksale nicht in bräsiger Vampirfiktion verarbeitet.
Ja, die religiöse Kirche kann auch drauf aufmerksam machen, dass ihre Befindlichkeiten durch die Komödie "Dogma" eher negativ sind. Aber warum sollte man sich drum scheren? Es gibt auch Leute, die von Pornographie echt angekotzt sind (siehe Sen-Paradoxon: Wir büßen ein Mindestmaß an Liberalismus ein, wenn wir uns zum Sklaven deiner Befindlichkeiten machen).
Folgt man deinem Argument, dann könnte man ja gleich sagen, wenn man "The Man in the High Castle" guckt, darf man von den Methoden der nationalsozialistischen und japanisch-imperialen Besatzer (Gaskammern, öffentliche Erschießungen, Krematorien für Behinderte) nicht abgestoßen sein. Sind ja nur "fiktive Nazis".
Du verwechselst hier wieder ästhetisches Empfinden mit moralischem Empfinden. Klar, hat es eine moralische Komponente, wenn man in Unterhaltungsmedien Gewalt abstoßend findet. Aber das ist halt kein moralisches Argument gegen die Medien.
Man darf sich fühlen wie man will, von mir aus kannst du es dir auf Full Metal Jacket besorgen, und bei der Gummibärchenbande flennen, es hat für mich keinerlei moralische Implikationen über die Medien.
Deshalb: Da geht es bei den meisten Kritikern von White Wolf in dieser Sache auch gar nicht um die Unterstellung einer politischen Agenda. Da geht es einfach darum, dass man doch Rücksicht auf die Befindlichkeit seiner Mitmenschen nehmen soll, die reales Leid erfahren haben. Darf man ja auch. Ist freie Meinungsäußerung.
https://de.wikipedia.org/wiki/Paradox_des_LiberalismusWie gehabt, dieser Befindlichkeitsquatsch ist nicht mit freiheitlichen Werten vereinbar.
Insofern ist es vielleicht auch nicht die beste Idee, nur so als Tipp, wenn man Leute dafür kritisiert, dass sie sich beleidigt fühlen und im selben Atemzug... Leute beleidigt.
Natürlich kritisiere ich Leute dafür, dass sie sich von Dingen beleidigt fühlen, die an den Haaren herbeigezogen sind. Falls du dich von meiner Art beleidigt fühlst, darfst du das natürlich gerne tun, solange du nicht erwartest, dass es mich nennenswert tangiert.
Also ihnen bestimmte kognitive Fähigkeiten abspricht. Und dann selbst noch "Feminismus" oder "Postkolonialismus" ins Spiel bringt, die mit dieser Sache überhaupt nichts zu tun haben... schließlich geht es hier um Hassverbrechen aus Homophobie.
Nein, es geht nicht um Hassverbrechen, es geht um die DARSTELLUNG VON HASSVERBRECHEN in UNTERHALTUNGSMEDIEN. (Man möge das bitte als Zornhau'schen Ausfall verstehen)
Ich verstehe dich da doch richtig, oder, Berta Broken?
Ich weiss nicht, also ich hab das Gefühl, dass du verstehst was ich schreibe, aber echt komische Schlüsse draus ziehst.
Vergessen wir mal kurz "Empörung" und "Zensur" als Thema.
Was bleibt übrig?
Da gibt es eine kleine Firma, die einer großen gehört.
Die kleine Firma bringt eine Produktreihe auf den Markt.
Auch wenn diese gewissen Anklang findet, ist die damit verbundene PR sehr negativ und könnte den Erfolg von wichtigeren Produkten der großen Firma schädigen.
Die große Firma sieht sich das eine Zeit lang an. Das Problem veschärft sich.
Als Konsequenz stellt die große Firma das Produkt ein bzw. heuert von nun an externe an, um weitere potentielle PR damit auch auszulagern.
Wer genau ist hier über was verwirrt? Das sind ganz normale Abläufe. Paradox hat vernünftig reagiert.
Nehmen wir mal an, es gäbe genau eine Zeitung "True News", die über den Klimawandel berichten würde, während alle anderen Medien "alternative Fakten" oder christliches Gesülze a la "Die Welt ist eine Scheibe und Gott hat uns lieb" schreiben würden.
Nehmen wir an, "True News" würde einen gewissen Anklang finden, aber auch für viel Empörung in der breiten Gesellschaft sorgen. Schließlich wollen die Leute nichts von einem Klimawandel hören.
Daraufhin beschließt der Mutterkonzern von "True News", alle Schreiber von "True News" zu feuern, weil sie "über den Klimawandel berichtet haben".
Na, ist doch ganz normal, oder?