b) Nichtmenschen sind etwas Besonderes, daher sind sie teuer, aber man darf dann etwas Besonderes spielen. Alle Nichtmenschen sind Priorität A. (Shadowrun 2)
So wirklich besonders sind sie allerdings auch nicht und speziell bei Orks und Trollen besteht das Besondere jenseits von Attributs- und sonstigen Boni aus teils fluffbasierten, aber dennoch recht handfesten
Nachteilen.
Wenn ich schon Kosten an etwas hänge, dann müssen die auch in einem sinnvollen Verhältnis stehen. Das tut ein pauschales Priorität A für alle Metamenschen entschieden nicht.
Nachteil von A: Trolle mit Stärke 1, die es nicht geben sollte.
Warum sollte es die nicht geben? Was ist mit einem Stärke 1-Ork oder einem Troll mit Stärke 2?
Oder einen Schritt weiter: Warum sollte es nur die nicht geben, aber andere Metatypen mit Stärke (oder irgendeinem anderen Attribut) auf 1 sind ok? Wir reden ja immer noch von Runnern, die wenigstens halbwegs lebensfähig sein sollen - deswegen gibt es in meinen Attributsverteilung auch auf Priorität D keinen Wert von 1.
Entweder A oder teure Metamenschentypen mit Fluff und Crunch, die aber eher Besonderheiten mitbringen, als einfach nur Attributsboni, die dazu führen, dass es die "richtige" Rasse für eine Klasse gibt. Gerne zaubert mein Trollschamane anders als der Elfenschamane, aber einfach nur schlechter? Finde ich kein gutes Gamedesign.
Wenn es irgendwelche Besonderheiten parallel zu Attributsboni gibt, ändert das überhaupt nichts, weil es dann immer noch die "richtigen" Metatypen für bestimmte Nischen gibt.
Das bekommt man nur komplett behoben, wenn man alle spielmechanisch identisch macht und die genannten Besonderheiten in Bereichen belässt, wo sie keine entsprechenden Auswirkungen haben (da hätte ich ganz gerne mal ein Beispiel, wie das aussehen könnte).
Alle nach Variante A spielmechanisch unterschiedslos machen ist mMn auch Banane, weil man dann z.B. fluffig-starke Trolle hat, das aber keine greifbaren Auswirkungen haben darf - dann kann ich mir das Ganze auch sparen.
Sobald man Unterschiede in irgendeiner Form reinbringt, gibt es natürlich sinnvolle und weniger sinnvolle "Lebenswege" für bestimmte Metatypen. Das sind dann aber gerade keine Klischees, sondern die logische Folge greifbarer Ursachen.
Wenn einen das stört, bleibt nur, es komplett außen vor zu lassen (oben schon verworfen) oder die Charaktererschaffung zufallsbasiert zu machen, damit der Powergamer nicht die spielmechanisch sinnvollste Wahl treffen kann. Das widerspricht aber zum Einen der Vorlage so weit, dass ich es schon allein deswegen für Black Mohawk nicht machen werde und zum Anderen schafft es Frustpotential bei allen, weil die natürlich auch davon betroffen wären, eine unpassende Kombination von Metatyp und Nische* zu erhalten - davon abgesehen, dass sie vielleicht grundsätzlich gar nicht spielen wollen, was sie da rausbekommen haben.
*Und SR hat zwar Nischen, aber stellenweise eher weichen Nischenschutz und keine ausreichend definierten Klassen, so dass diese Erschaffungsmethode sowieso nicht gut funktionieren würde.
An der Stelle sollte man sich vielleicht klar machen, worüber wir bei einem Spielmechanikhybriden von SR1 und 2 reden.
Der elfische Schütze hat je nach Attributskonstellation einen Punkt mehr Reaktion als ein Mensch und sonst nichts.
Der Trollschamane hat einen Würfel weniger für Entzugswiderstandswürfe, einen niedrigeren Magiepool und stellt niedrigere Mindestwürfe für manche Zauber - was er aber durch Spruchabwehr weitgehend wird ausgleichen können.
Das sind Größenordnungen, die zwar vorhanden sind, aber keinen absoluten Ausschlussgrund darstellen. Wer hier ein bisschen gegen den Strich bürsten will, der kann das sehr wohl tun, sei es nun ein orkischer Rigger oder ein menschlicher Samurai. Ja, die haben in bestimmten Bereichen nicht das gleiche Maximalpotential wie andere - dafür aber auch manche Schwächen nicht. Dann sind sie eben breiter aufgestellt und weniger extrem spezialisiert.
Es gibt zwei Bereiche, wo das Ganze so deutlich ist, dass man die wohl nicht anpeilen wird:
1. Das Troll-Face. Tut mir echt nicht weh
2. Trollische Beschwörer. Trolle sind tatsächlich über Gebühr gekniffen, was Beschwören angeht, weil da der große Dreh- und Angelpunkt das Charisma-Attribut ist. Im nächsten Schritt geht für den "echten" Powergamer ohnehin kein Weg an einem elfischen Beschwörer vorbei. Da steht man also ganz schnell vor der Frage, ob man nicht lieber die Beschwörungsregeln dahingehend ändert, statt sich am Troll zu verbeißen. Etwa, indem man Entzug und Dienste an der Magiestufe statt am Charisma-Attribut festmacht.
Egal wie:
Bei allen Metatypen bis auf den Troll ist das in einem Rahmen, dass man darauf nicht groß achten muss. Einzig der Troll hat so große Abweichungen von der Norm, dass er sich entsprechend spezialisieren
sollte und das eine oder andere nicht sinnvoll auf hohem Niveau betreiben kann.
Das ist ja aber auch die ihm zugedachte Ecke.
Es gibt also einen Metatyp, der definitionsgemäß groß, stark und ein bisschen einfach gestrickt ist.
Da kann man jetzt sagen "Ja geil, da mach ich doch einen Troll-Samurai und lass ordentlich die Sau raus!"
Oder man kann Troll-Face oder -Beschwörer andenken und ignorieren, dass einem gesagt wird "Kannst du machen, das wird sich aber quälen."
Andere Systeme lassen einen so was erst gar nicht versuchen. SR gibt einem noch die Freiheit, derart suboptimale Wege zu gehen, wenn man das unbedingt will.
Dann aber den Anspruch zu erheben, dass vorher bekannte Nachteile bitte doch nicht zum Tragen kommen sollen, finde ich etwas widersinnig.
Der Troll soll Extreme bieten und das funktioniert nur, wenn man die negative Seite dabei nicht ausblendet oder nivelliert.
Alle mechanisch gleich zu behandeln, ist zwar aus Designsicht "sauber", aber auch recht sinnbefreit, weil ich dann im Fluff große Unterschiede postuliere, die mechanisch nirgends auftauchen. Oder ich passe auch gleich noch den Fluff an (wobei ich an der Stelle die Trolle recht zwingend streichen oder bis zur Unkenntlichkeit verändern muss) und habe am Ende einen schön designten Einheitsbrei.
Mechanische Unterschiede und Spezialisierungsanreize sind dann unproblematisch, wenn sie gut erkennbar und transparent sind - was bei SR eindeutig gegeben ist. Da widersprechen sich Fluff und Mechanik nicht und die rein mechanischen Auswirkungen sind allesamt in ihrer Größenordnung gut zu beurteilen.
Wer einen Troll-Beschwörer spielen will, der weiß, worauf er sich einlässt. Da gibt es für mich keine nachvollziehbare Berechtigung, irgendwann anzukommen und zu fordern, dass der Troll-Beschwörer doch genau so toll beschwören kann wie die anderen. In letzter Konsequenz fordert man damit, dass alle überall gleich sein sollen - und dann ist der ganze Zirkus mit greifbaren Unterschieden überflüssig.