Sehe ich ehrlicherweise ganz anders. Computerspiele erzählen auch Geschichten, Brettspiele (gerade Themenspiele) heutzutage auch oft. TableTops ebenso. Wieso gerade ein Rollenspiel bzw. die Spielenden hier in der besonderen Pflicht stehen, sich zu positionieren, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.
Nicht gerade Rollenspiel. Die von dir genannten sicherlich auch. Besonders die Videospielindustrie muss sich, wegen ihrer gesamtgesellschaftlichen Relevanz, viel stärker gesellschaftspolitischen Debatten öffnen, wenn sie das Label „Kulturgut“ wirklich mit aller Vehemenz für sich einfordern will.
Was das Ganze mit Rollenspiel zu tun hat, erschließt sich mir aber nach wie vor in keinster Weise.
Naja, Rollenspiel ist ein Medium, das erzählt. Und dass dies im sozialen, kommunikativen Rahmen tut. Außerdem transportieren Rollenspielbücher ihre Inhalte auch über Bilder und Texte... Medien, die in anderen künstlerischen Kontexten (Zeitung, Belletristik, Malerei) durchaus gesellschaftspolitische Statements machen und deren Schöpfer sich oft auch positionieren müssen.
Rollenspiel ist dahingehend zusätzlich eine andere Situation, weil ich das 1. mit anderen spiele (ich habe da also eine Verantwortung meinen Mitspielern gegenüber) und 2. als Hineinversetzung in andere Personen und Positionen spiele (der „Rollen“-Aspekt des Spiels). Ein geschlossenes, das Fremde ausgrenzende Weltbild ist mit diesen Voraussetzungen nur bedingt kompatibel.
Alles klar, ich merke, ich eiere herum... ich habe vielleicht das „Muss“ zu drastisch formuliert.
Sagen wir so... ich würde mir wünschen, dass die Verlage etwas in die Richtung täten. In unserem aktuellen politischen Klima muss man sich als Medienschaffender, finde ich, klar positionieren. Und das Rollenspielhobby ist in seinen Publikationen derart durchsetzt mit Aufarbeitungen anderer Zeitepochen, Sexualitäten, Kulturen und Lebensentwürfen, dass mir das bloße Abbügeln als „Joah, ist halt alles nur Spiel. Hat alles keine Verbindungen zur Realität“ einfach zu wenig ist. Ich kann nicht auf der einen Seite von Fantasy-1001-Nacht-Reichen schreiben, dann aber auf der anderen Seite keine Flagge bekennen, wenn es um den Kontakt mit dem echten arabischen Kulturkreis in unserem Land geht. Also, ich kann schon, aber das ist dann doch sehr stark schizophren.
Ich würde mir schon wünschen, dass die Verlage da aktiver wären und sich bekennen. Am Liebsten mit einem „Rollenspiel-Event gegen Rechts“ oder sowas. Ich verlange nicht von jedem Rollenspieler, dass er sich positioniert. Aber von den Movers und Shakers erwarte ich das schon.
Insofern finde ich gut, dass mit dem Artikel auf diesem Blog eine Debatte losgetreten wurde. Es fehlt jetzt nur noch eine Platform, auf der man die gewinnbringend führen kann. Das
ist diese Platform seit einiger Zeit ja leider nicht mehr.