Das sehe ich exakt entgegengesetzt!
In einem Oneshot muss cih davon ausgehen, dass ich irgendwo dem begrenzten Rahmen Tribut zollen muss und hält sich der mögliche Spielspaß auch im begrenzten Rahmen des Kurzzeitevents.
In einer Kampagne ist der Charakter der Figur ein viel gewichtigeres Ergebnis der bisherigen Erlebnisse etc und damit auch Schäden daran erheblich schwerwiegender und langandauernder.
(Und ich habe mehr als einen Charakter, der ein Spiel auch verlassen hat)
Du verstehst das so, dass du deinen Charakter desöfteren massiv anpassen musst, wenn du den author stance einnimmst, oder?
Das ist meiner Meinung nach nicht der Fall. Ganz im Gegenteil, der SC kann (gute Kommunikation innerhalb der Gruppe und insbesondere durch den SL vorausgesetzt) viel besser [heißt: bewusster] in die Kampagne eingebracht werden. Es werden also von vornherein genau diese massiven Anstoßpunkte verhindert. Dass das nicht jedermanns Geschmack ist, ist natürlich klar, aber darum soll es hier ja auch nicht gehen.
Ich würde gerne noch eine andere Perspektive einbringen: Die Spieler haben auch noch bestimmte Funktionen innerhalb der Runde, die erfüllt sein müssen.
Es muss jemanden geben,
- der dem Plot folgen will.
- der mit den NSCs reden will.
- der die Pläne macht.
- der "so machen wir das!" sagt (und sich damit durchsetzt).
- der das Drama bespielt (wenn das Spielziel ist)
- der clevere Ideen hat (wenn das Spielziel ist)
- etc. nach Spielziel
Sachen, die auch der SL machen kann, aber nicht muss:
- jemand, der die Termine klarmacht
- jemand, der Gastgeber ist
Ziemlich gut. Die erste Liste hatte ich versucht, etwas mit dem Punkt „aktiv in den Sessions“ zu verallgemeinern, ohne alle von dir genannten Details auf dem Schirm zu haben. Ich versuche mal, das im Eingangspost etwas zu konkretisieren.
Allerdings fällt mir hier die Abgrenzung zu einem „normalen“ guten Spieler ™, schwer.
An der Stelle muss ich mich mal einklinken, da das etwas ist, was mir schon immer in Rollenspiel-Diskussionen im Netz sauer aufgestoßen ist, dieses kategorische Miesmachen von... ich drück's mal provokant drastisch aus: Rollenspiel. Wozu geb ich meiner Figur einen Hintergrund und Charaktereigenschaften, wenn die immer dann zurückzustehen haben, wenn sie mal ernsthafte Konsequenzen hätten?
Nein, ich baue nicht einfach einen Charakter frei nach Lust und Laune und ziehe den gegen den SL und die Gruppe durch. Ich spreche meine Charaktere immer vorher mit dem SL ab. Und ich hab auch kein Problem damit, dass mein Charakter sich im Sinne der Kampagne weiterentwickelt. Aber das muss in einer nachvollziehbaren Form passieren. Und wenn's mal hart auf hart kommt, ja, dann schlucke ich halt runter, was mein Charakter eigentlich tun würde, wenn ich weiß, dass das nen TPK oder ein komplettes Entgleisen der Story zur Folge hätte. Es kotzt mich nur an, sowas tun zu müssen. Und wenn das dann eher zur Regel wird (weil der SL z.B. den Fokus der Kampagne in eine Richtung verschiebt, zu der der Charakter einfach grundsätzlich nicht mehr passt), dann ist das einfach nur noch frustrierend.
Ich denke mal, dass auch hier ein gesundes Maß gefunden werden muss. Wie bei Laws Spielertypen glaube ich wenig an vorhandene Reinformen von actor und author stance.
Meiner Meinung nach entsteht der Frust nur, wenn es wirklich schief läuft – und das hat dann meistens noch ganz andere Gründe, allen voran wohl schlechte Kommunikation von Vorstellungen und Wünschen auf allen Seiten.
Also: Ich glaube, dass dieser Punkt in einer gut laufenden Kampagne viel weniger extrem ausfällt und damit auch ein viel geringeres Frustrationsrisiko hat.
Wie du selbst schon geschrieben hast, spricht man ja in aller Regel die SC ab und schon da wird man ja fast zwangsläufig den author stance einnehmen. Ich vermute, dass gerade diese Begrifflichkeiten triggern, weshalb ich den Begriff ursprünglich auch nicht in der Liste hatte
.
Das du damit extremen Frust erlebt hast, tut mir natürlich leid.
Ich kann die Frustration zwar ein Stück weit nachvollziehen, das war allerdings auch nicht das, was gemeint war - zumindest in meinem Fall. Worum es mir ging ist: natürlich ist es wichtig, sich zu fragen, was der eigene Charakter tun würde; darüber hinaus wird - zumindest potentiell - sowohl die Geschichte als auch der Charakter interessanter, wenn man sich gleichermaßen fragt: "könnte es einen Grund geben, warum mein Charakter in dieser Situation anders handeln würde, als es seinem üblichen Naturell entspricht". Das ist nicht mit Gleichgültigkeit zu verwechseln (dann ist m.E. das Charakterkonzept oft schwach), sondern sorgt (idealerweise) dafür, dass der Charakter vielschichtiger wird und vielleicht auch Widersprüche in sich trägt (wie es die meisten Menschen in unserer Welt tun). Kommt man danach zu dem Schluss, dass eine Situationen so untragbar für einen Charakter ist, dass Rückzug (oder Tod) die einzige konsequente Lösung ist und ein Abweichen nicht denkbar, dann hat man m.E. immer noch etwas gewonnen.
Danke, du hast das viel besser ausgedrückt als ich.
Da muss der Ball an den SL zurückgegeben werden. Längerfristige Kampagnen brauchen nämlich nicht nur entsprechende Spieler, sondern eben auch passende SL.
Ja, ganz wichtig! Ich habe hier die SL nicht noch zusätzlich beleuchtet, weil das den Thread sprengen würde. Aber selbstverständlich gehört ein entsprechender SL zu den KampagnenspielerInnen.
Gibt ja eigentlich nur 2 Möglichkeiten:
a) Der SL kennt die Kampagne schon komplett. Er weiss also, was die SC erwarten wird. Dann muss er bei der Charaktererschaffung im Zweifel auch mal darauf hinweisen, dass etwas evtl. nicht passen könnte. Wer als SL bei D&D 3.5 einen Spieler unwissend einen Rogue in einer "Against the Undead"-Kampagne oder einen Barbarian/Druid für eine Adel-/Stadtkampagne gestalten lässt, muss sich über nichts wundern.
b) Es wird eine offene Kampagne. Da sollte dann auch der SL sehr genau wissen, was die SC der Spieler so für Motivationen haben und die Kampagne eben nicht komplett konträr zu ihren Hintergründen weiterentwickeln (lassen).
Ja, das sind wohl die beiden Pole, aber dazwischen bewegen sich noch eine Menge Mischformen, denke ich.