Kurz mal zur Ehrenrettung des SL:
Der ist sich seines regellastigen Spielstils schon bewusst und ich wusste in dieser Hinsicht auch, worauf ich mich einlasse. Was er falsch eingeschätzt (oder vermittelt) hat, war die Regellastigkeit des Spielsystems. Da er meinte, SotDl sei ein regelleichtes und erzählfokussiertes Spiel, ging ich genau davon aus. Was am Ende dabei herauskam, war für den Charakter, den ich spielen wollte (Priesternovice) am Ende aber der gleiche Arbeitsaufwand wie für den Paladin, den ich in D&D5 gespielt habe. Und den habe ich spielen können, weil ich seeeehr viel Zeit in Karteikärtchen mit Zaubern und Kampfaktionen und Regelerläuterungen gesteckt habe. Das ging zwar, war mir aber am Ende zu stressig - weswegen ich ja was anderes als D&D spielen wollte! Vermutlich hätte ich mit demselben Aufwand auch diesen Goblinpriester in SotDl problemlos spielen können - ich hatte nur einfach mit erheblich weniger Mühen gerechnet (sonst hätte ich dem SL gleich sagen können, dass ich in der Weihnachtszeit und im Frühjahr (wo sich, das war absehbar, dieses Jahr bei mir die Arbeit türmt) überhaupt nicht die Zeit haben werde, so einen Aufriss zu betreiben. Kommunikationsproblem. Und unterschiedliches Gefühl dessen, was ein "regelleichtes und erzählfokussiertes" Rollenspiel ist. Der Mensch liest halt Regeln und saugt sie auf wie ein Schwamm. Ich eben nicht (was sicher auch an mangelndem Interesse meinerseits an Rollenspielregeln liegt). Das heißt, dass ich auch erheblich mehr Arbeit damit habe, Regeln zu lernen, als er, was er scheinbar in seiner Zeitplanung gar nicht berücksichtigt.
Die anderen Spieler durften mir direkt am Tisch nicht übermäßig helfen, was aber den Hintergrund hat, dass wir einen Mitspieler haben, der dazu neigt, einem seine "Spielhilfe" auzudrücken und dann so nach und nach mein Spiel zu okkupieren.
Das haben wir ihm mühsam abgewöhnt und deswegen sind Spielhilfen ala "Du könntest jetzt DAS machen und das geht so!" bei uns tabu. Das war, auch wenn es jetzt nicht so klingt, auch sehr in meinem Interesse.
Was die Hilfe mit Regelübersichten von Seiten des SL angeht - da gibts leider nicht viel zu helfen. Ich bin kein auditiver Lerntyp. Wenn mir wer so komplexe Dinge wie Regeln erzählt, gehen die zu einem guten Teil zu einem Ohr rein und zum anderen raus. Am besten lerne ich sie tatsächlich, indem ich sie selbst lese und mir Übersichten erstelle und vielleicht den ein oder anderen Probewurf mache (bei Brettspielen die berühmte Proberunde). Insofern läuft es darauf hinaus, dass ich das Regelbuch (oder zumindest die für mich relevanten Abschnitte) halt lesen muss.
Für diese Punkte konnte er also wenig bzw. nichts.
Aber:
Spielfiguren einfach übergehen, solange der/die Spieler_in noch wach am Tisch sitzt, finde ich unmöglich und das war für mich auch der Punkt, an dem ich geistig aus dem Spiel ausgestiegen bin. Ich mache mir die Mühe, durch die halbe Stadt zu fahren und an dieser Runde teilzunehmen, nur um dann den anderen beim Spielen zuschauen zu dürfen und mich zusätzlich zur Tatsache, dass ich mich auch selbst mies fühle, weil ich die Regeln nicht kann, noch vor der ganzen Runde erniedrigen lassen zu dürfen? Als "Strafe", weil der Herr Oberlehrer sauer auf mich ist? Hallo?! Dem Spielfluss, meinen Regelkenntnissen und übrigens auch dem Kampf, in dem meine Figur ja dann fehlte und die anderen dadurch gleich mitabgestraft wurden, hätte es mehr geholfen, wenn einfach mein Mitspieler mir hätte sagen dürfen, was ich wie tun soll.
Dieses Nachspionieren, ob ich auch meine Hausaufgaben mache, ist unter aller Kanone. War einmal lustig, aber spätestens nach der dritten Nachricht/Anspielung im Gruppenchat, hat es genervt und nicht dafür gesorgt, dass ich mit mehr Freude zum Buch greife.
Und wiederholte große Reden über meine Unzulänglichkeiten verbunden mit dem Eigenlob, wie großartig er selbst hingegen mit Regeln umgehen könne, und das ihm das halt alles zufalle. Blaaaah. Nicht nur ich hatte den Eindruck, dass er mit mir zunehmend sprach, als habe ich eine geistige Behinderung und sei auf leichte Sprache und häufige Wiederholungen angewiesen. Bis hin zu Auf-den-Tisch-Klopfen, wenn ich seiner Meinung nach nicht richtig zuhören würde. Das ging jetzt über Monate und diese Rede mit dem bekloppten Fahrradvergleich war nur ein Beispiel, das dann das Fass zum Überlaufen brachte. Ich hab mühsam lernen müssen, dass ich mich nicht von anderen kleinmachen lassen muss und das ist für mich ein Punkt, wo ich dann lieber gehe.
Es war ein wiederholter Versuch mit einem guten Freund Rollenspiel zu betreiben und ich stelle fest, dass ich das mit ihm einfach lassen muss. Was schade ist, denn außerhalb des Rollenspiels ist er ja ein netter Kerl.