Autor Thema: Rollenspiel, Tarantino-Stil  (Gelesen 3084 mal)

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Tybalt

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Rollenspiel, Tarantino-Stil
« am: 21.04.2004 | 10:25 »
Tach!

Ich bin gerade dabei, einen One-Shot für einen Con-Einsatz zu schreiben, und der One-Shot soll stark an den Stil von Quentin Tarantino orientiert sein. Feng Shui bietet sich da als System an. Im Moment bin ich am überlegen, welche Elemente ich unbedingt brauche und wie ich sie umsetze. Das meiste ist recht einfach, aber ein echtes Problem ist die nichtlineare Erzählstruktur, die Tarantino oft verwendet.

Hat das schon mal jemand versucht? Ich rede hier nicht von Rückblenden, in die die Spieler nicht eingreifen können, sondern von normalen Rollenspielszenen. Das einzige, was mir einfällt, ist heftiges Railroading,oder die Spieler bekommen Anweisungen, in welche Richtung sich die Szene entwickeln soll. Oder die Spieler bekommen nur den Hinweis: "Erklärt bitte in dieser Szene, warum das und das in einer anderen Szene passiert ist."

Ideen?


Tybalt

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Re: Rollenspiel, Tarantino-Stil
« Antwort #1 am: 21.04.2004 | 10:57 »
Du könntest mit der Endszene (Kampf) anfangen, dann den Anfang machen, wo erklärt wird, wie es dazu gekommen ist. Dann baust Du ein paar Szenen ein, die (erklärend) vor der Eröffnungsszene handeln und danach kommt der Mail Plot. Am Ende landen sie in der Endszene, springen ins Finale und das wars.

Quentin sticht nicht nur durch das weglassen von linearen hierarchischen Zeitabläufen, sondern ja auch durch seine schrillen Charaktere, die teilweise in völlig bizarren Situationen sich über Belanglosigkeiten unterhalten, zum Beispiel ob Marcellos Frau nun sich die Füsse massieren lassen hat, oder wie gut Cahuna Burger nun wirklich sind. Darin unterscheiden sich Tarantinos Helden in keinster Weise von dem Druchschnittsdeppen auf der Straße. Wenn Du also Tarantino Style haben willst, musst Du auch soetwas einbauen.
Dazu gehört auch ein Mix der seltsamsten Genres. Wild West trifft Roadmoavies trifft Easter trifft 50er Jahre Style.
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Offline Jestocost

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Re: Rollenspiel, Tarantino-Stil
« Antwort #2 am: 21.04.2004 | 11:24 »
Das Problem bei einer solchen Konstellation ist die notwendige Autoren-Perspektive bei den Spielern. Gehen sie in ihren Charakteren auf, haben sie Schwierigkeiten ihre Charaktere nach den Plotvorgaben zu steuern.

Also würde ich diese Metaebene - mit Erzähler-Techniken aus InSpectres - einführen.

Nach der ersten Szene (die die letzte ist...) bestimmt der Anführer die Szene, die das Spiel beginnt, legt den Rahmen vor. Dann werden reihum iin jeder Actionszene die verschiedenen Charaktere vorgestellt (Entflohener Sträfling - landet 'zufällig' im Auto der anderen Einbrecher...), während der Plot weiter erzählt wird. Man könnte beispielsweise auch - je nach - Rolle, die Einstiegszene auf dem Charakterbogen angeben - und so von Szene zu Szene den Plot aufbauen... Inklusive Flashbacks zum ersten Treffer, wo man ein Detail einbaut, dass dann den Verräter entlarvt.

Nicht einfach...

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Offline Arbo

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Re: Rollenspiel, Tarantino-Stil
« Antwort #3 am: 21.04.2004 | 11:31 »
... dem möchte ich mal zustimmen. Für mich ist "typisch" für den Herrn "Meister" ;), dass es diese unglaublich abstrusen Situationen gibt ... wirklich tlw. überspitzt. Im Rollenspiel macht das unheimlich viel Spaß sowas einzusetzen und motivert in gewisser Weise auch. Zumindest habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Spieler so auch "Niederlagen" besser wegstecken ... mit einem weinenden und lachenden Auge.

Ich selbst mache dass jetzt öfters so, dass z.B. richtig fiese Attacken (Meuchelmord usw.) in sprichwörtlichen Sauereien enden, die dann noch durch diverse Elemente (aufwachender Nachbar usw.) "gewürzt" werden. Eigentlich, wenn ich ehrlich bin, brauche ich dazu nur eine Schlüsselsituation und lasse mich dann gehen ... "abstrus" und grotesk wird es dann von allein  ;D

Mein Erfolgsrezept dafür wäre eigentlich: Die Charaktere in eine Situation bringen bzw. eine Situation entstehen lassen und dann ganz fix richtig abstruse Dinge aufeinander folgen lassen. Die Spieler dürfen gar nicht groß zum Nachdenken kommen.

Als Schlüsselsituation können ganz "normale" Situationen herhalten. Eigentlich ist es ja auch gerade dieser Reiz ... da gibt es eine völlig langweilige und normale Situation, die dann völlig kippt. Deshalb wäre m.E. Tarantino, nur des Tarantino Willens kein guter Weg ... sowas muss sich ergeben.

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Offline Ahasverus

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Re: Rollenspiel, Tarantino-Stil
« Antwort #4 am: 21.04.2004 | 15:58 »
Ich weiss, dass ich damit jetzt ziemlich OT steuere...

aber was genau habt ihr (SL und Spieler) von solchen alternativen Erzählstrukturen??? Wenn die ganze Chronologie flöten geht, wird alles viel komplizierter... was gewinnt ihr dabei? Ausser mal was anderes gemacht zu haben?

Ich will natürlich niemanden anpöbeln oder die Art des Spielens abwerten. Ich versteh schlicht die Motivation nicht und möchte sie nachvollziehen können...

Offline Bad Horse

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Re: Rollenspiel, Tarantino-Stil
« Antwort #5 am: 21.04.2004 | 16:37 »
@Ahasverus: Liegt doch auf der Hand: Vielleicht macht es mehr Spaß. Wenn nicht, kann man es wieder lassen, wenn doch, kann man es ausbauen. Warum probieren Leute von Zeit zu Zeit neue Gerichte und essen nicht immer nur Zeug, daß sie schon kennen und von dem sie wissen, daß es ihnen schmeckt? Weil es lecker sein könnte...  ;)

Ich würde nicht ganz so radikal nicht-linear verfahren wie Jestocost - aber ein paar von den Spielern initiierte Rückblenden sind natürlich eine tolle Idee. Fang am besten irgendwo mittendrin an (ideal ist natürlich ein Kampf oder eine Belagerungs-Situation). Wenn deine Spieler zu schüchtern für große Rückblenden sind, dann kannst du von da aus immer noch nach vorne wandern - wenn sie es mögen, kannst du die Geschichte rückwärts erzählen.  ;D
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Offline Arbo

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Re: Rollenspiel, Tarantino-Stil
« Antwort #6 am: 21.04.2004 | 17:50 »
Naja, von den Rückblenden selbst bin ich auch nicht so angetan. Was allerdings ne Lustige Idee sein könnte, wäre, "Opferperspektiven" oder die Perspektiven Dritter hinzuzufügen.

Also bspw., kurz bevor es zum Kampf kommt ... schnell eine "Retro-Szene" einschieben, in der z.B. der Obermotz eine Bar verlässt (irgendwo, wo die Chars auch schon einmal waren ...) ... und da natürlich nicht ohne Folgen ...

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Offline Ahasverus

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Re: Rollenspiel, Tarantino-Stil
« Antwort #7 am: 21.04.2004 | 18:09 »
Rückblenden, v.a. aus der Perspektive anderer halte ich für ein sehr gutes Stil-/Spielmittel...

Sobald aber meine Kampagne nicht mehr chronologisch-logisch abläuft sondern irgendwie anders, glaube ich, dass sowohl ich als auch meine Spieler überfordert sein werden... vielleicht sind wir einfach zu doof...  :-\

daher wärs natürlich interessant zu erfahren wie ihr das handelt, vor allem auch wenn die SC da involviert sind:

Wenn man die (chronologische) Szenenfolge S1-S2-S3-S4-S5 in der (spiel) Reihenfolge S3-S1-S4-S3-S5 oder so spielt, wie kriegt mans dann hin, dass die Spieler keine logisch/chronologischen Fehler begehen. Dinge wissen, die sie noch nicht wissen können und ähnliches?

Offline Fredi der Elch

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Re: Rollenspiel, Tarantino-Stil
« Antwort #8 am: 21.04.2004 | 18:16 »
Ist eben nicht für jeden und auch nicht für jeden Abend.

Was ich auch mal sehr nett fände wäre RPG Memento-Style. Also immer eine Szene spielen und die nächste Szene mit der Aufforderung beginnen: "Warum ist also die vorherige Szene dann passiert?". So dass sich immer das Ende einer Szene als Anfang der bereits gespielten Szene ergeben würde...

Gaga, aber hört sich sehr interessant an.
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Zitat von: 1of3
D&D kann immerhin eine Sache gut, auch wenn es ganz viel Ablenkendes enthält: Monster töten. Vampire kann gar nichts.

wjassula

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Re: Rollenspiel, Tarantino-Stil
« Antwort #9 am: 21.04.2004 | 18:34 »
Also, die Erzaehlstruktur ist vielleicht echt ein bisschen kompliziert. Wenn Du's hinkriegst, genial, ist aber kein Muss. Lieber darauf verzichten, als durch einen Schlamassel bei der Struktur den Spielern den Spass verderben.

Wichtig:

- Genremix.

-Selbstironie, Selbstreflexion. "Man das ist ja wie in einem Rollenspiel hier!" "Wenn ich der finstre Oberboss waere, haette ich jetzt ein paar Schergen in der Hinterhand...ups, da kommen sie ja auch schon!" "Dachtest Du wirklich,es wuerde so einfach werden? Wir sind hier nicht im Einfuehrungsabenteuer!"

- Zitattechnik: Fuer die Spieler deutlich erkennbare Elemente aus bekannten Martial Arts/Horror-Streifen. Auch Rollenspielklischees, siehe unten.

- Uncool = Doppelt Cool. Nimm die aeltesten, verstaubtesten, abgeldertsten Rollenspielkonzepte her und polier sie auf. Die Spieler werden es lieben, weil sie es so lange hassen mussten, obwohl sie es eigentlich lieben. Der Auftraggeber aus dem Nichts. Die Riesenbelohnung. Die holde Maid in Noeten. Der Schurke, der wirklich nur boese ist.Das Dungeon der tausend Fallen. Die staendig schwieriger werdenden Gegner. Magische/Aussergewoehnliche Gegenstaende, zu denen die Spieler ein fetischistisches Verhaeltnis aufbauen. Lass sie zu ihrer Waffe unbedingt immer "Baby" oder "Schaetzchen" sagen.

- Voellig ueberzogener Einsatz von Gewalt. Wirklich so viel, dass es eigentlich schon laecherlich ist. Blutfontaenen, Verstuemmelungen,der ganze Katalog der Inquisition.Gegner sind nur Manoevriermasse ohne Persoenlichkeit.Sie wachsen staendig nach, damit die Spieler weiter ihre Coolness demonstrieren koennen.

- Kulisse: Wenn moeglich (Con?) Musik (Soul, Surfmusik, Garagenrock - James Brown, Dick Dale, MC5), Essen (Burger, chinesische Fertiggerichte, harter Alk, Zigarren), wenn nicht Con, dann Kleidung (Die Herren im Smoking, die Damen in Lederkluft).

-Spielleitung: Kurze, abgehackte Saetze. Keine langen Beschreibungen. Keine grosse Einfuehrung. Alles weglassen, was langweilig ist...und das ist eine Menge. Action now! Nur Actionszenen und coole Dialoge lang ausspielen. Und immer noch weitergehen lassen. Harte Sprache. Wegpusten, umnieten, zu Brei schiessen, ausradieren - das ganze Woerterbuch des escht total harten Kerls. Aber auch: ein Taenzchen wagen, in den Ring steigen...oder gar nichts sagen. Nur finster gucken und die Gegner heranwinken.

Als System ist Liquid schon gut. Vielleicht aber auch ganz minimale Regeln (The Window) oder gar keine. Auf jeden Fall Story/Luckpoints.

Viel Spass.


Offline Wawoozle

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Re: Rollenspiel, Tarantino-Stil
« Antwort #10 am: 22.04.2004 | 10:06 »
Was bei Tarantino auch noch mit dazukommt, und typisch ist für seine Filme, ist die Musik.
Leider kann man das auf nem Con eher schlecht umsetzen, aber für eine heimische Runde im Tarantino Style ist die entsprechende Mucke unerlässlich.

(Ich empfehle die Soundtracks diverser Tarantino Filme oder Kool Ade Acid Test)
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Offline Arbo

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Re: Rollenspiel, Tarantino-Stil
« Antwort #11 am: 22.04.2004 | 14:00 »
Zusätzliche Musikempfehlungen: Boren & The Club of Gore, 12Rounds, NineInchNails, ggf. J. Chash, Sinatra, und weil ich gerade beim Swing war: Cherry Poppin Daddies ... Boren wäre aber meine ERSTE Empfehlung.

Ansonsten ist bei Wjassula alles erwähnt worden, was wirklich von Interesse ist  ;D

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Offline Le Rat

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Re: Rollenspiel, Tarantino-Stil
« Antwort #12 am: 22.04.2004 | 14:47 »
Zu der Musik ist auch zu sagen:
-Wenn man sie nicht wahrnimmt hast du was falsch gemacht.
-Grabe alte Klamotten der Musikgeschichte aus(Ja auch Schlager aus den 60ern). Sollte jemand diese Musikauswahl zu kitschig finden, weise auf den Kultfaktor hin!(Bei Tarantino klappt das ja auch.) Musik, die spannungsfördernd ist oder der Atmosphäre dient, ist absolut tabu.
-Sollte ein Stück zuende sein, so lege vor den Augen der Mitspieler neue CD ein. Wieder gillt, was auch für Tarantino gil: Vertieft sich der Zuschauer zu sehr ins Geschehen, reiße ihn heraus!


btw:
Mementomäßiges Rollenspiel klingt lustig.



Offline Wawoozle

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Re: Rollenspiel, Tarantino-Stil
« Antwort #13 am: 22.04.2004 | 14:49 »
Musik, die spannungsfördernd ist oder der Atmosphäre dient, ist absolut tabu.

Würde ich so nicht sagen... die Musik macht einen grossteil der Atmosphäre eines Tarantino Films aus.

Noch ein Musikalischer-Vorschlag: Tito & Tarantula
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Offline Le Rat

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Re: Rollenspiel, Tarantino-Stil
« Antwort #14 am: 26.04.2004 | 09:11 »
Gut,
 die Atmosphäre eines Tarantinofilms, dem Stimme ich zu, weil sowas halt typisch für Tarantino ist.

PS: Zu der Musik und das ist jetzt wirklich ohne Sarkasmus:
Momentan werden vielzu viel  "cooler" Düsterrock genannt. Tarantino hat aber auch schnulzige Musik eingebaut.
Wenn man dem folgt könnte man auch einbauen:
-den Winnetou-Soundtrack
-Wiener Walzer
-Musik aus Bud Spencer und Terence Hill-Filmen
-Schlager, ja genau "Knallrotes Gummiboot","Charlie Brown" und ähnliche Späße. Peter Alexander meinte ja auch immer davon singen zu müssen wie es ist ein Mexikaner, Indianer oder Chinese zu sein.
-durchwühlt ein wenig die Oldie-Sammlung eurer Eltern.  "Popcorn" würde zum Beispiel sehr gut zu Tarantino passen.
-Jazz, Funk
-Tatort,Derick, Soko, Sendung mit der Maus-Titelmelodie  ;)

PS: Wenn ihr schon sowas wie Tito nennt, dann sollte man Calexico nicht vergessen.

Offline Bad Horse

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Re: Rollenspiel, Tarantino-Stil
« Antwort #15 am: 26.04.2004 | 14:53 »
Wiedererkennungswert könnte bei der Musik was sein... aber man sollte es nicht übertreiben. Sonst diskutieren die Spieler nur über die Musik, und kümmern sich nicht um das Abenteuer.

Wichtig ist auch der coole Erzgegner. Das muß nicht der Obermotz sein, aber irgendein Typ, der halt irgendwie cool ist. Er muß was besonderes haben: Besonders groß, besonders dürr, viele Piercings, ein Albino (immer gut!), 60er-Jahre-Klamotten, eine Wumme mit Pailetten, ein riesiges Kreuz um den Hals, ein Priester, ein sehr akkurat gekleideter Buchhalter...  :)
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Tybalt

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Re: Rollenspiel, Tarantino-Stil
« Antwort #16 am: 5.05.2004 | 12:26 »
Tach!

Erstmal Danke für die Anregungen. Einige werde ich verwenden, andere nicht. Musik fällt flach, ist halt schlecht auf einem Con. Und von sowas wie Rollenspielklischees bewußt aufzufahren halte ich nichts, das hat nichts mit Tarantino zu tun, da wird die Session überladen. (Das heißt aber nicht, daß es eine schlechte Idee wäre. Das müßte man dann aber als Fokus für ein komplett anderes Abenteuer nehmen.)

Es wird zwei Handlungsebenen geben: die Hauptlinie, die linear verläuft, und Rückblenden, die eingestreut werden. Bei den Rückblenden werden die Spieler nicht die völlige Freiheit über ihre SCs haben, außerdem wird es einige NSCs geben, die nicht sterben können. Auch die SCs sind in diesen Szenen grundsätzlich unkaputtbar, um die Einsätze dennoch hoch zu halten, werde ich den Tod eines SCs in eine schwere Verletzung umwandeln und den SC dann (in der Gegenwart sozusagen) schlechter machen, indem ich z.B. ein Attribut senke. Weil die SCs in diesen Rückblenden aber wie gesagt nicht die volle Kontrolle über ihre SCs haben, werden die Szenen relativ kurz sein.

Ich werde den Spieler für bestimmte Szenen "Anweisungen" geben, so z.B. in einer Rückblende. "Erklärt bitte in dieser Szene, warum das und das so ist." Oder in der Haupthandlungslinie "Dieser NSC ist dein Feind/Freund.", erst nachher wird in einer Rückblende klar, warum. Also keine Befehle "Dein SC muß jetzt das und das machen", sondern Ziele "Am Ende der Szene sollte das und das eingetreten sein. Wie du da hin kommst, ist deine Sache." oder eben Vorgaben.

Was andere "Tarantino"-Elemente angeht, da habe ich nicht immer die volle Kontrolle. Klar, ich kann NSC wie Wolf auffahren ("Mein Name ist Wolf, ich löse Probleme."), und sicher werden die NSC auch des öfteren das Wort "Nigger" benutzen, aber die wirklich wirren Gespräche sollte es zwischen den Hauptfiguren der Geschichte, also den SCs geben. Da kann ich nur hoffen, daß ich entsprechene Spieler bekomme. Ich werde auf jeden Fall bei der Beschreibung der Runde mit angeben, daß ein Grundwissen über Filme von Tarantino Pflicht ist. Ansonsten: Feng Shui ist eh schon das Tarantino-Rollenspiel mit weggefeilter Seriennummer. Mooks, stilisierte Gewalt, wirre NSCs, Style over Substance, Action,... die Grundlagen sind schon da.

Zu der Story selbst möchte ich hier nichts sagen, wer weiß, vielleicht ist ja jemand von hier auf Hannover spielt! und wird in der Runde dabei sein.


Tybalt

Offline Mike S. Blueberry

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Re: Rollenspiel, Tarantino-Stil
« Antwort #17 am: 5.05.2004 | 12:48 »
Neben Erzählstil, halte ich NPC und Clichees für das wichtigste:
Hab keine Angst im Spiel der NPCs ruhig politisch unkorekt zu sein.
Nutze ruhig die alle Sprüche und Dialoge die dir zum Thema einfallen - und wiederhole Sie.
Wenn die Spieler im Tarantino Stil spielen wollen - freuen sie sich über den wiedererkennungs Effekt.
Du kannst fast ganze Dialogpassagen klauen und sie nur leicht abändern - die meisten Spieler werden freudig drauf einsteigen.
Nutze Plots und Erzählstil von Filmen die ähnlich Kultig sind wie die Tarantion Streifen:
Tipp von mir: "Way of the gun, die üblichen Verdächtigen, Fargo, blood in blood out, Bube Dame König Gras etc.. ."oder Comicx:"sin city, die kaltblütigen, 100 bullets, stray bullets, etc..."
Die meisten kennen oben genannte Beispiele nicht und sind daher gut geeignet als Inspiration Quelle . . .
Meine Spieler haben es mir damals gedankt - und betteln immer noch nach einer Fortsetzung der damaligen Kampangne...
Ich behaupte ob als SL oder Spieler - wer die Tarantion Streifen mag - wird auch RPG Sitzungen dieser Art lieben
Bloody Hell. . .

Tybalt

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Re: Rollenspiel, Tarantino-Stil
« Antwort #18 am: 29.05.2004 | 13:48 »
Tach!

Kurzes Feedback: Der Con ist gelaufen, ich habe eine Session geleitet, allerdings nicht die hier angesprochene Idee umgesetzt. In der Vorbereitung ist mir kein guter Plot eingefallen, und es hat sich mir eine ganz andere Idee aufgedrängt.

Allerdings habe ich als zweite Runde auf dem Con ein Abenteuer angeboten, das sich dann schnell in die Tarantino-Richtung entwickelte, ohne das es von mir groß geplant war. Irgendwie kam alles zusammen: politisch unkorrekte Sprüche, coole Aktionen, wirre Handlung, unnötige Gewalt, Gangster auf der Suche nach einem gestohlenen Koffer... Schade das sich nur ein Spieler eingetragen hatte und ich die Runde mit meinen regulären Spielern auffüllen mußte, die zufällig gerade aus einer Battletechrunde geflogen waren. ("Ja, wir sind eher angefangen. Und die Runde ist schon voll. Völlig egal, das ihr euch in die Runde eingetragen habt, ihr könnt nicht spielen.")


Tybalt