Ich glaube, letztlich gibt es hier mehrere Probleme, die zum jetzigen Zustand führen (wobei Pegasus da in jeder Hinsicht eine Ausnahme ist).
Abgebrochene Reihen sind ja oft das Result, wenn der Markt das Produkt nicht so aufnimmt, wie man sich das als Verlag erhofft hat. Da Rollenspiele eh keine große Gewinnspanne haben, ist es am Ende für die Verlage besser, die Reihe abzubrechen, als die Bücher im Lagerhaus vergammeln zu lassen. Denn die Produktion wird ja nicht billiger, wenn niemand das Endprodukt kauft. Im Gegenteil. Für die deutschen Verlage bietet sich dann als Folge das Crowdfunding an, um das tatsächliche Interesse an einer Reihe abzuschätzen.
Beim Crowdfunding kommt es dann aber wieder zu einer Reihe von Folgeentwicklungen: das Material wird im Block rausgerotzt (und bei einigen Crowdfundings kann man es echt aufgrund der mangelnden Qualität nicht mehr anders nennen) und dann kommt gar nix mehr nach; Verlage übernehmen sich mit der Anzahl der Crowdfundings; und zu guter letzt rafft man Lizenz an sich, damit ja kein anderer Verlag sie macht. Hier ist übrigens System Matters die glorreiche Ausnahme: gut überlegte Lizenzen, die ein stimmiges Gesamtbild ergeben, qualitativ hochwertige Übersetzungen, und ein Produktausstoß, der vom Verlag bewältigt werden kann.
Sich mit der schieren Anzahl an Crowdfundings zu übernehmen führt dann zu ärgerlichen Lieferverzögerungen, da der Pool an Übersetzern und Lektoren in der deutschen Szene, die für die branchen-üblichen schlechten Preise arbeiten wollen, nun mal begrenzt ist. Da sind es am Ende Fans, die es in ihrer Freizeit machen. Da mangelt es dann oftmals in den Bereichen Sorgfalt, Termintreue und Englischkenntnisse. Das führt dann direkt zu den Problemen, die im Eingangspost genannt werden.
Eine separate Schiene sind natürlich Produkte, die beim Mutterverlag durch eine Qualitätskontrolle durch müssen. Da beginnen dann die Probleme, die man auch bei Originalverlagen beobachten kann. Ein Rollenspielprodukt freizugeben hat einfach nicht die selbe Prio wie anderes Merchandising mit höheren Gewinnmargen. Green Ronin hat da bei Dragon Age richtig schwer zu kämpfen gehabt. Und bei Cubicle 7 trifft das auf die Doctor Who Lizenz zu (zusammen mit der Auflage, für jeden Doktor ein neues Grundregelwerk rausbringen zu müssen). Damit werden aber die Release Termine unzuverlässig, was bei den Fans zu Unmut führt. Ich sehe da ehrlich gesagt auch nicht, wie transparentere Kommunikation hier eine Lösung sein soll. Denn dann bleibt nur: Ankündigung erst, wenn das Produkt im Lagerhaus liegt. Das hat aber in der Logistik massive Nachteile und führt zu wahrgenommen noch unregelmäßigerem Ausstoß.
Was Nachdrucke angeht: klar sind Ladenhüter besser zu bekommen als Regelwerke, die sich wie warme Semmeln verkaufen. Und leider kann man auch nicht endlos produzieren, weil der deutsche Markt nun mal irgendwann gesättigt ist. Das Kunststück, das WotC gerade gelingt, die Verkaufszahlen im zweistelligen Prozentbereich zu steigern, stößt im deutschsprachigen Markt an zwei Grenzen: die absolute Marktgröße (mehr als Deutschland, Österreich und Teile der Schweiz wird es nicht) und daran, dass die deutschen Verlage aus eigener Kraft nicht schaffen, den Markt zum Wachsen zu bringen. Dazu müsste man geeignete Werbemaßnahmen (Twitch, YouTube, Social Media inkl. spielender Promis und hochwertiger Produktionen) ergreifen.
Zu guter Letzt: die deutschen Verlage setzen häufig auf ihre eigenen, originär in deutsch produzierten Haussysteme. Da bleibt zum Bewerben der englischen Übersetzungen einfach kein Raum. Vielleicht wäre es da ehrlicher, sich aus den englischen Übersetzungen komplett zurückzuziehen und sich auf die Haussysteme zu konzentrieren. Aber die Übersetzungen sind natürlich nette Mitnahmeeffekte, insbesondere, da sie keine kreative Leistung erfordern, relativ preiswert zu übersetzen sind, und oft im Rahmen eines Crowdfundings sofortigen Umsatz generieren.
Für mich heißt damit das Fazit auch: GRWs kommen u.U. auf deutsch in den Schrank, wenn in der jeweiligen Runde Mitspieler sind, deren Englisch nicht so gut ist. Aber nur als Ergänzung zum englischen Original, in ausgesuchten Fällen und Zusatzbände werden nur auf Englisch gekauft.