Nehmen wir zugunsten des Gedankenspiels einfach mal an, die Wizards würden diese Idee so richtig spannend umsetzen: kA, Dark Sun oder Planescape als neue Magic-Edition, dazu ein wunderschönes Setting-Quellenbuch, der Urza-Zyklus als Kampagne, ein durchdachtes Verschmelzen der kosmischen Ideen, was auch immer. Irgendwelche richtig guten Ideen eben, auf die wir hier alle nicht sofort kommen würden.
Was würdet ihr davon halten?
Wie müsste man es umsetzen, damit ihr dabei wärt?
Halte ich wenig von, bzw. wenn dann klappt das nur - wie bisher erlebt - in eine Richtung.
Die Welten von MtG werden immer (auch) unter dem Aspekt erschaffen, was sich damit in Sachen Kartenmechanik anfangen lässt. Das war in den allerersten Jahren vielleicht nicht so, aber mittlerweile werden auf Jahre hinaus Welten bzw. Blocks und die damit verbundenen Mechaniken entworfen, immer im Blick was das Meta-Game zu diesen zukünftigen Zeitpunkten sein wird, in welchen Formaten es welche Rotationen von legalen Karten geben wird, usw. Da spielen unfassbar viel mehr Varianten rein als bei D&D.
Dabei kommen natürlich auch die fundamentalen Unterschiede und unterschiedlichen Bedürfnisse beider Spiele zum Tragen. Als genannten Beispiel ist Planescape ein Meta-Setting und ein Kind der Zeit, als man sich vor offiziellen D&D Settings kaum retten konnte und diese gerne unter einem Dach vereinen wollte. Die Ideen, die Planescape zugrunde liegen, sind nicht mal ansatzweise mit der Philosophie der fünf Mana-Farben aus MtG vereinbar. Spieler in MtG sind Einzelgänger, die Duelle spielen, während Spieler in D&D Teil eines Teams sind, dass eine Vielzahl möglicher Szenarien erlebt und dabei einen ganz anderen virtuellen Vorstellungsraum einnimmt. Dasselbe gilt für die meisten anderen D&D Settings. Alignments? Sind zu D&D-spezifisch.
Natürlich berühren sich die beiden Linien immer wieder, z.B. hat MtG mit Raniva eine eigene planare Metropole mit Gilden und Farbkombinationen, die in ihrer ursprünglichen Entwicklung mit Sicherheit auch durch Planescape beeinflusst wurde. Oder die Arten von Kreaturen in MtG, wo man quasi alle D&D-Klassen wiederfindet (es allerdings auch sehr viele andere gibt und die D&D-Äquivalente mitnichten irgendwie dominant hervortreten). Und vor allem in den letzten Jahren lassen sich sehr direkte Verbindungen zwischen der Ästhetik und dem Thema der jeweils aktuellen MtG Blocks und der jeweils aktuellen D&D Abenteuer ziehen. Aber es sind immer nur Entsprechungen - die Ebene Ixalan teilt viele Gemeinsamkeiten mit den Dschungeln von Chult, aber die Details weichen dann doch schnell voneinander ab weil es einfach so unterschiedliche Spiele sind.
Ich finde das Gedankenspiel übrigens auch deshalb wertvoll, weil der Qualitätsboost und die Ersparnisse bei Ravnica überdeutlich sind, und weil ich mir in diesem Kontext gut vorstellen kann, dass dieses Gedankenspiel auch schon durch die "offiziellen Hallen" schleicht.
Wohl aber nur in der D&D Redaktion, wo keine zwölf Leute mehr arbeiten, während es in der erheblich größeren MtG Abteilung eine Vielzahl unterschiedlicher Teams gibt. Und die Zweitverwertung von MtG Inhalten funktioniert für D&D ganz gut, während es umgekehrt eben gar nicht funktioniert. Ich glaube, dass es seitens von MtG keine weiteren großen Schritte in Richtung Pen & Paper geben wird als was mit den "Art of Magic the Gathering" Bänden angeboten wird - systemneutrale Weltenbände mit tollen Bildern und Beschreibungen, mit denen man MtG selber umsetzen kann. Die Planeshift Dokumente für 5E sind so versteckte Online-Specials, dass es bis heute Fans von sowohl MtG als auch D&D gibt, die diese Teile nicht kennen (kann man z.B. auf Reddit immer wieder schön beobachten). Dass sich D&D seinerseits allerdings noch ein paar Krümel vom MtG holt, oder es zumindest versucht, halte ich allerdings für sehr gut möglich, allein aus den von dir ja schon genannten pragmatischen Gründen, dass es hilft, schon vorhandenen Content benutzen zu können.