Was ich sagen wollte zu D&D 5E-Produkten:
Sie sind eigentlich nicht wirklich dick. Das PHB ist mit knapp 320 Seiten das dickste Buch, aber das halte ich für vollkommen okay. Viel schlimmer wäre es ja gewesen, wenn man alle 3 Grundregelwerke in ein Buch gepresst hätte.
Die Abenteuer sind Kampagnen inkl. (das wird gerne mal vergessen) Regionalbeschreibung. Witzigerweise waren die ersten beiden Bücher nur 94 Seiten lang, also geteilte Kampagne.
Ich bin eigentlich auch kein Freund von Hardcovern bei Abenteuern, insbesondere dann nicht, wenn es keine pdfs dazu gibt. Aber WotC ist doch weit hinter Sachen wie Zweihänder, Magun, Unleashed (um nur mal ein paar Schinken hier zu nennen) zurück.
Um das ging es mir, als ich von einer Tendenz zur Dicke bei D&D sprach: Außer der -- ebenfalls zu einer Pseudokampagne zusammengefassten -- Abenteuersammlung Tales of the Yawning Portal gibt es halt keine schmalen Einzelabenteuer, sondern grundsätzlich nur Kampagnenbände für D&D5. Gerade bei D&D war das ja eigentlich traditionell anders, WotC haben sich jetzt eben dafür entschieden, im Printbereich nur noch Klopper zu bringen und nicht mehr auf kürzere Einzelabenteuer zu setzen.
Zweihänder ist übrigens so ein Fall, wo ich absolut nicht über die Dicke meckern kann. Das empfinde ich gar nicht als aufgeblasen, sondern eher als Service, denn inklusive Einführungsabenteuer und ausführliches Bestiary ist da alles drin. Während D&D traditionell 3 Bücher für die Grundausrüstung veranschlagt und man bei anderen Spielen erst mal zig Erweiterungen abwarten muss, um mal ein Gefühl von Vollständigkeit zu bekommen (DSA5, Runequest Glorantha), ist in Zweihänder eigentlich alles drin, was das Herz begehrt.
Ich bin in Bezug auf Cthulhu gerade mal in der Zeit zurück gegangen.
Da kann man eine fast inflationäre Entwicklung feststellen.
2015 wurden mit der 7 Ed. knapp 700 Seiten auf den Markt gebracht (GRW Spielleiter 434 S. & Spieler Handbuch 242 S.).
+ 2017 weitere 600 Seiten (2x Terra Cthulhiana 194 & 188 S. sowie Mythos-Magie 200 S.). Petersens Bestimmungsbuch der unaussprechlichen Kreaturen hätte dann noch weitere +132 S. zu bieten.
2012 hatte das GRW beeindruckende 800 Seiten (Spielleiter 536 S. & Spieler Handbuch 272 S.) [≙ Chaosium 6 Ed.].
2007 hatte das GRW etwas über 700 Seiten (Spielleiter 472 S. & Spieler Handbuch 248 S.).
+ 2008 weitere 369 Seiten (Terra Cthulhiana) [≙ Chaosium 5.6 Ed.].
2003 hatte das GRW über 600 Seiten (Spielleiter 400 S. & Spieler Handbuch 232 S.) [≙ Chaosium 5.6 Ed.].
1990 hatte das GRW von Laurin tatsächlich NUR 64 Seiten, inkl. Teile der engl. Companions 1 & 2. Bis auf den Rattenschwanz an Kreaturen war das Nötige drin [≙ Chaosium 4 Ed.].
1986 hatte das GRW von Hobby Products 88 Seiten [≙ Chaosium 2 Ed.].
Auch da geht es doch um ein Gefühl der Vollständigkeit. Gerade bei Cthulhu haben sich die Spieler doch selten mit dem "Nötigen" begnügt, sondern immer fleißig alles gekauft, was an Zusatzmaterial herauskam. Die Neigung, alles aufzublähen, hat doch schon zu Laurin-Zeiten angefangen, wenn ich mich recht entsinne: Hat die deutsche Redaktion nicht damals schon bei Übersetzungen eigenes Zusatzmaterial hinzugefügt (bei der Ägypten-Box, meine ich, war das der Fall gewesen)? Und ich vermute, dass viele Spieler die größere Menge an Fluff, Hintergrund und dergleichen gerade bei Cthulhu durchaus als nötig empfinden, und das Gemecker wäre bestimmt groß, wenn jetzt eine 64-Seiten-Edition rauskäme, weil dann viele der Meinung wären, man würde sie zwingen, alle möglichen Zusatzbände dazuzukaufen ...
Aber ich finde diese alten, schlanken Regelwerke mit ihrem "Macht-was-draus"-Feeling auch irgendwie faszinierend und sexy.
Und dass Boxen irgendwann aus der Mode gekommen sind, kann ich der Rollenspielszene sowieso nicht verzeihen!