Ich persönlich finde auch das man den Verlust für und die Auswirkungen auf Raven besser dargestellt und thematisiert hat als das ableben von Frank Castles Familie. Welches in der ersten Staffel immer und immer und immer wieder thematisiert und gezeigt wurde. So oft das zufälligerweise ein Kollege gestern, in einer Diskussion bezüglich dessen, meinte das man Frank Castles Familie doch bitte einfach einmal tot sein lassen könnte.
Ebenso wirkt Titans für mich dadurch ein wenig realistischer und ein wenig erwachsener.
Ist bei mir genau andersrum. Die Wiederholungen der Todesszenen bei Punisher hatten für mich einen sehr realistischen, PTSD-haften Charakter, was extrem gut zum Militärhintergrund der Figur gepasst hat. Ob das irgendwann nervt hat vielleicht damit zu tun, inwieweit man sich in die Gefühlswelt und den Schmerz des Charakters hineinfinden kann und sowas ist einfach subjektiv. Meine Freundin kriegt seit Walking Dead schon Zustände, wenn sie Jon Bernthals Gesicht sieht, aufgrund seiner Rolle als Shane. Wenn die mit mir Punisher geguckt hätte, hätte sie wahrscheinlich auch schon bei der dritten Erinnerung an die Karussell-Szene die Augen verdreht.
Für mich war der alles zerreißende Schmerz, den Frank aufgrund seines Verlustes spürt und die Abwärtsspirale in die psychopathischen Gewalteskapaden immer extrem fühlbar.
Im Gegenzug fand ich die Todesszene der Mutter bei Titans regelrecht plump. Vielleicht weil ich es sich angefühlt hat, dass man den größtmöglichen Hammer rausgeholt hat um die Dramatik der Situation deutlich zu machen. So eine Szene dient ja auch immer dazu, die handelnde Figur zu charakterisieren. Und Bösewichte, die ihre Bösartigkeit durch das freudvolle oder gleichgültige Ermorden von geliebten Familienmitgliedern unter Beweis stellen müssen, finde ich einfach unglaublich eindimensional. Ich mein der Typ hatte ja auch bis zum Ende der Folge keine wirkliche Verwendung, als Ravens gewaltvoller Rache als Opfer zu dienen. Dazwischen war er offensichtlich ein fanatischer Psycho, was ihn auch nicht unbedingt zweidimensionaler gemacht hat.
Und wenn ich das ganze rückblickend betrachte, ist die Mutterfigur dann im Grunde für so einen nichtssagenden Plot-Device gestorben. Das hätte man einfach eleganter lösen können, in meinen Augen. Man kann vor allem die Gefahr oder Bösartigkeit, die von Antagonisten ausgeht, einfach subtiler rüberbringen, indem man sie andeutet. Oder impliziert. "I'm a shoot your momma in the head BAM" is so ziemlich die uninspirierteste Art und Weise sowas zu zeige, die ich mir vorstellen kann.
Der Mord an den Waynes hatte da für mich immer einen ganz anderen Charakter. Eher was von "in the heat of the moment", eine eskalierende Situation, vielleicht sogar eher ein Unfall, der vielleicht sogar das Potential hat, das systemische Kriminalitäts- und Gewaltproblem von Gotham zu illustrieren. Der Typ bei Titans hat gar nichts illustriert, außer dass er n Psycho is, für den Menschenleben keine Bedeutung haben. Find ich uninteressant.
Daneben steht für mich die Szene in der Jason Todd als Robin den Polizisten ermordet in dem er diesem das Rückgrat bricht.
-snip- bis:
Seine Idee hierfür Batman die Schuld zu geben, wird dabei - durchaus korrekt - zumindest in der Absolutheit als Bullshit entlarvt.
Sehr schön zusammengefasst, das sehe ich ganz genauso. Die Figur von Robin / Nightwing hat in der Hinsicht auch wirklich enormes Potential und wenn Titans das aufgreift, kann das richtig gut werden.
Dementgegen sind die Kampfchoreographien in Daredevil vielleicht hübscher anzusehen, mit langen ununterbrochenen Gerangel in Fluren und dergleichen, aber es erfolgt keine Kommentierung der Gewalt. Das geht bei Daredevil noch in Ordnung, beim Punisher hinterlässt es aber keinen guten Eindruck. Wenn Frank da einen Militärtypen foltert oder wenn er in der Karussell-Szene das Gesicht des Bösen mehrfach mit Wucht in einen Spiegel schlägt, gibt es keinen erzählerischen Hinweis, das dies eigentlich unangebracht und doch irgendwo so ziemlich böse bis hin zu gewaltpornographisch ist.
Ich glaube das sind tatsächlich unterschiedliche Ansätze ja. Diese Gewaltsequenzen bei Daredevil und Punisher wirken auf mich immer vor allem mit einer emotionalen und mitreißenden Dramaturgie. Es geht tatsächlich um eine gewisse Gewaltpornographie... wobei ich für mich persönlich eher sagen würde, eine fast kathartische Erfahrung. Man durchlebt den stereotypen "Tunnel-Kampf" mit dem Protagonisten und kann die Erschöpfung, Ermattung, Atemlosigkeit am Ende regelrecht nachempfinden. Es geht mehr um die Hölle, durch die diese Figuren gehen, als darum wie badass sie sind. Die Nebenfiguren verkommen da schon eher zu Schießbodenfiguren, das stimmt - aber die kritischen Auseinandersetzungen mit der Gewalt seh ich in diesen Serien dann aber in anderen Akzenten, die gesetzt werden. Vor allem in der Reflektion der Rechtfertigung.
Gerade die Spiegelszene, die du ansprichst, war für mich so ziemlich der orchestral-orgiastische Höhepunkt der Affekte, die bis zu dem Punkt aufgebaut wurden. Eine absolute Entladung aller Emotionen, vor allem von Franks Wut - eigentlich fast schon eher Zorn. Das kann man definitiv fragwürdig finden und ich kann verstehen, wenn man darin für sich nichts findet. Die grafische Darstellung der Gewalt ist da für mich quasi schon fast die kritisch-moralische Frage, die implizit gestellt wird, eben weil man bis zu dem Punkt mit dem Protagonisten mitfühlt wenn man es denn tut.
Ansonsten von der Cast und den Charakteren gefällt mir bisher Raven am besten, gefolgt von Beastboy ^^
Robin und Starfire für mich, bisher. Bin mal gespannt, wies sich weiterentwickelt.
Ich weiß ja nicht, was ihr mit euren Zeichentrickserien habt, aber die Comic-Vorlage aus den 80igern ist eindeutig nicht kindgerecht.
Inwiefern war die denn weniger kindgerecht als der Rest, der so von DC und Marvel rausgehauen wurde?