So, ich komme gerade aus dem Kino und bin wahnsinnig enttäuscht. Ich gebe dem Film 1 von 5 Sternen und kopiere mal ganz dreist meine Letterboxd-Kritik hier her:
Ich mag es überhaupt nicht, wenn ein Film sich für schlauer hält, als er ist. Glass ist so ein Film.
Woran mache ich fest, dass sich der Film für schlau hält? Der Film spricht wie in Unbreakable bereits die Metaebenen von Comics und Superheldengeschiten an. Er treibt es hier aber noch auf Spitze, nutzt dabei aber den Erklärbar Mr. Glass, anstatt sie uns als Zuschauern zu zeigen – „Tell, don‘t show“ sozusagen.
Er setzt außerdem auf eine vermeintlich total intelligente Inszenierung. Nur weil der Film Glass heißt, muss nicht in jeder gottverdammten Szene eine Spiegelung vorkommen. Das ist in der Menge artifizieller Angeberquatsch und kein Stilmittel, das eine Aussage mit sich bringt.
Die viel zu häufige Verwendung von Überwachungskameras und Desktopbildern soll dem Zuschauer klarmachen, dass er ja ein Zuschauer ist („Voll meta, ey!“), wird aber schnell nervig. Ebenso nervig ist der Look des Films, der deutlich bunter und künstlicher herkommt, als die Vorgänger. Wir sind hier schließlich in einem Superheldenfilm, da hat naturalistische Inszenierung nichts zu suchen. Im Endeffekt hat der Film jedoch die Optik eines Süßwarenladens.
Weitere wenig intelligente Punkte sind die plumpe Musik, die Spannung und Emotionen erzwingen soll, weil der Plot und die Inszenierung dies offensichtlich nicht schaffen. Spannung kommt in diesem Film leider nie auf, weil es nie um etwas geht. Das beste Beispiel ist dafür der „Showdown“. Weder geht es hier um das Überleben von Angehörigen, noch um das eigene Leben. Es wird keinerlei Gefahr für die Protagonisten vermittelt. Das Ganze vermittelte eher das Gefühl einer Pausenhofschlägerei. Und Mr. Glass sitzt seelenruhig in seinem Rollstuhl ohne auch nur einmal von den Sicherheitskräften behelligt zu werden.
Der Film ist aber nicht einfach nur nicht-schlau, er ist auch noch ziemlich dumm.
Zunächst wäre hier das Problem mit der vermeintlichen psychischen Störung; der Glaube, Superkräften zu besitzen. Der Film versucht für einen gewissen Zeitraum, den Protagonisten und ihren Angehörigen, als auch dem Zuschauer zu verkaufen, dass es tatsächlich keine Superkräfte gäbe. Das funktioniert natürlich überhaupt nicht, denn die Ereignisse aus Unbreakable und Split lassen diese Deutung nicht zu. Die Rationalisierungsversuche sind lächerlich, denkt man nur an die Klettersequenzen aus Split. Das hindert den Film nicht daran, sowohl bei David Dunn als auch der Horde Zweifel aufkommen zu lassen. Da aber der Zuschauer Unbreakable und Split kennt (oder zumindest kennen sollte), entsteht eine krasse Diskrepanz zwischen dem, was er weiß, und dem, was er in Glass sieht. Die temporären Zweifel der Protagonisten können somit nicht auf den Zuschauer überspringen, was die gesamte Therapieszenen sinnlos macht.
Dann hat die Geschichte für einen Film, der sich für schlau hält, ziemlich viele dumme Entscheidungen. In welcher Hochsicherheitspsychatrie können Türen von Patientenzimmern von innen geöffnet werden? In welcher Hochsicherheitspsychatrie besteht die Nachtschicht aus einem Wärter? In welcher Hochsicherheitspsychatrie mit hunderten Kameras wird der Kontrollraum alleine gelassen? Zu welcher Hochsicherheitspsychatrie mit ausgebrochenen geisteskranken Mördern fahren noch nicht mal eine Handvoll Polizeiwagen?
Außerdem gibt es schlichtweg große Ungereimtheiten: Wenn Mr. Glass es schafft, einen genialen Plan zu fassen, um die Anti-Superhelden/Superbösewicht-Organisation hinters Licht zu führen, wieso schafft er es dann nicht, einen Plan zu schmieden, bei dem er ganz sicher nicht stirbt? Hier wird Logik einem vermeintlich coolen Ende geopfert.
Überhaupt finde ich den Plot extrem konstruiert und vollgestopft mit der Sorte Plottwists, die langweilig sind – Plottwists um der Plottwists Willen.
Dass es am Ende natürlich eine Geheimorganisation gibt, die sich in öffentlichen Restaurants trifft, in denen sie immer warten muss, bis alle Nichteingeweihten rausgehen; fast schon geschenkt.
„Ach Schatz, wollen wir noch ein Dessert?“
„Ich weiß nicht Mäuschen, die anderen Gäste gucken uns alle so komisch an, so als sollten wir gehen.“
„Ach Schatz, lass uns doch den Abend genießen. Es ist doch egal, was die anderen denken.“
„Mäuschen, du hast Recht. Ein Eis bitte!“
Zwei Stunden später
„So, jetzt können wir unsere geheime Sitzung eröffnen, nachdem endlich diese Pappenheimer gegangen sind.“
„Jeff, ich finde wir sollten das Konzept mit den Sitzungen in Restaurants nochmal überdenken.“
„Halt die Klappe, Joe!“