Schlaflose Nacht gehabt, Film deswegen geschaut. Ich kenne die Vorlage nicht, deswegen kann ich nur anhand meines Eindruckes des Filmes argumentieren.
Was der Film kann, ist mit seinen Bildern und den Farben arbeiten, allerdings ist die Stimmung des Filmes uneinheitlich und nicht immer konsequent. Der Begriff der Ambivalenz trifft es gut.
Besonders interessant erscheint mir die Verwendung der Farben in Hinblick auf klassische Rollenbilder, weil in diesem Film alles, was schrill und bunt ist, gefährlich und unberechenbar erscheint. Alles, was sich in den diversen Grautönen bewegt, bleibt in diesen. Das fand ich persönlich gelungen. Jetzt weiß ich nicht, ob das an dem Hintergrund von Regisseur Åkerlund liegt oder ob das auch in der Vorlage schon auf die Art und Weise geschehen ist.
Die Geschichte ist sicherlich altbekannt und es wird die vom Tod beschriebene Schablone weitestgehend abgearbeitet. Aber bei welchen Filmen und Serien ist das nicht so? Es geht doch eher darum, wie diese bekannten Geschichten verschachtelt und erzählt werden.
Polar will sich auf jeden Fall mit seiner Darstellung und seiner Erzählung in den Vordergrund drängen. Das gelingt manchmal (wie mit den Farbspielen), ist manchmal over the top erzählt (Folterszene und alleine die krampfhaft skurrile Riege der Antagonisten), in manchen Teilen schläfert der Film sich dann selbst etwas zu sehr ein. Die Humoreinsprengsel sind typisch skandavisch-schwarz (der Verweis auf John Wick bringt mindestens eine solche Szene in den Film), hätten jedoch an zwei, drei Stellen mehr sein dürften.
Der Film ist für mich eher ein Halb-Noir-Versuch des Abstrusen (im philosophischen Sinne), als jetzt wirklich ein Comic-Blutbrei. Er ist für seine unstete Ästhetik schauenswert, und weil Mads Mikkelsen diese Rollen der eher schweigenden Psychopathen kann. Aber es bleibt am Ende dennoch ein durchschnittlicher Film, der mit weniger Holzhammer ein paar Zwischentöne hätte treffen können und somit sicher etwas runder gewesen wäre.