Thema: Was ist das kurioseste Setting?

[Gunthar]

Was ist das kurioseste Setting, das ihr als Regelbücher habt oder sogar gespielt hattet?

Ich würde bei mir sagen, dass dieser Punkt an Ratten! geht. Da spielt man eine Ratte. (Irgendwo habe ich die beiden A5 Bücher davon noch rumliegen, aber gerade nicht greifbar.). Ein weiteres wäre, schon etwas "normaler": Ork! Das Rollenspiel. (Ja, das gibt es auf Deutsch von Truant.) Habe ich auch noch irgendwo.

[felixs]

Ich habe mal - unwissend und unvorbereitet - bei einem Anime-Rollenspiel mitgespielt.
Das war schon ziemlich  kurios. Und ich habe wirklich nicht verstanden, was die anderen sich da gegenseitig erzählt haben und welchen Zusammenhang das alles haben sollte.

[smerk]

Wie wäre es mit Sea Dracula, dem Tier-Anwälte-Tanz-Rollenspiel? Ist schon schräg.

[Eiserne Maske]

Für mich wird das wohl immer das spanische "Walküre" sein - ein laut Eigenwerbung "transhumanistisches, Hard-Science-Space-Opera-Spiel" mit Mondnazis und Space Sowjets sowie den Angelsachsen als drei Hauptmächten in einem quer über das Sonnensystem geführten Kalten Krieg im Jahre 2075. Man kann vom Beginn der alternativen Geschichte nach dem Ende des zweiten Weltkriegs bis eben zum erwähnten Datum jederzeit die detailliert beschriebene Geschichte nachspielen. Das System ist simulationistisch, die  sogenannte "CdB-Engine" (das B steht dabei für "Bicho"=Käfer und das vollständig übersetzte Akronym heißt glaube ich so ungefähr "zertritt den Käfer"). Wer das volle Basisbuch mit über 430 Seiten auf Spanisch mal anschauen will, hier gibt es das PDF als Download (Creative Commons):

Walküre

Die Spanier wollen es demnächst ins Englische übersetzen, aber wann das passiert weiß noch keiner.

Es gibt einige (nicht übermäßig spektakuläre) Trailer für vergangene Crowdfundings:

Grundbuch
Spielhilfe "Sturm und Drang"
Spielhilfen "Kreuzfeuer und Sonderaktion Rot"

Diese seltsame Begeisterung für Wehrmachtsmilitär bei Ausländern wird mir immer befremdlich bleiben - vielleicht bin ich zu alt.

[Gunthar]

Da wäre auch noch Hyberborea. In diesem Spiel sind die SC mächtige Waffen, die ihren Träger kontrollieren.

[Rhylthar]

Hm, habe hier ein paar Settings stehen, in dem antromorphe Wesen im Vordergrundstehen. Mouse Guard, Cairn, Mutant: Genlab Alpha.

Ansonsten noch "Belly of the Beast", bei dem man im Inneren eines gigantischen Wesens spielt.

[LushWoods]

Ich werfe mal Mechanical Dream und VURT in's Rennen.
Wobei ich Zweiteres nur gelesen, nicht gespielt habe.

Und dann gab's da noch dieses eine Game, dessen Name mir gerade entfallen ist: Da spielt man kafkaeske Insekten, die (im Nachleben?) in einer Art gigantischer Bibliothek herumwuseln ...

[Ruinenbaumeister]

Wie wäre es mit Everyone is John? Eine Stimme im Kopf eines Verrückten zu spielen finde ich schon sehr kurios.

[First Orko]

In der Kategorie "Kurios im Sinne von zynisch und abartig" möchte ich Serials nominieren: Man spielt Serienmörder. In einer Organisation.

Und im Sinne von "Was soll man in _dem_ Setting bitteschön machen?" kann ich nur auf ein Setting verweisen, von dem ich durch den Hässliche Cover-Thread überhaupt erfahren habe: Low Life. Eine Art postapokalpytisches Setting, in dem man... Überreste spielt, die intelligent/bewusst sind. Von Mutanten bis hin zu "Cremefillian - the heavily contaminated and irradiated remains of snack cakes, which have gained sentience over the millenia."

[nobody@home]

Diese seltsame Begeisterung für Wehrmachtsmilitär bei Ausländern wird mir immer befremdlich bleiben - vielleicht bin ich zu alt.

Vielleicht liegt's ja an den schnieken Hugo-Boss-Uniformen...

"Kuriose Settings", hm. Vielleicht habe ich einfach schon zuviel gesehen, aber spontan wollen mir in meiner persönlichen Raupensammlung so viele Extremausreißer eigentlich nicht auffallen. Das Setting, bei dem ich in letzter Zeit am ehesten "häh?" gemacht habe, vielleicht, weil's mir irgendwie so uramerikanisch erscheint, wäre wohl Frontier Spirit -- eine Fate World of Adventure, in der die Menschheit im Weltraum neue Welten erschließt und die Spielercharaktere...Medien, Schamanen und dergleichen sind, die für ein einigermaßen friedliches Auskommen mit den (real in einer Art "Nebenwelt" existierenden) örtlichen Naturgeistern sorgen sollen. Äh, ja klar...

(Wobei der Witz vielleicht zum Teil darin besteht, daß ich, wenn ich unbedingt was zum Thema "Siedler, vermutlich mehr oder weniger weiß, und 'magische Eingeborene'" spielen will, aus derselben Reihe schon Wild Blue habe, das fast die gleiche Idee deutlich "abenteuertauglicher" aufgreift, ohne dabei dieselbe Esoterikschiene zu fahren. Da sind eben sowohl die Magie als auch die 'Eingeborenen' deutlich konkreter und präsenter, und als Gesetzeshüter mit eigenen eigenwilligen magischen Superkräften haben die SC auch deutlich mehr Spielraum.)

[Kaskantor]

Power Plüsch & Plunder oder so ähnlich und definitiv Toons.

Toons ist schon echt lange her. Ich weiß noch, dass mein Kumpi eine Zigarette und ich eine Flasche Bier gespielt haben. Wir mussten natürlich höllisch aufpassen, dass man uns nicht aufraucht / austrinkt.

[Blizzard]

Ich werde mal Mechanical Dream und VURT in's Rennen.
Wobei ich Zweiteres nur gelesen, nicht gespielt habe.

Kannst du das-zumindest für Mechanical Dream- näher erläutern?

[Tyloniakles]

Da gibt's bei Powered by the Apocalypse so einiges ... Sowjetpilotinnen, Drogenkrieg, Samurai in Mexiko, Hasen, Drachenbabys, verfolgte Bräute, Koboldkanonenfutter ...

[TEW]

Tales from the Floating Vagabond

[Quaint]

Also wenn man nur Sachen nennen darf, die man auch gespielt hat, würde ich wohl Eclipse Phase nennen müssen.
Durch den Transhumanismus und morphologische Freiheit kommen da einfach massiv kuriose Sachen zusammen, und dadurch, dass man (und fast alle anderen) praktisch nicht sterben kann, ist ein so massives Umdenken erforderlich...

Da hat man dann tatsächlich so Sachen a la kommen ein Weltraumoktupus, ein japanischer Schulmädchen-Sexbot und ein Mondengel in eine Bar...

Natürlich gibt es mittlerweile eine ganze Reihe transhumanistischer Spiele, aber ich hab oft das Gefühl, dass die meisten davon irgendwie zahmer sind, also mit weniger morphologischer Freiheit und weniger absoluter Unsterblichkeit. Aber ich kenn halt Eclipse Phase am Besten.
Und man kann EP tatsächlich ganz brauchbar spielen, es verdreht einem nur ziemlich das Hirn.

[LushWoods]

Da gibt's bei Powered by the Apocalypse so einiges ... Sowjetpilotinnen, Drogenkrieg, Samurai in Mexiko, Hasen, Drachenbabys, verfolgte Bräute, Koboldkanonenfutter ...

Samurai in Mexico? Colour me intrigued?!

Ansonsten: Ha! Noumenon hies dieses Insekten-Dings
https://www.rpg.net/reviews/archive/12/12877.phtml

@Blizzard:
Wäre jetzt etwas zu viel das auszuführen, deswegen lasse ich als Anfang nur mal den Wiki-Link da.
https://en.wikipedia.org/wiki/Mechanical_Dream

Auf alle Fälle ein seeehr ungewöhnliches Fantasy Rollenspiel. Mit .. was ... Dreampunk (?!) Einflüssen.
War eigentlich ziemlich cool und, wie bei den Franzosen halt so üblich, sehr schön. Aber auf Dauer für uns doch zu abgefahren.

[Gunthar]

Grad vorhin darüber gestolpert: B&B (Bunnies & Burrows). Ein leichtes RPG, bei dem Man Kaninchen oder Hasen spielt.

[ManuFS]

Das Low Life Setting ist recht schräg. Es spielt viele tausend Jahre in der Zukunft, Menschheit hat sich längst ausgelöscht, und man spielt mutierte Kakerlaken und Twinkies.

[Pyromancer]

C°ntinuum zeichnet ein krasses Bild einer Gesellschaft von Zeitreisenden, d.h. eine "Zukunft" in der jeder einfach per Willensanstrengung in der Zeit reisen kann - und weil alle zeitreisen können, ist "Zukunft" natürlich auch "jetzt". Die SCs sind normale Leute, von heute, die von ihren zukünftigen Ichs in die Zeitreise-Gesellschaft eingeführt werden. Sehr verwirrend, sehr krass.

[Teylen]

Opus Magnum Man spielt einen Stein, in der (Berliner) Mauer.

The Shab-al-Hiri Roach Man spielt Charaktere die von einer Kakerlake mit Weltzerstörungsambitionen mental kontrolliert werden.

Hinsichtlich widerlichstes (zynisch/abartige) Settings (ohne direkt rassistisch zu sein):
Poison'D Man spielt böse Menschen die einander böses antun verkommen und dann sterben. Meines Erachtens dumm und anspruchslos.
Violence! Man spielt einen Psychopathen und kann unter anderen Babies in Kinderwägen ermorden und looten.

Samurai in Mexico? Colour me intrigued?!

Damit könnte Nahual gemeint sein.

[Daheon]

Oh, da gibt es ja so einiges. Tales from the Floating Vagabond ist ein Kandidat, Low Life ist sehr schräg und in letzter Zeit fand ich Uranium Chef für Fate recht drollig - Man spielt Köche in einer intergalaktischen Kochshow.

[eldaen]

Für viele vielleicht zu standard, aber ich fands gut:

Opus Anima (Steampunk meets Postapokalypse meets Sci-Fi meets Weird Horror)

und

Nefertiti Overdrive (High Octane Action in Ancient Egypt)

[Teylen]

Solipsist ist ein RPG über den philosphischen Exkurs die Welt mit Kraft seiner Gedanken manipulieren zu können. Für Spieler denen Mage: The Ascension / Magus: Das Erwachen zu geerdet war.

[Runenstahl]

Beim durchstöbern meiner Sammlung muß ich feststellen das es viele RPGs gibt die durch eigenwillige Kombinationen versuchen ihre eigene Nische zu finden.
Deadlands = Western + Fantasy
Cthulhutech = Mechs + Cthulhu
Paranoia = Endzeit + Orwell + Humor
Battlelords of the 23rd Century = Space Opera + Humor
Die Liste der RPGs in denen man ungewöhnliche Kreaturen in einer ansonsten (relativ) normalen Welt spielt ist dann noch länger. Die gesamte World of Darkness, diverse Systeme bei denen man Götter, Halbgötter, Dämonen oder Drachen spielt und etliche "Furry" Rollenspiele.

...insofern würde ich mal davon absehen derartige RPGs auf die Liste zu setzen. Vor allem wenn die einzelnen Zutaten gar nicht so ungewöhnlich sind.

Hier ein paar andere Vorschläge von mir:
Skyrealms of Jorune - Man spielt auf einer fremden Welt die ihre eigenen Ausdrücke und Kreaturen hat. Ein Setting in dem sowohl Blaster als auch Schwerter vorkommen. Die Kreaturen und spielbaren Spezies schwanken zwischen relativ gewöhnlich (Wolfsmenschen) und völlig bizarr (Thriddle). Hierbei kann der detailliert ausgearbeitete Hintergrund überzeugen... oder abschrecken weil man von vielen völlig fremdartigen Wörtern erschlagen wird. Beispielsätze aus den "Cultural Notes": "Tauther must defer to Drenn where appropriate" oder "The Chiven Rachu-eh are safe. Avoid their destruction. Ramian in chiveer are fair game. Bounties are common on chivs."

HoL - Human occupied Landfill - Wobei hier das Buch inkl. Layout an sich fast schon bizarrer ist als das Setting.

Mein Favorit:
Panty Explosion - Ein Anime Rollenspiel (das trotz des Titels durchaus ernsthaft spielbar ist und interessante Regelideen bietet). Man spielt (eventuell Psychisch begabte) Mädchen an einer japanischen Schule die sich mit dem Schulalltag, Monstern und anderen Problemen auseinandersetzen.

[Scimi]

Ich werfe Puppetland ins Spiel, wo die Spieler die Rolle von beweglichen (Fingerpuppen, Marionetten, Handpuppen, Schattenspielfiguren) in einer abgeschlossenen Puppenbühnenwelt übernehmen, wo das Kasperle verrückt geworden ist und die Macht an sich gerissen hat, nachdem es den menschlichen Schöpfer des Puppentheaters ermordet und aus dessen Haut Horrorpuppen genäht hat… Basiert auf der britischen "Punch & Judy"-Version des Kasperltheaters und ist gleichzeitig knuffig, bizarr und grausam.