Naja, der große Fehlstart hier ist halt, moderne rechtsstaatliche und humanistische Prinzipien auf ein typisches märchenartiges Fantasysetting anzuwenden. Wer an sowas Spaß hat -- da gibt es Bücher, die klassische Märchen, Geschichten und Legenden auf StGB-Relevanz abklopfen; "Der Fall Struwwelpeter" und wie sie alle heißen. ("...dürfte es sich um giftige Eisengallustinte gehandelt haben, wodurch sich der Nikolaus der schweren Körperverletzung...") Gibt es auch in Erwachsen mit der Nibelungensage.
Im typischen Fantasysetting hatte der Oger nicht eine schwere Kindheit und man muss auch keine Sozialprognose erstellen um Resozialisierungsmaßnahmen zu prüfen; er will dich fressen und feddich. Und wenn du ihn nicht in seinem Dungeon mausetot schlägst, kommt er raus und frisst die Bauern vom nächsten Dorf, weil das Oger eben so tun. Dem muss nicht zwingend gleich ein hartcodiertes Gesinnungssystem wie in D&D zugrunde liegen, aber es geht in die Richtung.
Fantasysettings sind auch sehr selektiv bzw streng genommen willkürlich darin, welchen Spezies so etwas wie "Menschenrechte" zuerkannt werden. Menschen, Elfen, Zwerge ja; Orks, Goblins, Oger, Trolle und so ziemlich alle anderen (meistens) nein. Das ist wie wenn du in unserer Welt einen Finnwal harpunierst -- rechtswidrig ist das nur, wenn du keine Lizenz dafür hast. Und in Fantasywelten brauchst du nichtmal eine Lizenz.
Andere Settings weichen freilich davon ab; in Cyberpunk etwa sind üblicherweise die SCs selber Kriminelle, die je nach Ton der Kampagne zwischen Einbruchdiebstahl und Auftragsmord alles Mögliche auf dem Kerbholz haben. Doch auch hier geht z.B. Shadowrun im Grundsatz davon aus, dass die Spieler die Guten darstellen wollen, die nur den skrupellosen Konzernen eins auswischen und dabei unschuldige Opfer vermeiden wollen.