Autor Thema: Lob der szenischen Vorbereitung  (Gelesen 7398 mal)

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Offline Antariuk

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Re: Lob der szenischen Vorbereitung
« Antwort #25 am: 13.02.2019 | 11:19 »
Der Witz an der szenischen Vorbereitung ist nicht, dass man ein total episches Finale mit einem großen Knall inszenieren kann. Sondern der Witz an der szenischen Vorbereitung ist, dass sie es besser als jede andere Art der Vorbereitung ermöglicht, den Hintergrund des Abenteuers, die Figuren und ihre Verwicklungen, die Schauplätze und den Zeitstrahl so zu entwerfen und zu optimieren, dass am Ende alles wirklich stimmig und natürlich zu einer guten Geschichte wird - was immer das sei (eben das, was die Gruppe von einer guten Geschichte in dem jeweiligen Spiel erwartet).

Für dich, und alle Fans der szenischen Vorbereitung vielleicht, aber so als Rundumschlag und Beanspruchung ist das doch ziemlich arg.

Ich schreibe die Szenen ja nicht irgendwie wahllos hin. Sondern ich überlege mir erst einmal ein paar interessante Figuren und Schauplätze, ein Thema, habe vielleicht ein paar coole Bilder vor Augen, habe vielleicht ein paar Dinge aus den Hintergründen der Charaktere, die ich aufgreifen will. Und dann überlege ich mir einen glaubwürdigen Hook, wie ich die Charaktere in das Geschehen involviere. In einer Kampagne muss ich die Ausgangssituation nach dem letzten Abenteuer berücksichtigen, bei einem One-Shot kann ich da stärker gestalten und eine Ausgangssituation vorgeben, in die die Spieler ihre Charaktere hinein schreiben sollen.

Auf den markierten Teil bezogen: Was soll dass denn für ein falsches Dilemma sein? Nur die Annahme, jemand würde behaupten dass Szenen wahllos vorbereitet würden, auch im Unterschied zur nicht-szenischen Vorbereitung frage ich mich, soll das jetzt echt heißen alle anderen machen das ohne Plan? :think: Improvisieren ist auch nicht nur wahllos Sachen aus dem Hut ziehen, sondern berücksichtigt (hoffentlich?) auch Hintergründe und Entwicklungen.

Und dann im Spiel helfen mir die Szenen beim Pacing. In Kampagnen mache ich nicht so viel Pacing, aber für einen One-Shot, für den ich notgedrungen ja nur das eine Zeitfenster habe, ist Pacing unheimlich wichtig, um ihn zu einem für alle befriedigenden Ende zu führen. Und dafür ist es sehr hilfreich, eine mehr als nur rudimentäre Vorstellung davon zu haben, wie es weitergehen könnte. Ich verwende dazu meistens eine 3-Akt-Struktur, aber das bin nur ich. Der Punkt ist: Die Szenen sind mein Schlachtplan. Und einen Schlachtplan zu haben, ist gut. Es ist viel besser, als keinen Schlachtplan zu haben. Schlecht wird es nur, wenn man nicht in der Lage ist, den Schlachtplan an sich ändernde Gegebenheiten anzupassen. Wer das nicht kann, ist eben als Feldherr ungeeignet.

Dem schließe ich mich zu 100% an.

Mal als Vergleich szenisches Vorbereiten vs. Impro in Reinform (auch wenn er hinkt):

Ich bereite mir gern Playlist fürs Rollenspiel vor. Die sind thematisch vorsortiert, und die Reihenfolge der Tracks ist variabel. Aber ich schmeiße doch nicht einfach Spotify im Shuffle Modus an.

Hm, nee, is klar...  ::) Der Vergleich hinkt nicht, der ist querschnittsgelähmt. Das "Gegenteil" von szenischer Vorbereitung ist ja nicht, so lange Dinge auf die Spieler zu werfen bis irgendwas zufällig mal zündet, man spielt ja trotzdem einen thematischen Fokus und benutzt entsprechend thematische Elemente.
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Offline korknadel

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Re: Lob der szenischen Vorbereitung
« Antwort #26 am: 13.02.2019 | 11:36 »
Ich prüfe bei Abenteuern auch immer vorher, ob mir die Szenen gefallen oder einfallen, die ich dann präsentieren werde. Das fällt mir bei Sandbox-Abenteuern immer schwerer.

Hm, so wie ich Sandbox verstehe, ist das doch im Grunde bereits eine vorbereitete Szene. Hintergründe, NPCs und ihre Motivationen, Strategien etc. habe ich doch alles in der Sandbox. Ich muss das alles dann nur an die Aktionen und Motivationen der SCs anpassen, und genau das macht Vermi mit seinen vorbereiteten Szenen doch auch. Also ich empfinde eine Sandbox schon weitgehend wie einen Schlachtplan.
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Offline Maarzan

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Re: Lob der szenischen Vorbereitung
« Antwort #27 am: 13.02.2019 | 11:40 »
Für dich, und alle Fans der szenischen Vorbereitung vielleicht, aber so als Rundumschlag und Beanspruchung ist das doch ziemlich arg.
Was steht da als vorbereitete Alternative noch zur Auswahl?


Auf den markierten Teil bezogen: Was soll dass denn für ein falsches Dilemma sein? Nur die Annahme, jemand würde behaupten dass Szenen wahllos vorbereitet würden, auch im Unterschied zur nicht-szenischen Vorbereitung frage ich mich, soll das jetzt echt heißen alle anderen machen das ohne Plan?

Nicht alle, aber so einige, welche "szenisch vorbereiten", aber dann eben nicht die SC oder auch bisherige Handlung im Auge haben, sondern sich primär oder gar rein von ihren tollen Ideen für Story und Szenen treiben lassen und die Spieler und deren Figuren dann als Nachgedanken mit dem Holzhammer reinzupressen versuchen.
Und ganau da wollte er wohl aufzeigen, wo man eben "im System bleibend" vorbauen kann, um hinterher nicht in unnötige Konflikte zu kommen.

Planung ist nebenbei eh noch kein Railroaden, aber wenn man sich dann eben nicht von der (zugegeben aufwändigen) Vorbereitung trennen will, ist das natürlich eine nicht geringe Motivation dann Sachen doch mit dem Macht hinzuschienen.

Hm, so wie ich Sandbox verstehe, ist das doch im Grunde bereits eine vorbereitete Szene. Hintergründe, NPCs und ihre Motivationen, Strategien etc. habe ich doch alles in der Sandbox. Ich muss das alles dann nur an die Aktionen und Motivationen der SCs anpassen, und genau das macht Vermi mit seinen vorbereiteten Szenen doch auch. Also ich empfinde eine Sandbox schon weitgehend wie einen Schlachtplan.

Ich glaube das mit "Szene" sieht dann jeweils etwas anders aus. In einer Sandbox fühlt sich für mit der Begriff "Situation" irgendwo passender an.
Und der Teil danach hört sich erst recht nicht mehr nach Sandbox an - was es ja auch nicht muss, bzw. bei den gesetzen Zielen hier auch gar nicht möglich ist.
« Letzte Änderung: 13.02.2019 | 11:43 von Maarzan »
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

eldaen

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Re: Lob der szenischen Vorbereitung
« Antwort #28 am: 13.02.2019 | 12:01 »
Mal als Vergleich szenisches Vorbereiten vs. Impro in Reinform (auch wenn er hinkt):

Ich bereite mir gern Playlist fürs Rollenspiel vor. Die sind thematisch vorsortiert, und die Reihenfolge der Tracks ist variabel. Aber ich schmeiße doch nicht einfach Spotify im Shuffle Modus an.

Hm, nee, is klar...  ::) Der Vergleich hinkt nicht, der ist querschnittsgelähmt. Das "Gegenteil" von szenischer Vorbereitung ist ja nicht, so lange Dinge auf die Spieler zu werfen bis irgendwas zufällig mal zündet, man spielt ja trotzdem einen thematischen Fokus und benutzt entsprechend thematische Elemente.

Das ist nicht, was ich meinte. Ich hätte das wohl klarer formulieren müssen. Neuer Versuch:

"Ich bereite mir gern Playlist fürs Rollenspiel vor. Die sind thematisch vorsortiert, und die Reihenfolge der Tracks ist variabel. Aber ich passe doch weder das Geschehen an meine Liste an, noch schmeiße ich einfach Spotify im Shuffle Modus an oder fange in dem Moment erst an, mir Gedanken zu machen."

Ich hab es halt vorher durchdacht und kann aus einem Pool an Ideen schöpfen. Gut vorbereiteten Ideen. Verknüpfte Ideen. Und je mehr Zeit ich habe, so etwas vorzubereiten, desto höher ist die Erfolgsaussicht, logisch zusammenhängende, miteinander verbundene *und* eine spannende Geschichte abgebende Elemente parat zu haben. Mit weniger Vorbereitung / Impro kannst du das auch erreichen. Aber nicht mit so hoher Wahrscheinlichkeit (höflich formuliert). Und oberflächlicher bleibt es tendenziell auch.

Ich denke, es hängt davon ab, was man mit dem Rollenspiel erreichen will. Da sind die Vorstellungen ja sehr unterschiedlich. Für einiges braucht man eben eher eine Szenische Vorbereitung, für anderes genügt Improvisation.

Ich zum Beispiel bereite meine Plots szenisch vor - aber die Gegnerwerte improvisier ich. Andere "improvisieren" ihre Plots und arbeiten detaillierte NSC Stats aus. Wie gesagt, ein jeder nach seiner Façon.

Ich freue mich nur einfach, dass es endlich mal einen Thread gibt, der diese Herangehensweise lobend hervorhebt.
« Letzte Änderung: 13.02.2019 | 12:03 von HEXer »

Offline Crimson King

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Re: Lob der szenischen Vorbereitung
« Antwort #29 am: 13.02.2019 | 13:06 »
Hm, so wie ich Sandbox verstehe, ist das doch im Grunde bereits eine vorbereitete Szene.

Szene ist hier durchaus so zu verstehen, wie das Wort auch im FIlm- und Theaterkontext zu verstehen ist, also als in Bezug auf Ort, Personen und Handlung stehende Einheit.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
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Wenn hinten, weit, in der Türkei,
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Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

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Spidey

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Re: Lob der szenischen Vorbereitung
« Antwort #30 am: 13.02.2019 | 14:17 »
Der Trick besteht eben darin, diese Szenen im Spiel nicht als unumstößlich anzusehen, sondern jederzeit bereit zu sein, doch etwas anderes zu machen, wenn die Gruppe sich etwas Unvorhergesehenes einfallen lässt. Normalerweise findet sich auch das zum Improvisieren erforderliche Material in einem szenisch vorbereiteten Abenteuer irgendwo wieder. Und wenn nicht, muss sich der Spielleiter eben schnell mal was einfallen lassen - von seinen Spielern erwartet er das schließlich auch die ganze Zeit!

+1

Ich nenne das mal "ergebnisoffene Vorlage" - immer mit dem Hintergedanken vorbereiten, dass die Vorbereitung den Erstkontakt nicht überlebt aber damit man einen groben Plan hat was passieren könnte und vielleicht noch ein paar Ansatzpunkte für die Improvisation im Spiel.

Früher habe ich fast nur Spiele geleitet, die stationäre Sandboxen waren, also wo sich das Geschehen auf einen fixen Ort mit einem überaschaubaren Roster an immer wieder auftretenden NSC konzentriert. Da brauchte ich nicht mehr als die NSC und ein paar Beschreibungen zu den Orten und war dadurch gut genug vorbereitet, um praktisch alles was in der Spielrunde passiert völlig freihändig zu improvisieren.

Für mich kam der Umbruch mit dem klassischen Abenteuer-Wanderspiel und der Notwendigkeit, immer neue Szenarien, Locations und NSCs aus dem Hut zu zaubern. Da kam ich dann an meine improvisatorischen Grenzen, vor allem da ich es nicht mag, keine klaren Vorstellungen von der Szenerie zu haben, in der sich die Spielercharaktere bewegen und auch aus Zufallstabellen zusammengewürfelte Szenarien mir oft viel zu beliebig und stimmungslos vorkommen. Da musste ich irgendwann dazu übergehen, sehr viel mehr als nur grobe Umrisse vorzubereiten. Aber eben immer mit dem vordergründigen Gedanken, dass der Spielverlauf durch die Handlungen der Spieler bestimmt wird.


Darüber hinaus hab ich für mich auch noch festgestellt, dass ich einfach nicht mehr so gut improvisieren kann wie früher. Ich bin nicht mehr so schnell und kreativ. Vielleicht geht mir zu viel anderes im Kopf rum, vielleicht kommt das auch durch die lange Spielpraxis und einen möglichen Verschleiß an Ideen. Auf jeden Fall bereite ich mittlerweile auch Sandboxen ein wenig szenisch vor, um eine klare Blaupause für mich (und nicht für die Spieler) zu haben.

Offline Sphinx

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Re: Lob der szenischen Vorbereitung
« Antwort #31 am: 13.02.2019 | 21:47 »
Hab mir das Beispiel mal angeschaut. Das sieht nach viel Arbeit aus du du in die Vorbereitung steckst.
Ich finde da auch gar nichts verkehrt dran, was funktioniert sollte man auch nutzen.

Ich persönlich befinde mich auf einer Quest meine Vorbereitung so maximal wie möglich zu Minimieren.
Was im Endeffekt aktuell heißt das ich im in 20 Min einen 3 Stunden Spielabend vorbereiten kann. Aber das heißt nicht das ich das tue, ich stecke aber jetzt mehr Zeit in andere Dinge wie Handouts, Maps und der gleichen.
Aber selbst diese kurze Vorbereitung mache ich ehr Scenen-artig. Nach dem Schema  Ort->was wollen sie da? -> warum können sie es nicht einfach haben?

Offline Lord Verminaard

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Re: Lob der szenischen Vorbereitung
« Antwort #32 am: 13.02.2019 | 22:15 »
Ja, das mit der Vorbereitung war bei mir dann zeitweilig auch eine große Hürde, in viele Runden bin ich dann ohne dieses Level an Vorbereitung gegangen und die entsprachen dann leider auch meistens nicht dem, was ich eigentlich von mir erwarte, wenn ich leite. Das war sicherlich auch einer der Gründe meiner "Reise", dass ich den Versprechen von einem vorbereitungsarmen Rollenspiel, das trotzdem genauso toll ist, nachgejagt bin. Aber für mich hat sich das nicht bewahrheitet. Sicherlich gibt es irgendwann den Punkt der Diminishing Returns. Aber der ist jedenfalls bei mir definitiv weit jenseits von 20 Minuten.

Dass das Thema Sandbox hier auch aufkommt, war wohl unvermeidbar. ::) Die klassische Sandbox, genau wie im Übrigen Bass Playing oder auch "Play to find out" im Sinne der pbtA-Systeme, sind nicht vorbereitungsarm, sie sind aber alle dadurch geprägt, dass die Vorbereitung gerade nicht den Fokus auf einen bestimmten Handlungsablauf legt, sondern einfach nur auf Hintergründe, NSCs, Schauplätze, mögliche Hooks/Bangs. Und genau das habe ich versucht zu illustrieren, was da aus meiner Sicht der Vorteil der szenischen Vorbereitung ist, nämlich eben, gezielt zu hinterfragen, was für eine Art von Plot/Geschichte sich wohl aus dem Hintergrund, den man entwickelt, ergeben wird. Und den Hintergrund genau darauf zu optimieren. Das ist, so wie ich es verstehe, das Gegenteil von Sandbox, ich bitte jedoch darum, das Thema Sandbox hier jetzt nicht weiter auszuwalzen, Sandbox-Threads hatten wir ja nun wirklich schon genug. ;)
« Letzte Änderung: 13.02.2019 | 22:16 von Lord Verminaard »
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Offline korknadel

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Re: Lob der szenischen Vorbereitung
« Antwort #33 am: 14.02.2019 | 06:47 »
Dass das Thema Sandbox hier auch aufkommt, war wohl unvermeidbar. ::) Die klassische Sandbox, genau wie im Übrigen Bass Playing oder auch "Play to find out" im Sinne der pbtA-Systeme, sind nicht vorbereitungsarm, sie sind aber alle dadurch geprägt, dass die Vorbereitung gerade nicht den Fokus auf einen bestimmten Handlungsablauf legt, sondern einfach nur auf Hintergründe, NSCs, Schauplätze, mögliche Hooks/Bangs. Und genau das habe ich versucht zu illustrieren, was da aus meiner Sicht der Vorteil der szenischen Vorbereitung ist, nämlich eben, gezielt zu hinterfragen, was für eine Art von Plot/Geschichte sich wohl aus dem Hintergrund, den man entwickelt, ergeben wird. Und den Hintergrund genau darauf zu optimieren. Das ist, so wie ich es verstehe, das Gegenteil von Sandbox,

Okay, verstehe ich anders, und deshalb kapiere ich mal wieder nichts mehr hier, und vielleicht stimmt dann meine obige Aussage, dass ich im Grunde nie etwas anderes mache als "szenisch" vorzubereiten, in Deinem Sinn dann doch nicht. Kann mit meinen Erfahrungen dann wohl doch nicht andocken. 
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Offline Weltengeist

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Re: Lob der szenischen Vorbereitung
« Antwort #34 am: 14.02.2019 | 06:50 »
Wie Vermi schon sagt: Bitte nicht noch eine "Was ist eigentlich eine Sandbox?"-Diskussion...
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Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: Lob der szenischen Vorbereitung
« Antwort #35 am: 5.03.2020 | 18:01 »
Bei mir hängt es stark vom 'Medium' ab, wie stark ich in die szenische Vorbereitung gehe. Grundsätzlich liegt mir diese Herangehensweise sehr und ist mein bevorzugtes Mittel bei der inhaltlichen und emotionalen Strukturierung einer Spielrunde.
Am stärksten zum Tragen kommt das szenische Vorbereiten bei mir in Oneshots. Ich bin ein SL der grundsätzlich Probleme mit dem Zeitmanagement hat: ich habe meistens viel zu viel Plot/Handlung für einen begrenzten Zeitslot wie beispielsweise die 4-5 Stunden auf einem :T:reffen.
Umso wichtiger empfinde ich es, sich eine Übersicht der Dinge zu machen, die am Spielabend be- oder erarbeitet werden sollen.

Ich notiere mir also Szenen, in denen Probleme/Ziele/Wünsche der einzelnen Spielercharaktere behandelt werden sollen. Meist zunächst völlig wahllos und ungeordnet, es geht an diesem Punkt eher um eine Stoffsammlung. Dann beginne ich, die Szenen in eine bestimmte Reihenfolge zu bringen, im Groben mit der Frage im Hinterkopf: wie würde das in einem Film/einer Serie umgesetzt?
Danach prüfe ich die Szenenfolge auf Spotlight: bekommen alle SCs in etwa die gleiche Aufmerksamkeit? Ist die Szenenabfolge gut durchmischt, so dass alle Spieler am Tisch in etwa nach der selben Zeit wieder 'an der Reihe' sind?

Es gibt auch immer bestimmte Schlüsselszenen, die durch Dramaturgie/Aktstruktur vorgegeben sind: Exposition, Wendepunkte, Tiefpunkte, Conclusion-Szenen etc. Die werden dann an passenden Punkten in die Szenenabfolge eingegliedert und sind meisten so konzipiert, dass in ihnen alle Spielercharaktere anwesend sind (geht nicht immer, ist aber grundsätzlich das Ziel).
So entspinnt sich dann allmählich mein 'Plot' bzw. 'Abenteuer', allerdings muss ich dabei auch betonen, dass ich sehr viele Szenen als spielerinitiiert deklariere. Das sind dann Szenen, die ich für wahrscheinlich halte, bei denen es aber darauf ankommt, ob die Spieler sie von sich aus bringen, oder eben nicht. Ein Beispiel: SC A weiß, dass SC B von seiner Ehefrau betrogen wird. B hätte ein reges Interesse daran, dieses Wissen A mitzuteilen, weiß aber, dass dies A zerstören würde. Macht er es oder nicht? -> Spielerentscheidung.
Meine Szenenplanung besteht daher meist aus einer Mischung aus vorgegebenen Szenen und dynamischen, die sich direkt aus dem Spielverlauf ergeben, die ich aber mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit sicher oder weniger sicher einbuchen kann.

So. Obiges gilt aber bei mir, wie angedeutet, primär bei Oneshots. Wenn ich Kampagnen leite, habe ich eine deutlich weniger konkrete Szenenplanung. Da arbeite ich eher mit bestimmten Storyvektoren und möglichen Entwicklungslinien, aus denen ich dann ein paar konkretere Szenen ableite.
Im Gegensatz zur Planung eines Oneshots, die durchaus Tage und Wochen in Anspruch nehmen kann, entscheide ich den Szenenablauf für Kampagnensessions eher kurzfristig, meist am Spieltag. Während ein Oneshot bei mir durchaus um die 15-20 Einzelszenen haben kann, bewegt sich eine Kampagnensession (bei ähnlicher Länge, meist 3-4 Stunden) eher bei 5-7 Einzelszenen.

Offline Jiba

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Re: Lob der szenischen Vorbereitung
« Antwort #36 am: 5.03.2020 | 20:04 »
Interessantes Thema.

Die klassische Sandbox, genau wie im Übrigen Bass Playing oder auch "Play to find out" im Sinne der pbtA-Systeme, sind nicht vorbereitungsarm, sie sind aber alle dadurch geprägt, dass die Vorbereitung gerade nicht den Fokus auf einen bestimmten Handlungsablauf legt, sondern einfach nur auf Hintergründe, NSCs, Schauplätze, mögliche Hooks/Bangs.

Ich glaube, das ist ein kardinales Missverständnis. Zunächst gibt es PbtA-Spiele mit ganz klarer szenischer Vorbereitung als Voraussetzung. „The Sprawl“, „City of Mist“ und auch „Monster of the Week“ fielen mir da als erstes ein.

Außerdem ist es, zumindest für mich, unmöglich, das von dir im Zitat vorzubereiten, OHNE gleich auch Szenen und Handlungsverläufe zumindest latent mitzumeinen.
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

HEXer

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Re: Lob der szenischen Vorbereitung
« Antwort #37 am: 5.03.2020 | 20:49 »
Der Punkt ist: Die Szenen sind mein Schlachtplan. Und einen Schlachtplan zu haben, ist gut. Es ist viel besser, als keinen Schlachtplan zu haben. Schlecht wird es nur, wenn man nicht in der Lage ist, den Schlachtplan an sich ändernde Gegebenheiten anzupassen. Wer das nicht kann, ist eben als Feldherr ungeeignet.

Eisenhower halt :"Plans are worthless, but planning is everything."

Vielen Dank für den Beitrag! Ich sehe das auch ziemlich genau so. Ich railroade nicht, aber überlege mir, welche Bahnhöfe es gibt und versuche ein möglichst flexibles Schienennetz aufzubauen, inklusive Ausweichrouten. Ich habe einen Fahrplan und bereite eine unterhaltsame Reise zu schönen Schauplätzen und Ereignissen vor, aber im tatsächlichen Betrieb kommen dann eben auch die Störungen und dann habe ich gerne eine Idee, welche Wege die Spieler so einschlagen könnten und kann die Strecke und Szenerie beschreiben und weiß, wohin sie führt. Und kann zur Not, wenn die Spieler nicht weiter wissen auch mal den beratenden Schaffner spielen. Trotzdem spiele ich schon lange "to find out". Sonst würde ich Geschichten schreiben und nicht spielleiten.

Nun ist es bei mir aber auch so, dass ich hauptsächlich Pulp und eher plotgetriebene RPGs leite. So richtig tiefgründige Drama-Spiele habe ich schon länger nicht im Repertoire gehabt. Mag sein, dass es da andere Herangehensweisen braucht. Aber ich für mich komme mit ziemlich genau der Vorbereitung, wie du sie beschreibst sehr gut zurecht. Und einen Plan zu haben und den zu oktroyieren sind ja auch zwei Paar Schuhe. Interessant ist vielleicht tatsächlich die Frage, für welche Arten zu spielen / welche Settings eine szenische Vorbereitung vielleicht besser geeignet ist und für welche weniger gut.

Offline 1of3

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Re: Lob der szenischen Vorbereitung
« Antwort #38 am: 5.03.2020 | 20:52 »
Außerdem ist es, zumindest für mich, unmöglich, das von dir im Zitat vorzubereiten, OHNE gleich auch Szenen und Handlungsverläufe zumindest latent mitzumeinen.

Deshalb interessiert es mich so, was mit "szenisch vorbereiten" eigentlich gemeint ist.

So entspinnt sich dann allmählich mein 'Plot' bzw. 'Abenteuer', allerdings muss ich dabei auch betonen, dass ich sehr viele Szenen als spielerinitiiert deklariere. Das sind dann Szenen, die ich für wahrscheinlich halte, bei denen es aber darauf ankommt, ob die Spieler sie von sich aus bringen, oder eben nicht. Ein Beispiel: SC A weiß, dass SC B von seiner Ehefrau betrogen wird. B hätte ein reges Interesse daran, dieses Wissen A mitzuteilen, weiß aber, dass dies A zerstören würde. Macht er es oder nicht? -> Spielerentscheidung.

Danke für die sehr detaillierte Erläuterung. Ich finde es interessant, dass hier ganz andere Aspekte zum Tragen kommen als in Vermis Startbeitrag. Während es dort quasi, um gewisse Elemente des Genres ging, scheint dein Ansatz hier darauf zu Zielen, dein Wünschen und Konzepten der SCs hinreichend Spotlight zu verschaffen.

Was ich mich dabei frage: In dem Beispiel hast du es nun für möglich befunden, dass SC B mit SC A über desen Frau sprechen wird. Tust du dahingehend noch mehr? Ich meine, bereitest du diese mögliche Szene irgendwie vor? Oder kalkulierst diese Möglichkeit bei Szenen, die selber initiieren willst, irgendwie ein?

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: Lob der szenischen Vorbereitung
« Antwort #39 am: 5.03.2020 | 21:25 »
Tust du dahingehend noch mehr? Ich meine, bereitest du diese mögliche Szene irgendwie vor? Oder kalkulierst diese Möglichkeit bei Szenen, die selber initiieren willst, irgendwie ein?
Nein, idR pushe ich solche Entscheidungen nicht von außen, muss aber auch dazu sagen, dass ich bislang immer mit sehr proaktiven Spielern gesegnet war. Gerade in 'Drama'-Runden, die sich sehr stark um die Konflikte und das Gefühlsleben der Spielfiguren drehen, sind solche Ausgangssituationen ja von den Spielern gewollt oder sogar direkt in den Charakterhintergründen angelegt. Im Endeffekt spielt man darauf hin, dass es zum 'Reveal' zwischen Charakter A und B kommt, da die daraus resultierenden Twists die Story interessant machen.
Dass die Information "Ehefrau von B betrügt ihn" ans Licht kommt, würde ich nur dann extern forcieren, wenn sie für einen übergeordneten Plotstrang relevant wäre.

Und meine Vorbereitung auf eine solche Szene beschränkt sich wirklich auf einen kurzen Szenenanriss, wie z.B.:
"Wo? Möglicherweise im Appartment von A, oder im Hinterhof des Diners bei den Mülltonnen. Was? In dieser Szene konfrontiert A B und erzählt vom Verhältnis seiner Ehefrau. Wie reagiert B?"

Offline Teylen

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Re: Lob der szenischen Vorbereitung
« Antwort #40 am: 6.03.2020 | 10:17 »
Da nach anderen Vorbereitungsformen gefragt wurde:

) Klassische Sandbox
Wo man viele Personen, viele Handlungen, viele Orten unabhängig von Spielern beschreibt.

) Motive & Handlungsausarbeitung ohne Szenen
Wo man ausarbeitet was, wann, wo und wieso passiert ist und die Spieler drauflos lässt ohne Szenen vorzubereiten

) Vorbereitete Kooperative Gestaltung
Wo man Elemente ausarbeitet, beispielsweise eine Hex-Karte, Dungeon oder Kernkonflikte, die Details aber durch (ggf. führende) Gespräche mit Spielern feststellt. (passiert bei PbtA häufig, alternativ sowas wie Montsegur 1244)

) Nicht-Vorbereitete Kooperative Gestaltung
Wo Setting, Motivation und Konflikt durch alle bestimmt wird. Klassisches Beispiel: Fiasco (kann bei PbtA auch passieren)
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Offline Issi

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Re: Lob der szenischen Vorbereitung
« Antwort #41 am: 7.03.2020 | 16:34 »
Falls Karten und Bildmaterial dazu zählt, das mach ich auch.

Zitat
Was ich mich dabei frage: In dem Beispiel hast du es nun für möglich befunden, dass SC B mit SC A über desen Frau sprechen wird. Tust du dahingehend noch mehr? Ich meine, bereitest du diese mögliche Szene irgendwie vor? Oder kalkulierst diese Möglichkeit bei Szenen, die selber initiieren willst, irgendwie ein?

Ich (und auch meine SL)pushen solche Dinge ggf. schon von außen.
Aber  die letztliche Entscheidung liegt natürlich bei den Spielern.
Wie kann man das machen?- In dem man die Situation sich zuspitzen lässt.-
z.B. Dinge passieren quasi mehr oder weniger offensichtlich, so , dass Verdacht-schöpfen leichter möglich ist.

-Situationen spitzen sich zu oder es werden Situationen auferlegt, die bestimmte Entwicklungen begünstigen.
-SC werden durch NSC z.B. provoziert/gereizt/gelockt/ erpresst/ gedrängt whatever.
« Letzte Änderung: 8.03.2020 | 05:31 von Issi »