Der Markt würde IMHO vorhanden sein, aber quasi die Nische einnehmen, die aktuell so Sachen wie Beyond the Wall oder wegen meiner auch Dungeon World einnehmen. Einfach aus den aktuellen Seh- und Konsumgewohnheiten heraus, wie auch aus dem "Zeitfaktor" heraus - dass Rollenspiel eben nur eins unter mehreren Hobbies ist, die man hat.
Da schließt man mMn (zu) schnell von sich auf andere.
Sprich: Nur weil man selbst keine Zeit mehr hat (=sich die Zeit nicht mehr
nimmt), sich mit den dicken Brocken zu befassen, heißt das nicht, dass es dem Rest der Menschheit genau so geht.
Im Gegenteil können ganz offensichtlich sehr viele "immer noch" DSA, SR o.Ä. spielen.
Genau so gibt es unheimlich viele, die nach der ersten Anfangsphase einen gefühlten Bedarf an umfassenden, komplexen Regelwerken entwickeln und dann auf genau diesem Stand glücklich werden - das meinte ich damit, dass sich das in grauer Vorzeit parallel entwickelt hat: die ersten zwei Spielergenerationen haben diese Entwicklung mit den Regelwerken mitgemacht.
Aber nur weil man als altgedienter Würfelschwinger heute vielleicht wieder anders darüber denkt, bedeutet das keineswegs, dass die heutigen Einsteiger das auf Anhieb genau so sehen. Die müssen ihre Wohlfühl-Ecke im Hobby erst noch finden und da ist das einzige, was man sicher sagen kann: Der Einstieg mit den "Vollversionen" der Platzhirsche ist heute wesentlich schwerer als früher.
Aber wo die Reise für den Einzelnen letztendlich hingeht - das ist offen. Man kann lange sinnieren, wie eine "neutrale" Spielerentwicklung ohne die regelunabhängigen Einflussgrößen bei den Platzhirschen aussehen würde. Aber man muss auch sehen, dass diese Regelwerke ihre Entwicklung nicht zufällig so gemacht haben, wie sie gelaufen ist - und erst recht nicht
gegen die Bedürfnisse der breiten Spielerschaft. Völlig unabhängig davon, welches konkrete System sich behaupten konnte und welches nicht; die großen Entwicklungstrends waren damals und sind heute noch systemübergreifend.
Ich denke schon, dass es unter den Mainstreamsystem-Spielern eine Dunkelziffer gibt, die bei entsprechendem Angebot sofort wechseln wollen würden.
Wenn die ausreichend Leidensdruck hätten, würden sie sich das Angebot selbst schaffen - so wie es ein relativ kleiner Anteil eben tut.
Über den Fehleindruck, dass 90% aller Spieler nur auf Indie-System X gewartet haben, um aus der Platzhirsch-Tretmühle auszubrechen, ist schon so mancher gestolpert. Die meisten wollen wirklich nicht.
Wir gehen ja häufig vom inhaltlichen aus, aber der Erstkontakt kommt ja auch über das optische zustande.
Da ist dann die Frage, wer sich über den Erstkontakt hinaus darin vertieft und langfristig dabei bleibt - und das können wir wieder nicht von der Präsenzgeschichte trennen. Wer als Anfänger in eine bestehende DSA5-Runde einsteigt, hat das natürlich irgendwann drauf.
Das ist aber schon eine deutlich andere Nummer als sich dem Stunde 0-Ansatz folgend mit 4-5 Kumpels ein paar Systeme anzuschauen und darunter eins auszusuchen. Da rennt man doch z.B. bei einem SR5 nur noch schreiend weg, sobald man sich ein paar Alternativen angeschaut hat.