Nachbrenner/FWIW:
Meine örtliche Mayersche-Filiale hat eine kleine Handvoll DSA-Gedöns in der Fantasy- und Comic-Ecke stehen.
Da könnte ich eigentlich mal nachhaken, auf wessen Betreiben das dort stattfindet (haben AFAIK andere Filialen nicht) und wie der Absatz ist.
@YY
Da kann ich auf jeden Fall mal aus dem Nähkästchen plaudern:
- die Filialen bestellen die Rollenspiele auf eigene Faust. Im Normalfall, weil jemand vor Ort ist, der sich damit auskennt (ich schätze mal, die Filiale die Du meinst ist Essen oder Dortmund(?)). Zentral werden die nicht bestellt, weil man natürlich auch jemanden braucht, der die Dinger dann verkauft. Da sind die klassischen Spieleverlage (Schmidt, Asmodee etc.) weiter: sie veranstalten regelmäßig Seminare für Buchhändler mit den Neuerscheinungen oder Top-Produkten, wo die jeweiligen Spiele vorgestellt und ausführlich angetestet werden - dann kann man nämlich auch die eigene Begeisterung an Kunden weitergeben...
- Es gibt einige Hürden, warum Rollenspiele nicht breiter vertreten sind (selbst wenn Du einen passionierten Rollenspieler vor Ort hast):
- Was stellt man ins Regal? Nur Grundregelwerke? Damit kriegst Du die Veteranen nicht und insgesamt ist der Bereich zu unauffällig. Ausgewählte Werke (z.B. Neuerscheinungen oder gerade angesagte Sachen)? Dann hast Du trotzdem nie da, was der Käufer sucht. Komplette Reihen oder Verlagsprogramme? Das bringt die nächsten Probleme mit:
- Bücher brauchen Platz. Wenn sich ein Rollenspielbuch für sagen wir mal 29,90€ 1x im Monat verkauft (was schon extrem viel wäre) oder ich einen gut gängigen Roman für 9,99€ dort hin stelle (der sich 5-6x im Monat verkauft), muss man als Händler eine wirtschaftliche Entscheidung treffen (meist ist die Differenz wesentlich deutlicher). Das summiert sich natürlich, wenn man von einem ganzen Regal (5-6 Böden @ 1m Breite) spricht. Weniger lohnt sich kaum, da sonst die "Rollenspielecke" kaum wahrnehmbar ist.
- Man hat i.d.R. mit den Verlagen oder Zwischenhändlern Remissionsvereinbarungen (z.B. wenn sich ein Buch in 6 Monaten nicht verkauft, darf man es gegen eine Gutschrift zurückgeben). 0x verkauft in 6 Monaten ist bei Rollenspielbüchern (abseits der GRW) keine Seltenheit. Rücksendungen werden im Normalfall vom Warenwirtschaftssystem geflaggt, damit der Disponent weiß "war nicht gut, lieber nicht noch mal bestellen". Disclaimer: 6 Monate sind ein Beispiel und man hat natürlich die Entscheidungshoheit.
- Die Verlagslandschaft ist nicht so professionell aufgestellt wie beim klassischen Buch (es gibt einige wenige, z.B. Ulisses, Pegasus etc.). Das fängt bei der Qualität der Metadatenlieferung an, geht über die Lieferbarkeit bei den Barsortimenten (Zwischenhändlern) und hört bei Konditionen, Liefer- und Remissionsbedingungen sowie Rechnungsstellung usw. auf. Im Zweifel sind dann direkt mehrere Abteilungen damit beschäftigt, das Buch, was sich 2-3x pro Jahr/Filiale verkauft in den Laden zu bringen (Logistik, Warensteuerung, Buchhaltung etc.)
- Ich kann mir sehr gut vorstellen, das Starterboxen (z.B. D&D oder jetzt auch die neue "Stranger Things"-Box) funktionieren. Dann aber mit entsprechender Marketingtrommel des Verlags, Werbekostenzuschüssen für die Buchhandlung und Infos für die Mitarbeiter, was da überhaupt verkauft werden soll. Denn auch unter Buchhändlern sind die Rollenspieler rar gesät. Den Aufwand wird aber kaum ein Verlag (in D) stemmen können und wollen.