Hätte in das Starterabenteuer auch nen Johnson reingepackt... Danke für den Link.
Ich zweifel gerade, dass das Kampfsystem gestreamlined ist. Plötzlich muss man zweimal Dinge vergleichen. Werte zu vergleichen kostet recht viel Zeit, denn dann müssen zwei Personen Werte nennen. Für mich ist das, das Gegenteil von gestreamlined.
In
Shadowrun 4 hatte der Spieler einen Pool und nur der SL hat einfach kurz im Kopf Modifikatoren überschlagen und sie mitgeteilt. Vor dem Angriffswurf gab es eine kurze Ansage.
Beispiel: "Dein Gegner erhält plus 2 auf den Angriffswurf"
In
Shadowrun 6 entsteht vor jedem Angriffswurf ein langer Dialog, in dem zwei Personen mit Zahlen jonglieren. Dazu findet das zweimal statt.
Beispiel: SL: "Mein Angreifer hat eine Waffe von 6." Spieler: "Ich habe eine Rüstung von 5." SL: "Dann erhält dein Gegner einen Edgepunkt, den er gleich verwenden wird." Spieler: "Okay, wie ist bei den Situationsmodifikatoren?" SL: "Da erhält er auch ein Punkt Edge."
Das ist doch nicht gestreamlined? Es gibt jetzt einen Arbeitsschritt mehr. Man muss Waffe und Rüstung miteinander vergleichen. Warum? Was soll das? Früher war das einfacher und schneller: Waffe gibt Bonuswürfel Schaden, Rüstung gab Bonuswürfel Rüstung.
Ich erinnere mich an Shadworun 5, wo sie um die Proben zu vereinfachen Limits eingeführt haben. Auch da war mir schon nicht klar, warum mit Limits es einfach sein soll als ohne.
Und die Situationsmodifikatoren sind vereinfacht? Ich weiß nicht. Klar ab jetzt sagt der SL nur noch grob "plus 1 Edge", "minus 1 Edge" oder "ausgeglichen". Klingt einfacher. Ist es aber nicht. Denn bei SR4 habe ich einfach Würfel dazu bekommen und mit ihnen gewürfelt, das ging rasch und war idiotensicher. Zukünftig werde ich stattdessen in diesem Schritt immer eine Pause brauchen, um zu überlegen wie ich mein Edge einsetze. Vor allem Neulinge sind damit überfordert und brauchen ewig. Würfel zuschieben und zum Würfeln auffordern, war intuitiv.
Die neuen Regeln sind also viel komplexer und brauchen länger. Wie bei den Limits aus SR5 stellt sich nun die Frage: Wenn schon alles jetzt länger dauert und komplexer ist, ist es dann wenigstens auch simulationistischer oder spannender? Ich denke nicht: Bei SR4 nahm ich meinen Gegner in die Zange, machte das Licht aus, warf eine Blendgranate, schrie ihn gleichzeitig an. Ich überlegte mir realistisch tausend Dinge um meine Chancen zu erhöhen. Belohnt wurde das mit mehr Würfeln. In SR6 hingegen schreie ich ihn einfach an, alle weiteren tatktischen Überlegungen bringen mir nichts mehr. Es gibt nur den einen Edgepunkt. Schlaues Verhalten wird einfach nicht belohnt. Ein Alptraum für jeden Nicht-Malkavianer.
Ich hatte mich auf SR5 und 6 gefreut. Aber im Gegensatz zu SR4 wird nicht einfacher. Im Gegensatz zu SR3 nicht realistischer. Ich bin ratlos. Für wen soll die neue Edition sein?