Und unseren Auftrag, der Menschheit die Augen zu öffnen, soll ich ignorieren?
Jetzt hab ich das Bild im Kopf, wie du mit einem riesigen "Jason Hardy kann nix!"-Schild über x-beliebige Demos läufst
Was lässt den weapon specialist in deinen Augen zu einem dysfunktionelen Archetypen werden?
Vorweg:
Es gibt noch andere Archetypen, die den Spagat zwischen Weltdarstellung und nützlicher Rolle in einer Runnergruppe nicht so recht schaffen, allen voran der Detektiv, die Rockerin und der Ausgebrannte Magier (weswegen die zwei letzteren auch beim Schritt von SR1 auf 2 in der Versenkung verschwunden sind).
Der Ganger ist zwar (wie der Detektiv) durchgehend dabei, hat aber nur in SR1 und 2 die (neckischerweise nirgends spielmechanisch klar definierte) Sonderfähigkeit, weitere Ganger ranzuholen. Spätestens seit die weg ist, ist er ein Klotz am Bein.
Drei Archetypen, die erst ab SR3 auftauchen, sind das emergente Resultat von Spielerverhalten (mit Tendenz Richtung Black Trenchcoat) und haben mit der Aufnahme ins GRW quasi den Ritterschlag erhalten: Chamäleon/Unterhändler/Face, Einbruchspezialistin (unter ständig wechselnder Bezeichnung) und eben die Waffenspezialistin.
Die ersten beiden sind sinnvolle Rollen (obwohl das andere sozusagen im Nebenjob mit erledigen könnten) und sogar als Mundane "lebensfähig", auch wenn der geneigte Powergamer das natürlich mit Magie oder Cyberware ins Extrem treiben kann.
Die Waffenspezialistin dagegen ist in SR3 einfach nur ein schlechter Samurai, hat in SR4 sogar überhaupt keine (!) und in SR5 so gut wie keine sinnvolle Cyberware. Der Archetyp besteht aus einer verzettelten Liste an Fertigkeitsgruppen mit Waffenbezug und einer Riesenliste an Waffen (weil man ja irgendwo die ganzen Ressourcen hinknallen muss, wenn man schon keine Cyberware holt), die aber vor Allem durch überflüssige Doppelungen auffällt, weil die sinnvolle Auswahl gar nicht so groß ist.
Da muss man ernsthaft fragen, welche Rolle die denn speziall ab SR4 in dieser Form ausfüllen soll. Als "combat specialist" taugt sie nicht, weil sie das schlicht nicht kann mit ihren lahmen Attributen, ihren fürchterlich breit verteilten Waffen- und nicht vorhandenen sonstigen Fertigkeiten und ihrem einen Ini-Durchgang. Waffen und anderes Gerät beschafft der (NSC!-)Schieber - und selbst wenn es eine sinnvolle und notwendige Aufgabe wäre, ein breites Spektrum an Waffen und Ausrüstung für das komplette Team bereit zu halten, um nicht von den Widrigkeiten kurzfristiger Beschaffung betroffen zu sein, dann müsste es eben eine sinnvolle Auswahl sein und kein buntes Sammelsurium.
Aber wer entscheidet sich für so ein "stimmungsvolles" Konzept und schreibt sich dann 4x Ares Predator, 4x Ares Alpha etc. pp. in die Waffenliste?
Davon abgesehen, dass das in der Form höchstens 1-2 mal funktionieren würde, wenn Waffen wirklich regelmäßig verlustig gehen würden - in der
Downtime neue beschaffen kann die Waffenspezialistin nämlich auch nicht spürbar besser als andere. Es sei denn, man handwedelt das aufgrund der Rolle...
Die Waffenspezialistin ist quasi der
BMX Bandit unter den Archetypen (aber nicht der einzige).
Freilich lebt Shadowrun auch davon, Spielwiese zur Adaption von Einzelpersonen oder Charakterkonzepten aus anderen Medien, primär Action- und Heist-Filme, zu bieten.
Aber wenn man eine Runnergruppe auf möglichst wenige Rollen runterbricht, zeigt sich schnell, dass da so manches zu fluffig bzw. zu sehr "rollenspielerische Herausforderung" ist, um wirklich mithalten zu können.
Da gibt es schlicht keinen "meaningful way", wie solche Konzepte zu einem Run beitragen können*.
Und bei dieser Betrachtung fällt der nächste grobe Schnitzer von Hardy bei seiner Aufzählung auf: "Adept" ist keine sinnvolle Rollenbezeichnung, weil der Adept so vielseitig ist, dass er sich in verschiedene Rollen einordnen kann. Aber dann fällt er eben dort drunter, anstatt seine eigene inhaltsleere Nennung zu bekommen.
Wie gesagt: Aus Spieldesign-Perspektive ist diese Aufzählung ein Offenbarungseid und bedeutet wenig mehr als "wir bleiben gewohnt konfus".
*Es sei denn natürlich, man spielt/leitet entsprechend und richtet sich danach aus. Das geht zwar für einzelne Gruppen grundsätzlich in Ordnung, kann aber nicht der Maßstab sein, wenn man eine neue Edition konzipiert. Dieser Ansatz findet nämlich immer seinen Weg, während die eher mechanik- und leistungsorientierten Stile ein solides Fundament brauchen.
EditGerade im CGL-Forum gelesen und zu schön und passend, um es hier nicht reinzustellen:
"Maybe the true developer notes were the friends we made along the way. "