Angesichts der verfügbaren Verkaufszahlen der englischen Ausgabe hat man sich anscheinend mit der hartnäckigen Weigerung*, ein rundes Produkt anzubieten, jetzt (endlich) auch um die Verkäufe des GRW gebracht.
*Anders kann man das ja schon nicht mehr nennen, wenn man sich anschaut, was für Macken teils seit den 90ern mitgeschleppt bzw. immer wieder neu aufgelegt (!) werden und wie sehr man sich hier und da gegen guten Input gesperrt hat.
SR war lange Zeit ein akzeptabler Kompromiss für recht verschiedene Spielertypen, aber mittlerweile haben viele gemerkt, dass sie mit ihrer jeweiligen Präferenz woanders besser bedient werden.
Geblieben sind ja fast nur noch die absoluten Gewohnheitstiere.
Wenn es nur die alten Macken wären, bestünde das Problem vermutlich gar nicht mal so sehr.
Shadowrunner sind duldsam, sonst würden sie das System nicht bespielen.
CGL hat auf das mitschleppen von altem Ballast aber noch mal eines draufgesetzt in dem sie im englischen Bereich vollkommen auf Feedback scheißen und den qualitativen Abwärtstrend noch verstärken.
Dazu dann noch diverses Online-Drama und zu viele Leue die an der falschen Position für ihre Kompetenz sitzen.
Bei deinem letzten Absatz mag ich widersprechen. SR bedient eine Präferenz (relativ crunchiges SciFi mit sehr viel raum für Barbiespiel) für die es keine wirklich passende Alternative gibt, sofern man nicht von Grund auf selbst bauen möchte. GURPS ist darum mMn überhaupt keine funktionale Alternative, ebenso wenig wie die drölfzig leichtgewichtigen Hacks im Stile von Blades in the Dark & Co. Damit bedient man allenfalls Settinginteressierte, keine Leute die am System Spaß haben.
So rein gefühlsmäßig gibt es bei den SR-Systemfreunden 3 große Fraktionen:
1e/2e Oldschooler
4e Fans
3e/5e Fans
6e hat jetzt den großen Wurf geschafft, ein System abzuliefern dessen mechanischer Unterbau und zum Teil auch das veränderte Setting für keine der drei Gruppen attraktiv ist.
Mein bisheriger Erfahrungsschatz deckt sich damit auch. Ich habe bisher erst drei Arten von Menschen gesehen die sich positiv gegenüber 6e geäußert haben:
- Jene die das System nur mal überflogen haben
- Anarchy-Fans (und freunde von narrativen Ansätzen).
- Leute bei denen ich weiß dass sie gewisse Schwierigkeiten haben, spielmechanische Löcher zu sehen, selbst wenn sie mMn. sehr offensichtlich sind.
Das ist meinem Empfinden nach im Vergleich zu den Käuferschichten der alten 5 Editionen aber eine recht überschaubare Menge, von denen viele auch einfach bei Anarchy bleiben würden (das macht seinen Job nämlich trotz viel berechtigter Schelte besser als 6e und ist auch mit DEUTLICH weniger Aufwand zu polieren).
Dazu kommen zumindest hierzulande noch die "kann man zu dem Preis ja mal mitnehmen" Leute, aber die sind für die Übersee-Absatzzahlen ja irrelevant.
Und die scheinen wohl wirklich ziemlich schäbig zu sein.
Ich befürchte nur dass sich dadurch nichts ins positive ändern wird. Es sind immer noch die gleichen Leute am Ruder die in der 5e Endzeit Sachen wie die bekloppte Munition aus KillCode verbrochen haben.