Nach meiner Erfahrung gilt: Je mehr ein System versucht, wenige Lücken zuzulassen, desto mehr Fehler/Widersprüche enthält es (siehe dazu die entsprechenden Errata-Listen).
Ja, aber...
Wenn die gleichen Autoren ein wesentlich umfangreicheres, detaillierteres Regelwerk schreiben, gibt es natürlich mehr Gelegenheiten für Fehler und Versäumnisse.
Aber dass man mit einem komplexeren System zwingend das Gegenteil dessen erreicht, was man sich vorgenommen hat - da gehe ich nicht mit.
Ja, komplexe Systeme erstellen ist nicht leicht und obendrauf auch keine reine Fleißaufgabe: Klar gibt es dabei einige Sachen, die "nur" viel Zeit fressen, aber an anderen Stellen braucht man schlicht das richtige Händchen, sonst wird es nichts. Und genau da trennt sich die Spreu vom Weizen, was das Erreichen der Zielsetzung angeht.
Da würde so mancher gut daran tun, seine eigenen Grenzen zu kennen und sich auf das Maß an Komplexität zu beschränken, bei dem er ein taugliches Regelwerk zusammenbekommt.
Shadowrun 5 und Splittermond sind beides Crunch-Monster und aus dem Bauch raus hat Splittermond sogar den größeren Regel-Umfang, aber dennoch liegt Splittermond um Welten vor SR5, was das Vermeiden von Fehlern, Regelartefakten und inneren Widersprüchen angeht.
Crunch erstellen muss man können, aber wenn man das kann, dann funktioniert er auch.
Zu 2. Völlig logisch, da wäre dann aber ehr die Frage wieso man sich mit etwas abgibt das Persönlich gesehen irgendwie doof ist
Hauptgrund wird da sein, dass die eigenen Spieler nicht von einem bestimmten Regelwerk abzubringen sind. In dieser misslichen Lage sind nicht gerade wenige SL.
Das ganze ist für mich irgendwie ein Grund warum DnD gerade so in der Popularität explodiert, sie haben irgendwie den Sweet Spot (Mir fällt kein Deutsches Wort dafür ein) für Regel Komplexität getroffen. Zumindest den Sweet Spot der breiten Masse.
Ja, sehe ich auch so.
Ich weiß nicht, wie weit die Beurteilung passt, dass D&D5 (nur) jedermanns zweitliebstes D&D wäre und man sich daher am Ehesten darauf einigen kann, aber es spricht jedenfalls viele an.
Allerdings setzt das auch voraus, dass der SL bzw. die Gruppe den Anspruch hat, dass immer nur mit den vorgegebenen Regeln gespielt werden darf. Sonst würde doch nichts dagegen sprechen, die Szene kurz zu handwedeln und einfach Regeln zu improiviseren?
Ich habe das sehr oft genau so erlebt: Wenn es offizielle Regeln für etwas gibt, "müssen" sie auch genutzt werden. Das ist für viele die Grundhaltung* und es braucht schon einen recht hohen Leidensdruck in Sachen Erlernen und Anwenden dieser Regeln, um davon abzurücken.
*Prinzipiell sehe ich das auch so, aber ich stecke viel mehr Arbeit als die meisten in die Auswahl eines Regelwerks, das mir in der Hinsicht möglichst gut gefällt und erstelle auch schon mal prophylaktisch Hausregeln für Bereiche, die absehbar gar nicht relevant sind.
Dazu:
Aber ist nicht der letzte Satz genau das was die Regeln überflüssig macht? Nicht missverstehen ich sehe das genauso eine Regel die nicht passt wird ignoriert oder geändert.
Da ist die Frage,
wann (sprich in welchem Kontext) das ignorieren oder ändern einer Regel als legitim betrachtet wird.
Wenn die Gruppe damit einverstanden ist, dass der SL das zu jedem beliebigen Zeitpunkt einseitig machen kann, ist das völlig unkritisch.
Am Häufigsten begegnet mir aber die Haltung, dass eine negativ auffällige Regel ad hoc
im Gruppenkonsens ignoriert (aber im Zweifelsfall angewendet (!)) wird und nach der Sitzung eine gangbare Ersatzregel geschaffen wird.
Öfters mal nachgucken müssen empfinde ich bereits als Behinderung.
Völlig legitimer Anspruch, aber damit ist man natürlich in Sachen Regelkomplexität deutlich begrenzt.
Kann man ja aber als Befreiung empfinden und damit als so hohes Gut, dass Lücken und sonstige Randerscheinungen im Vergleich irrelevant sind.
Warum? Geht ja mit Google, SRDs und Foren heutzutage meist fix.
Wenn ich für die Klärung einer Regelfrage googlen oder Foren wälzen müsste, würde ich erst gar nicht anfangen zu suchen.
Entweder weiß ich auf Anhieb ungefähr, wo es
im Regelwerk steht und schaue es dort nach oder ich mache mein eigenes Ding.
Ein System, bei dem ich derart auf Exegese durch oder Material und Einsichten von Dritte(n) angewiesen bin, ist schon durchgefallen.