Ich denke, dass es interessant und relevant ist, mitzuteilen, dass nicht jeder vorbehaltlos die Daumen drückt.
Ich seh die große Vorbehaltslosigkeit nicht. Nur weil kleinere Vorbehalte nicht an die große Glocke gehängt werden, heißt das nicht, dass sie nicht da sind. Ich sehe auch keinen Nutzen darin diese breit zu kommunizieren. Im schlimmsten Fall schadet das den Verlagen. Aber als Maßnahme der Psycho-Hygiene kann man das - bei Bedarf - schon mal machen.
Dass F&S und Uhrwerk von der Insolvenz überrascht wurden, heißt nicht automatisch, dass keine Fehler gemacht wurden.
Und wenn Fehler gemacht wurden, heißt das nicht automatisch, dass diese auf Inkompetenz, Schusseligkeit oder Böswilligkeit beruhen.
Manche Fehler basieren auf falschen Annahmen, Daten, Modellen. Und sie sind nicht zwangsläufig bei den Leidtragenden zu suchen.
Schon hier haben wir so viele Variablen drin, dass man eigentlich keine begründeten Vermutungen treffen kann.
Die Konstruktion von linearen Ursache-Wirkung-Ketten funktioniert hier (wie eigentlich ganz oft) nicht.
(Auch wenn wir genau das z.T. aus psychologischen Gründen trotzdem tun.)
Was wir wissen ist, dass Uhrwerk sich stets bemüht hat a) aus Fehlern zu lernen und b) diese in einer offenen Weise kommuniziert wurden, die das branchenübliche Maß weit hinter sich lässt. Gleichzeitig wissen wir auch, dass Uhrwerk-Crowdfundings auch mal Probleme hatten und dass manches nicht so zeitnah wie wünschenswert kommuniziert wurde.
Kurz: Was Verlässlichkeit angeht gehört Uhrwerk - alles in allem - zu den vertrauenswürdigsten Verlagen. Das kann man auch an den Rückmeldungen der Angestellten und Freelancer ablesen. Nackter Stahl, Prometheus, das alte 13Mann-Team, Ulisses, ... stehen da z-T. deutlich schlechter da. Andere Verlage sind für mich zu klein (Hobbytätigkeit), zu jung oder ich habe keinen Einblick, weil das Portfolio an mir vorbei geht.
Ich halte Steuerschulden auch für den wahrscheinlichsten Auslöser, auch wenn die eigentlich alles andere als überraschend kommen sollten – und selbst wenn, hat man entsprechende Zahlungsfristen.
Da gibt es allerdings durchaus eine Reihe größerer Unwägbarkeiten. Inklusive der, dass unberechtigte Steuerforderungen trotzdem zunächst in angegebener Höhe beglichen werden müssen und die Fristen gar nicht so großzügig sind. Aus der sozialen Arbeit weiß ich, dass staatliche Regelungen durchaus Fallstricke haben und auch immer wieder Ergebnisse produzieren, die auch die Regelgebenden gerade nicht intendiert hatten.
Und zu guter Letzt:
Natürlich ist die Frage des Verschuldens interessant. Für manche macht das einen Unterschied, ob sie den Verlagen helfen wollen oder nicht. Die Kommunikationsweise der Verlage macht einen Unterschied, ... Und, und, und ...
Nur: Die Informtions- und Handlungsfreiheit liegt bis auch Weiteres beim Insolvenzverwalter. Die Verlagsmitarbeitenden können derzeit wenig tun.